Riley Jenson 03 - Der Gefähfrte der Wölfin
dir und der Abteilung ein Geschäft vorschlagen, Riley«, sagte sie leise. »Bleib stehen«, tönte Jack in mein Ohr.
Ich verfluchte ihn im Geiste, drehte mich aber um und verschränkte die Arme. Ich spannte alle Muskeln an und bereitete mich auf einen Kampf vor. Ich hatte Allerdings keine Ahnung, gegen wen ich kämpfen sollte, denn Dia selbst stellte Ahnung, gegen wen ich kämpfen sollte, denn Dia selbst stellte wohl kaum eine Bedrohung dar. Jedenfalls keine körperliche.
»Wie kommst du darauf, dass ich diese Riley sein soll?« »Ich habe gestern Abend deine Hand berührt und einige Geheimnisse erfahren.« Sie lächelte. »Du kannst mit dem Theater aufhören. Ich weiß Bescheid.«
Was wäre, wenn sie nicht meine Gedanken gelesen hatte? Konnte sie hellsehen, indem sie jemanden berührte? »Wieso hast du nicht gleich etwas gesagt?« »Ich musste erst sichergehen, dass ich mich nicht täuschte und dass der Name stimmt.«
Offenbar trafen nicht alle ihre Visionen zu, was vermutlich ein einmaliges Geständnis im Reich des Übersinnlichen war.
»Und wieso ist der Name so wichtig?« »Weil Riley Jenson bislang die Einzige ist, die Deshon Starr entwischt ist und seine Pläne torpediert hat.«
Ihre Worte trugen wenig zu meiner Entspannung bei, und hätte ich nicht eindeutig gespürt, dass sich außer uns niemand im Haus aufhielt, wäre ich wohl davongelaufen. Okay, ich wollte, dass dieser Wahnsinn ein Ende hatte, und das war nur möglich, wenn ich zu Starr kam.
»Frag sie, was sie will«, soufflierte Jack. Wenn er mir nicht nur ins Ohr gedröhnt, sondern stattdessen neben mir gestanden hätte, wäre ich versucht gewesen, ihm eine zu langen. Egal, ob er mein Chef war. Ich hatte wirklich andere Sorgen. Was hatte sie Starr verraten? Lief Rhoan Gefahr, aufzufliegen?
»Was hast du mit deinem Wissen angefangen?« »Ich bin damit nicht zu meinem Möchtegernmeister gegangen. Das schwöre ich dir«, bemerkte sie trocken, und ein gewisses Blitzen in ihren blinden Augen veranlasste mich, ihr zu glauben.
Vieleicht war ich ein Narr, dass ich mich so leicht von ihrer scheinbaren Aufrichtigkeit und der Verachtung und Wut in ihrer Stimme einnehmen ließ.
»Und wieso nicht? Er hat Misha umgebracht, weil der versucht hat, ihn zu hintergehen. Er würde keinen Augenblick zögern, das Gleiche mit dir zu machen.« »Ich weiß. Aber es muss etwas passieren.« »Und zwar?« Sie lächelte kühl. »Bevor ich Einzelheiten verrate, muss ich wissen, ob die Abteilung zu Verhandlungen bereit ist.« »Ja«, sagten Jack und ich gleichzeitig. Er fügte noch hinzu: »Kommt natürlich auf ihre Forderungen an.«
Sie hob eine ihrer blassen Brauen. »Musst du nicht zuerst mit deinem Chef sprechen?« »Nein. Ich kann ihn in meinem Kopf hören.« Ich war versucht hinzuzufügen »… und nein, ich bin nicht verrückt«, verkniff es mir jedoch. A, weil sie letzte Nacht erlebt hatte, dass ich über telepathische Kräfte verfügte, und B, weil ich glaubte, dass ich nicht weit davon entfernt war, verrückt zu werden. Schließlich würde keine vernünftige Person, und sei sie noch so wütend oder rachsüchtig, freiwillig in der Höhle des Löwen mit dessen Adjutanten vögeln, um an Informationen zu kommen.
»Telepathie.« Sie nickte. »Bei deiner Tätigkeit ist das wirklich praktisch, aber es erstaunt mich, dass sie dir nicht beigebracht haben, besser damit umzugehen.« »Hätten wir ja, wenn wir davon gewusst hätten«, dröhnte Jack höhnisch. »Aber da hat wohl jemand vergessen, uns einzuweihen.«
Ich ignorierte ihn. Er würde sowieso Alles, was ich sagte, gegen mich verwenden. »Was für ein Geschäft schlägst du vor?« Sie lächelte und deutete mit der Hand auf das Sofa. »Bitte setz dich.« »Ich stehe lieber, danke.« Aus dem Stand heraus war es wesentlich leichter, zu flüchten oder jemanden anzugreifen. Sie hob skeptisch wieder die Brauen. »Du misstraust mir. Das spüre ich.« »Ganz recht.« »Du bist ehrlich. Das gefällt mir.« »Und mir würde gefallen, wenn du endlich zum Punkt kämst.«
Sie schlug elegant die Beine übereinander und umfasste mit den Händen ihre Knie. »Okay, ich verlange Straffreiheit für alle Taten, die ich im Auftrag von Starr begangen habe.« »Das hängt stark davon ab, was sie uns im Gegenzug dafür bietet«, erklärte Jack. »Und?«, fragte ich, denn ich spürte, dass noch mehr auf Dias Wunschzettel stand. »Er darf nicht wissen, dass ich dir helfe. Deshalb werde ich niemals gegen ihn aussagen.«
Wenn sie glaubte,
Weitere Kostenlose Bücher