Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
»Ich wette, das sagst du normalerweise zu Männern«, murmelte ich, gehorchte aber.
Er steckte mir die kleinen Plastikplättchen in beide Wangen, und es fühlte sich mal wieder so an, als würde er mir die Zähne ausreißen, und nicht, als würde er mir Plastik unter die Haut schieben.
»Aua, aua, aua«, schimpfte ich empört, als ich wieder sprechen konnte. »Du könntest zumindest Schmerzmittel benutzen.« »Stell dich nicht so kindisch an. Außerdem ist die Oberfläche mit einem Betäubungsmittel bestrichen, das die Haut beim Einsetzen unempfindlich machen sollte.« »Tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber es funktioniert nicht.« »Glaub mir, es wäre deutlich schmerzhafter, wenn sie nicht damit bestrichen wären. So, jetzt sag noch etwas, damit ich höre, ob sie funktionieren.« »Ich hoffe, dass das eines Tages jemand mit dir macht, damit du siehst, wie schmerzhaft das ist. Betäubung hin oder her.«
Meine Stimme klang einige Oktaven tiefer und so heiser, als hätte ich nächtelang in verrauchten Räumen herumgehangen. Noch nie hatte sich eine Drohung so sexy angehört. Ehrlich.
»Sehr schön«, murmelte er, beugte sich nach vorn und reichte mir einen Rucksack. »Deine Garderobe und deine weltlichen Besitztümer.« »Toll.« Ich öffnete den Reißverschluss der Tasche. Darin befanden sich eine Jeans, Trägerhemden, ein Paar Turnschuhe, ein Gürtel, der mit einer echt aussehenden Spinne geschlossen wurde, ein paar Pullover und ein Nichts von einem Kleid. Alles wirkte abgetragen und verknittert. Abgesehen von der Unterwäsche. Die war erstklassig und äußerst sexy.
»Ein weiblicher Dieb trägt immer anständige Unterwäsche, egal in welchem Zustand die übrige Kleidung ist«, bemerkte Liander. »Wenn das alles ist, was ich vorzuweisen habe, bin ich wohl keine sehr erfolgreiche Diebin.« »Jack hat mir erklärt, dass du Sydney überstürzt verlassen musstest. Wieso ziehst du dich nicht um, dann kann ich mit Rhoan weitermachen.« »Was machst du denn mit Rhoan?« »Braun in Braun. Also ziemlich langweilig.« Ich sah ihn belustigt an. »Wenn du meinst, langweilig wäre weniger attraktiv, muss ich dich enttäuschen. Ich glaube nicht, dass das funktioniert.«
Er lächelte. »Nein, aber er hasst es, langweilig auszusehen, also ist das die Gelegenheit, mich ein bisschen an ihm zu rächen.«
Ich lachte. Nachdem ich die Jeans und ein dunkelgrünes Trägerhemd übergezogen hatte, betrachtete ich mich im Spiegel. Jemand, der deutlich jünger aussah als ich und wesentlich mehr Sexappeal besaß, starrte mir entgegen.
Meinem anfänglichen Gemecker zum Trotz musste ich zugeben, dass ich fantastisch aussah. Ich beugte mich nach vorn und küsste Liander auf die Wange. »Gute Arbeit.« »Ich bin der Beste«, erklärte er stolz, dann grinste er. »Sag deinem missratenen Bruder, dass er jetzt dran ist.«
Ich ging hinaus, und selbst Jack sah zweimal hin. »Na, das nenne ich klasse.« »Irgendwie sind diese plötzlichen Komplimente fast beleidigend. Nur die Haarlänge und Hautfarbe sind anders. Darunter stecke nach wie vor ich.« »Bis auf die Stimme«, erwiderte Rhoan. »Bei einer Telefonhotline würdest du damit ein Vermögen verdienen.« »Warte nur ab, wenn er erst mit dir fertig ist, Klugscheißer. Wer zuletzt lacht, lacht am besten.« Als Rhoan gegangen war, wandte ich mich an Jack. »Ich sehe irgendwie nicht so aus wie die Frauen, die Dia auswählt.«
»Sie nimmt ja nicht nur Prostituierte. Die anderen Frauen haben im Allgemeinen eine gute Figur und sind attraktiv. Sie haben keine Krankheiten, können gut einen Haufen Geld gebrauchen und haben kein Problem damit, dafür die Beine breit zu machen.« »Was, wenn sie mich nicht bemerkt oder mich nicht anspricht?« »Oh, sie wird dich zumindest bemerken.« Ich hob fragend die Brauen. »Wie willst du das schaffen?«
Jack lächelte selbstgefällig. »Du wirst Dia Jones heute Abend das Leben retten.« »Klar«, erwiderte ich trocken. »Dafür ist sie mir dann so dankbar, dass sie mich bittet, mit zu Starrs Anwesen zu kommen und seine zwei Adjutanten zu befriedigen.« Jack grinste. »Genau das ist der Plan.« »Und wenn sie dem Plan nicht folgt?« »Das wird sie. Poppy ist genau das, was sie sucht. Eine Person ohne Moral, der es egal ist, was sie tut. Hauptsache, es bringt Geld.«
Das Wichtigste ist, dass man an einen Plan glaubt. Vieleicht war mein Pessimismus schuld, vieleicht aber auch diese nervige Hellseherei, zu der ich neuerdings in der Lage war; ich war
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