Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
Männer kletterten in das Führerhaus, hinten stieg jedoch niemand ein. Zeit, sich auf den Weg zu machen.
»Wir werden verfolgt«, erklärte ich Berna, als der Fahrer den Motor startete. »Von wem?« Berna behielt das Fahrzeug im Auge und sprach genauso leise wie ich. »Er steht an der letzten Tür.« »Das ist fast hundert Meter weg.« Sie sah mir forschend in die Augen. »Ein Werwolf ist nicht in der Lage, jemanden auf diese Entfernung gegen den Wind zu wittern.« Ich nutzte in diesem Fall nicht meinen Geruchssinn, aber das musste sie nicht wissen. »Eine gewagte Behauptung, wenn dieser Werwolf es kann.« Sie brummte. »Willst du, dass ich ihn ablenke?« »Ja, bitte.« »Wird gemacht.«
Berna drehte sofort um und lief zurück. Ich wartete, bis der Lastwagen sich in Bewegung setzte, schlich um die Ecke, hüllte mich in Schatten und lief wie der Teufel zur Hinterseite des Lastwagens.
Der war schneller, als ich angenommen hatte, und wenn ich es überhaupt noch hineinschaffen wollte , bevor er weg war, musste ich springen. Ich erwischte die Ladeklappe, hievte meinen Arm darüber und hielt mich krampfhaft fest, während meine Zehen knapp über der Straße baumelten. Nicht sehr komfortabel. Als ich wieder Luft bekam, drehte ich mich herum, warf ein Bein über die Klappe und zog mich hinein. Als ich mich auf der anderen Seite herunterfallen ließ, stieß ich mit der Hüfte gegen eine Kiste. Ich unterdrückte einen Schrei, verharrte unbeweglich auf dem Boden, traute mich kaum zu atmen und lauschte. Das Brummen des Motors mischte sich mit den Rollgeräuschen der Reifen. Es roch nach Rhoan, nach Gewürzen und Leder, doch damit vermischte sich der intensive, metallische Geruch von Blut, was meine Wiedersehensfreude trübte. Sie hatten ihn wirklich fertiggemacht.
Ich wurde wütend, und meine Wut war die eines Werwolfes, der sein Rudel verteidigt. Rhoan war mein Rudel. Er war Alles, was ich hatte, und wer auch immer ihm das angetan hatte, würde dafür bezahlen. O ja, ich konnte Nerida wirklich gut verstehen.
Abgesehen von Rhoans Geruch nahm ich den der Männer wahr, eine Mischung aus Kiefer und Ozean. Ich konnte sie riechen, aber nicht »fühlen«. Offenbar waren es Menschen. Das menschliche Gehör war nicht sehr gut, und bei dem lauten Rumpeln des Lastwagens würden sie mich nicht bemerken. Während ich um die erste Kiste herumschlich, behielt ich allerdings die Schatten um meinen Körper. Auch wenn die beiden mich nicht hörten, reichte ein Blick in den Rückspiegel, um mich zu entdecken. Ich war nackt, und jede nackte Frau zieht die Aufmerksamkeit der Männer auf sich.
Rhoan befand sich in der Mitte des Lastwagens. Man hatte ihn wie Müll einfach auf den Boden geworfen; sein Gesicht war genauso zerschunden wie sein Körper. Das einzig Unversehrte an ihm waren seine Genitalien. Es sah so aus, als hätte jemand diese Gegend bewusst gemieden. Äußerst seltsam. Ich ließ mich neben ihm nieder, berührte sanft seine Stirn und strich ihm die verschwitzten, blutverklebten Haare aus dem Gesicht. Er rührte sich, was mich sehr erleichterte. Auch wenn er nicht gleich die Augen öffnete, war es nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte.
Ich aktivierte die Funkverbindung in seinem Ohr, beugte mich vor und murmelte: »Jack, folge diesem Signal, und halt den Lastwagen an, sobald wir weit genug von den Toren weg sind. Und bring medizinische Hilfe für Rhoan mit.« Ich konnte Jacks Antwort zwar nicht verstehen, aber ich traute mich nicht, meine eigene Verbindung zu benutzen. Dann hätte ich lauter sprechen müssen, und dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.
Ich sah kurz zu den beiden Menschen in der Fahrerkabine, dann legte ich mich neben Rhoan auf den Boden und stieß ihn sanft an. Wieder reagierte er und schlug schließlich die Augen auf. Der Braunton seiner Augen war ungewohnt, fremd. Doch nicht sein Lächeln. »Ich wusste, du würdest mich finden.« Seine Stimme war nur ein schwaches Flüstern und klang heiser vor Schmerzen, aber für mich hätte es nichts Süßeres geben können. »Sind kleine Schwestern nicht dazu da?« Als er die Augen wieder schloss, legte ich behutsam meine Hand auf seine geschundene Wange. »Rhoan, wer hat dir das angetan?«
»Starr. Moss.« Er zitterte, und der heftige Schmerz, den ich von mir ferngehalten hatte, schwappte erneut wie eine Welle über mich hinweg. Der Schmerz kam nicht allein von seinen Verletzungen, es war das tödliche Brennen von Silber.
Ich befeuchtete meine Lippen und
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