Ring frei fuer die Liebe
Magenzucken hatte zwei Ursachen: der Gedanke an Talli und die Erkenntnis, dass das Wiegen heute nicht stattfinden würde. Nein! Er brauchte die Kohle. Alles hing davon ab. Und wenn sie jetzt weg war, würde er sie erst im Januar wiedersehen, und das war zu spät. Nur mühsam widerstand er dem heftigen Drang, sich zu übergeben.
Das konnte einfach nicht wahr sein.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte Dave sich besorgt.
Zac nickte. Es machte keinen Sinn, Dave in seine Probleme einzuweihen. Er war ein guter Typ, aber das musste er allein hinkriegen.
»Ja, ja, alles bestens. Ich wollte nur die Nummer mit der Waage hinter mich bringen, ehe sie weg ist.«
Dave grinste von einem Ohr bis zum anderen. »Gut, dass dein Kumpel das für dich gemacht hat. Ich konnte doch nicht riskieren, dass sie sich mit Hochzeitstorte und Cocktails vollstopft und das Ergebnis vergeigt. Sie hat sich heute Morgen hier im Studio gewogen, vor einem Kamerateam. Sie ist ein Pfund unter ihrem Wunschgewicht.«
Zwei erwachsene Männer in dicken Daunenjacken führten auf dem Parkplatz eines Fitnessstudios in Chelmsford einen wilden Freudentanz auf.
»Ja! Danke, lieber Gott!«
»Dank besser mir«, sagte Dave. »Eigentlich kannst du nur mir danken. Was hast du denn mit der ganzen Kohle vor?«
Zac zuckte mit den Schultern. »Vermutlich in einen neuen Schlitten investieren.«
Dave wäre entsetzt, wenn er die Wahrheit erfahren würde. »Apropos, hat sie dir das Geld vielleicht gegeben?«
»Nein. Sie meinte, sie würde dir morgen einen Scheck schicken. Könnte sein, dass es wegen Weihnachten was länger dauert, aber nächste Woche müsstest du ihn haben.«
Zac rechnete kurz nach. Wenn er den Scheck am 27. oder 28. Dezember hatte und zur Bank brachte, konnte er ihm trotz Neujahr noch rechtzeitig gutgeschrieben werden. Es war knapp, aber es konnte klappen. Es musste klappen! Höchste Zeit, dass nach den ganzen Katastrophen mal was gut lief.
»Weihnachten ohne Auto ist natürlich ein Albtraum«, sagte Dave. »Was hältst du davon, wenn du solange meinen Mitsubishi nimmst? Er steht in den nächsten vierzehn Tagen ohnehin nur rum.«
Zac drehte den Kopf in die Richtung, in die Dave zeigte. Ein schwarzer Mitsubishi Warrior, der Geländewagen, den sie benutzten, um schwere Geräte zu transportieren und die Ausrüstung für ihre Boot Camps und Demo Sessions. Zwei Sitzreihen und dahinter noch ein riesiger Laderaum. Nicht besonders sexy, aber er würde ihm das Leben unglaublich erleichtern.
»Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das wäre natürlich super.«
Zac schloss die Augen. Irgendwer da oben schien ihn erhört zu haben. Er konnte es sich nicht leisten, weiter eine Pechsträhne zu haben.
Er hatte viel zu viel zu verlieren.
39. Kapitel
Sie kam sich vor wie in einer riesigen, fluffigen weißen Wolke. Eine, die Staunen und Glück verhieß und keineswegs das, was sie in Wirklichkeit war: Todesgefahr im dichten Schneetreiben auf einer britischen Autobahn. Nicht, dass Talli den Schnee sehen konnte. Nein. Denn im Moment gewann zäher, undurchdringlicher Nebel den Kampf um die Vorherrschaft der lebensbedrohlichen Wetterbedingungen.
Sie waren nur noch wenige Minuten vom Flughafen Gatwick entfernt, und außer ihnen hatte sich kaum jemand jetzt noch auf die Straße gewagt.
»Tja, das war’s dann wohl.« Trevor, der neben ihr auf dem Vordersitz des Minibusses von Highdrow Castle saß, zuckte resigniert mit den Schultern. »Ich war auf der ganzen Welt unterwegs, habe Drogen genommen und es mit Strichern in Rio getrieben, in einem Bordell in Venezuela mit SM experimentiert und eine Herz-OP überlebt, und jetzt sterbe ich auf der Autobahn zum Flughafen von Gatwick in einem Minibus namens Vera. Ist das nicht pathetisch?«
Talli musste trotz allem lachen. »Vera?«
»Vera, der Volkswagen. Frag nicht. Das Personal hat der Kiste den Namen gegeben. Keine Ahnung, warum.«
Als Talli sich beruhigt hatte, stieß sie Trevor aufmunternd an. »Wir sterben schon nicht, keine Sorge. Wir sind gleich da.«
Eine Reihe orangefarbener und roter Lichter geleitete sie zum Terminal und dort in eine Tiefgarage. Als sie den Aufzug betraten, der sie in die Ankunftshalle bringen sollte, hielt Talli ihre Finger über Kreuz, betete still vor sich hin und flehte um göttlichen Beistand.
Was für ein Albtraum!
Der schlimmste Schneesturm seit Jahrzehnten. Ausgerechnet am Vorabend der Hochzeit. Ganz Großbritannien versank im Chaos. Sie hatte am Morgen mehrfach in Gatwick angerufen und
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