Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
auf ein normales Leben hatte. Aber er dachte es. Ich sah es in seinen Augen.
»Gut«, sagte er schlicht. »Kade, Quinn und Riley, ruht euch ein bisschen aus. Rhoan, fahr du zurück in die Stadt und hol Liander. Nimm ein paar Männer mit.«
Ich wartete, bis die drei gegangen waren, dann begegnete ich Jacks Blick: »Du scheinst eine Sache vergessen zu haben. Morgen fangen meine nächtlichen Treffen mit Misha an.« »Das habe ich keineswegs vergessen. Das Essen findet am frühen Abend statt. Ein Auto holt dich und Quinn um zehn Uhr ab und bringt euch zurück zum Flughafen. Quinn nimmt sein eigenes Flugzeug, und der Jet bringt dich so rechtzeitig zurück, dass du Misha treffen kannst.«
»Wenn alles nach Plan läuft.« Bislang war das nicht der Fall gewesen. »Die Dinge fügen sich langsam in unserem Sinne, Riley. Alles wird gut.«
Ich rieb meine Arme und hoffte inständig, dass er recht hatte, denn morgen stand nicht nur mein Leben auf dem Spiel, sondern auch Quinns. Jack hatte anscheinend vergessen, dass Quinn bereits mehrfach das Ziel von Anschlägen geworden war. Oder vielleicht interessierte es ihn einfach nicht.
»Hier ist ein Bild des Generals und seiner Frau.« Er drehte den Monitor herum, so dass ich die Bilder sehen konnte. Der General wirkte groß und steif, hatte graumeliertes Haar und ein schroffes Gesicht. Seine Frau war sehr groß und dick, hatte ein nichtssagendes Gesicht und stumpfe braune Haare. Es war die Art von Paar, nach dem man sich kein zweites Mal umsah.
»Ruh dich ein bisschen aus«, fügte er hinzu. »Du siehst ziemlich geschafft aus.« Das war ich. Dennoch dachte ich nicht an Schlaf, als ich draußen vor der Tür stand und witterte, in welche Richtung Kade und Quinn gegangen waren. Doch zum Glück hatten meine Hormone noch nicht das Ruder übernommen. Ich fand eine leere Zelle, zog mich aus und legte mich auf die Pritsche, um zu schlafen.
Der Schlaf war leider alles andere als erholsam. In meinem Traum tauchte ein gesichtsloser Mann auf, der sich an mir verging. Ein Mann, den ich einmal gut gekannt hatte. Ein Mann, dessen Name mir auf der Zunge lag, der mir aber einfach nicht einfallen wollte.
Ich erwachte in dem Bewusstsein, dass ich nicht länger allein war. Die Luft roch intensiv nach Moschus und weckte meine frustrierten Hormone zum Leben. Ich öffnete die Augen.
Kade saß auf einem Stuhl gegenüber von meinem Bett und lächelte, als er bemerkte, dass ich ihn ansah. »Ich dachte, ich komme zu dir und bitte dich um Entschuldigung.« »Abgesehen davon, dass du ein bisschen den Anblick genießen wolltest.« Ich warf die Decke zurück und stand auf. Er musterte mich von oben bis unten und sah mich anerkennend und voller Sympathie an. »Nun, da gibt es viel zu genießen.« »Solange du nur guckst und mich nicht anfasst. Wir haben einiges zu tun und keine Zeit.« »Für Sex ist immer Zeit, Honey.«
Meine Hormone jubilierten bei der Aussicht auf ein bisschen Liebe mit einem Pferdewandler, doch ich schaffte es, sie nicht weiter zu beachten. »Ist Liander schon da?« »Ja.« »Dann haben wir keine Zeit.« Er stand auf und kam auf mich zu. Ich legte eine Hand gegen seine Brust und hielt ihn davon ab, noch näher zu kommen. »Ich habe nein gesagt, Kade.«
Er nahm meine Hand und führte sie an seine Lippen. Sein Atem strich warm über meine Fingerspitzen, sein Kuss war sanft und zärtlich. »Und wenn ich dir verspreche, schnell zu sein?« »Wir haben es schon einmal schnell gemacht. Ich würde zur Abwechslung gern einmal die ausführliche Variante kennen lernen.« Während ich das sagte, musste ich unwillkürlich lächeln. Denn wenn es um Sex ging, konnte Kade länger durchhalten als jeder andere Mann.
Er zog mich leicht an sich und legte seine Arme um meine Taille. Er fühlte sich so gut an, so warm und fest, die Lust flirrte durch meinen Körper. Mein Widerstand schmolz dahin.
»Wir haben eine halbe Stunde und ein Einzelbett«, sagte er, als hätte er gespürt, dass ich auf einmal weich wurde. »Findest du nicht, dass ein Einzelbett ein kleines bisschen zu eng für uns beide ist?« »Wenn du das glaubst, bist du noch nicht richtig in einem Einzelbett geliebt worden.« Ein freches Lächeln umspielte seine Lippen, und ich musste unwillkürlich ebenfalls lächeln. Weil ich ihn wollte. Gott, wie ich ihn wollte.
Ganz ehrlich, hätte Kellen vor mir gestanden, hätte ich keine Minute gezögert und auf Liander gepfiffen. Dieser Gedanke gab schließlich den Ausschlag, und auch mein letzter
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