Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
gleichzeitig über beträchtliche Psi-Kräfte.«
»Was sie nur wissen konnten, wenn sie Zugang zu seiner Akte hatten. Und die konnten sie nicht bekommen, ohne Alarm auszulösen …« Ich hielt inne und erinnerte mich an das, was Misha gesagt hatte. Ich blickte von Jack zu Kade und wieder zurück. »Das hat Misha gemeint. Es gibt einen Maulwurf in deiner Abteilung.«
Kade nickte. »Es kommen zwei Leute in Frage: mein direkter Chef, Ross James, oder der Mann, der für die gesamte Sektion verantwortlich ist, ein gewisser General Martin Hunt. Die beiden wussten als Einzige, dass und aus welchem Grund Denny und ich dort waren.«
»Aber es müsste doch trotzdem Alarm ausgelöst worden sein?« Wie konnten zwei Männer verschwinden, ohne dass das Aufsehen erregte? Vor allem bei einer so geheimen militärischen Einheit? »Wenn es Ross James ist, hätte er leicht falsche Berichte vorlegen können«, erklärte Rhoan. Er sah Jack an. »Haben wir beide überprüft?«
»Ja. Im Augenblick wirken beide Männer wie die Unschuldsengel«, erklärte Jack mit finsterer Miene. Ich hatte ihn noch nie so gesehen. »Natürlich weiß Ross James, dass Kade frei und bei uns ist. Ich habe mir Kades Identität von ihm bestätigen lassen, als wir in Leura waren.«
»Was machen wir?« »Ross James ist das einfachere Ziel. Er ist ein Mensch, und obwohl er offenbar über starke geistige Abwehrmechanismen verfügt, sind sie nicht stark genug, um mich abzuhalten.« »Deshalb wird er auch niemals General werden«, murmelte Kade. »Er weiß, dass Kade lebt. Das machen wir uns zunutze und haben ein Treffen arrangiert.«
»Wozu?«, fragte Rhoan. »Er wird die neueste Abwehrtechnik tragen, und selbst wenn er nichts ahnt, ist er wohl kaum so dumm, allein zu kommen.« »Deshalb wirst du vor Ort sein und notfalls eingreifen.«
Das hieß, dass ich wieder mit Quinn zurückblieb. Nachdem er so lange brauchte, um zu einer Entscheidung zu kommen, war ich darüber nicht gerade glücklich. Das war, als würde man mit einer Tafel Schokolade vor meiner Nase herumwedeln und mir gleichzeitig erklären, dass ich sie aber nicht anrühren durfte. Es war einfach gemein.
»Inzwischen«, fuhr Jack fort, »überprüfen Quinn und Riley Martin Hunt.« »Und wie sollen wir das machen?« »Ganz einfach.« Jacks Blick glitt zu Quinn. »Du hast doch sicher eine Einladung zu dem Wohltätigkeitsessen der Kinderstiftung morgen Abend?« »Ja.« »Gut. Hunt wird dort sein, seine Frau sitzt im Stiftungsrat. Du und Riley mischt euch unter die Hautevolee und werft dabei ein Auge auf Hunt.«
»Da gibt es ein großes Problem.« Ich klang sarkastisch. »Wenn Hunt ein Bösewicht ist, weiß er, wie ich aussehe.« »Deshalb bringt Rhoan Liander mit.« »Das Risiko ist zu groß.« Quinn sprach leise, klang aber sehr entschieden. »Ich gehe, aber Riley sollte hierbleiben.« »Wir brauchen Rileys Nase. Hunt kann ihr dort in dieser Zuchtzelle einen Besuch abgestattet haben. Wenn dem so ist, haben wir einen der Hauptakteure gefunden.«
So einfach war das nicht. Tief in meinem Inneren rührte sich die Gewissheit, dass es noch jemand anders gab. Jemand, den ich bereits kannte. Jemand, der im Verborgenen die Fäden zog.
»Sie haben sie jetzt bereits zweimal entführt und seither mehrmals versucht, sie umzubringen.« Quinn gab nicht auf. »Ihre DNS nützt ihnen ebenso viel, wenn sie tot ist. Wenn wir sie zu dieser Feier schicken, unterschreiben wir praktisch ihr Todesurteil.« »Sie wissen doch noch nicht einmal, dass sie dort ist.« »Sie wussten, dass sie in diesem Hotel in Brighton war. Sie wussten, dass sie in dem Parkhaus war. Wieso sollten sie nicht ebenfalls wissen, dass sie bei dem Essen ist?«
»Ich finde auch, dass Riley dort nicht hingehen sollte«, pflichtete Rhoan ihm bei. »Sie ist nicht für verdeckte Ermittlungen ausgebildet.« »Es ist nicht gefährlich«, erklärte Jack ungeduldig. »Und Quinn ist bei ihr, um sie zu beschützen.« »Wir haben sie bislang alle nicht gerade sonderlich gut beschützen können.« Rhoan sah mich an. »Es ist deine Entscheidung.«
Das hieß, dass er hinter mir stand, egal wie ich mich entschied. Selbst wenn ich mich gegen Jacks Befehl stellte. Ich lächelte, als mir klar wurde, wie sehr ich meinen Bruder liebte.
»Liander sorgt für die Verkleidung. Ich vertraue ihm.« Ich blickte zu Jack. »Dieser Wahnsinn muss ein Ende haben. Ich will endlich wieder ein normales Leben führen.« Er sagte nicht, was offensichtlich war: dass ich keine Chance mehr
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