Ring aus Feuer
dem Tisch stand ein riesiger Blumenstrauß. Die zarten, einmalig schönen Blüten erinnerten ihn an die Frau, die er so schnell wie möglich in seine Arme schließen wollte.
Er streckte eine Hand aus und berührte sacht ein hauchzartes Blütenblatt. Es war so weich wie diese duftende Stelle hinter Tessas Ohr. Bisher war Stavros nie aufgefallen, dass frische Blumen in seinem Haus standen. Dabei verbreiteten gerade diese Orchideen eine sinnliche, exotische Atmosphäre, die perfekt zu seiner Beziehung mit Tessa passte.
Aber auch nach Wochen voller grandiosem Sex und einer überraschend angenehmen Partnerschaft war Tessa ihm noch immer ein Rätsel. Ein Geheimnis, das jenseits seines Fassungsvermögens lag.
Er wusste mittlerweile eine Menge über ihren Charakter, aber noch lange nicht genug. Sie reagierte aufrichtig auf ihn, genoss seine Gesellschaft und hatte sogar aus irgendeinem unerfindlichen Grund eine Schwäche für seinen Vater.
Auch die Angestellten mochten sie gern. Seiner Erfahrung nach war das ein gutes Zeichen. Seine Stiefmütter waren meistens herablassend und grob mit dem Personal umgesprungen. Tessa hatte nicht einmal versucht, ihm teuren Schmuck aus seinen Kollektionen abzuschwatzen. Sie hatte lediglich ein paar schlichte Kleider akzeptiert, die er ihr regelrecht aufdrängen musste. Das passte nicht zu einer Frau, die um die halbe Welt reiste, um an sein Vermögen zu kommen!
Vergeblich versuchte er, diese beiden Bilder übereinanderzuschieben. Die berechnende Lügnerin war nicht mit der aufrichtigen Person zu vereinen, die unter ein wenig Zuwendung und Aufmerksamkeit sichtbar aufblühte.
Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Anders als seine bisherigen Frauen war sie nicht auf ein Leben in Luxus aus, sondern suchte schlicht nach finanzieller Sicherheit. Das musste es sein.
Nach ihrer unruhigen Kindheit und der schweren Zeit in Südamerika war das schließlich kein Wunder. Ihm fiel das Entsetzen auf ihrem Gesicht ein, als sie seine großzügige Abfindungssumme abgelehnt hatte. Hatte sie vielleicht gar nicht begriffen, wie reich er eigentlich war?
Oder machte er sich nur etwas vor? Ratlos blieb er vor der Küche stehen. Will sie etwa noch mehr Geld herausschlagen? Das konnte er sich kaum vorstellen, und wie sollte es auch funktionieren?
Er öffnete die Tür und blieb wie angewurzelt stehen. Endlich hatte er Tessa gefunden, aber sie war nicht allein. Wie hypnotisiert starrte er sie an und fand sie in diesem Augenblick wunderhübsch.
Sie trug das schlichteste Outfit, das er ihr gekauft hatte: eine leicht ausgestellte schwarze Stoffhose, die ihre langen Beine betonte, und ein Top, in dem sich die einzigartige Farbe ihrer Augen wiederfand.
Aber es waren nicht ihre Kleider, die ihn so faszinierten. Es war die ungetrübte Fröhlichkeit, die sie ausstrahlte. Die Wirkung dieser Ausstrahlung hüllte ihn ein wie eine rosarote Wolke.
Auf dem Arm trug sie ein Kleinkind. Stavros erkannte das Kind als Adoni, den Enkel seiner Haushälterin Melina. Der Kleine griff kichernd und gurgelnd nach einem bunten Ball, den Tessa in ihrer Hand hielt. Als er ihn nicht erreichen konnte, zog er fest an einer von ihren dunklen Haarsträhnen.
„Oh! Adoni, das ist nicht fair“, beschwerte sie sich lachend.
Ihr Anblick, das gerötete Gesicht und die funkelnden Augen, brannte sich in sein Herz ein, um auf ewig dort zu bleiben.
War es die Art, wie sie den Kleinen ansah? So als wäre nichts auf der ganzen Welt wichtiger als er? Oder war es die Vision, dass Tessa in ein paar Jahren auf diese Weise mit ihrem eigenen Kind spielte? Mit dem Kind, das sie von einem anderen Mann empfangen hatte.
Ein für ihn völlig neuer Schmerz durchdrang sein Inneres, und Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. Die Gewalt, mit der ihn dieses unbekannte Gefühl überfiel, erschütterte ihn zutiefst.
Aber er wollte dieses Gefühl nicht weiter definieren. Seiner Erfahrung nach ließ man sich nicht von seinen Emotionen, sondern vom Verstand leiten.
„Stavros!“, begrüßte sie ihn atemlos und strahlte.
Gut, ihre Stimme lenkte ihn von seinen seltsamen Empfindungen ab.
„Wie ich sehe, habe ich einen Rivalen.“ Mühsam zwang er sich zu einem Lächeln.
Tessa umarmte Adoni noch fester. Stavros’ Lächeln traf sie wie ein Blitz, der in ihrem Herzen ein Feuer entzündete. Und heute empfand sie zusätzlich so etwas wie Erleichterung. Beim Anblick seiner düsteren Miene hatte sie schon befürchtet, er hätte ihr gegenüber
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