Ring frei fuer die Liebe
er mit ihr zu besprechen hatte, eignete sich nicht für die Mailbox. Er drückte »Beenden«, holte tief Luft und wählte eine neue Nummer.
Der Klingelton war langgezogen und klang nach Ausland.
»Hallo?« Die verschlafene Stimme am anderen Ende war zweifellos die von Dessi.
»Dessi, hier spricht Zac. Zac Parker. Ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst, aber …«
»Klar erinnere ich mich an dich!«, rief sie und war sofort hellwach.
»Ah. Ja. Gut. Tja, weißt du, ich bin auf der Suche nach Talli. Hast du vielleicht ’ne Ahnung, wo sie sein könnte?«
»Moment mal, ich muss mir eben eine Zigarette anzünden. Sonst kann ich nicht klar denken.«
Am anderen Ende hörte man das Klacken eines Feuerzeugs und einen tiefen Atemzug, dann sprach Dessi weiter.
»Okay, Kopf ist frei«, verkündete sie. »Ist was passiert? Muss ich mir Sorgen machen?«
»Nein. Um Himmels willen, nein, ich …«, er suchte verzweifelt nach einer Erklärung, »… bin nur auf der Suche nach einem Job für sie. Irgendwas im Sportbereich. Und ein Typ, den ich kenne, möchte gern einmal mit ihr reden und wissen, ob … ob … sie ihm bei seiner Footballmannschaft aushelfen kann. Wirklich nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest. Sie hat schon im Hotel ausgecheckt, und ich weiß nicht, wie ich sie erreichen kann.«
Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Er war ein mieser Lügner. Sicher glaubte sie ihm kein Wort.
»Ich rufe dich gleich zurück, ich hab deine Nummer ja gespeichert.«
Kurz darauf war die Verbindung unterbrochen. Bestimmt rief sie als Nächstes die Polizei an und bat sie, sich um den irren Stalker zu kümmern, der ihre Schwester belästigte.
Sein Handy klingelte, und er zuckte zusammen. »Ja?«
»Also, sie ist nicht zu Hause, und Theresa sagt, sie erwarten sie auch nicht, weder heute noch sonst irgendwann in dieser Woche. Wenn sie nicht mehr im Hotel ist, kann ich mir nur vorstellen, dass sie auf dem Weg hierher ist. Domenic war gestern Abend völlig high. Er hat uns erzählt, dass er ihr einen Heiratsantrag gemacht hat. Angeblich hat sie Ja gesagt. Das ist vermutlich der Grund. Dann sollte ich ihn jetzt besser warnen … Als ich ihn zuletzt gesehen habe, hat er im Tanga auf der Theke getanzt. Schätze, er hat sein Grippemittel zu hoch dosiert.«
Zac hörte gar nicht mehr zu. Bei dem Wort Ja hatte er abgeschaltet.
Talli heiratete.
Er kam zu spät.
Sie war weg – in mehrfacher Bedeutung des Wortes.
37. Kapitel
»Versprich mir eines«, bat Trevor Highdrow. Er und Talli tranken einen Kaffee im eiskalten Eingangsbereich des Schlosses. »Wenn wir das hier hinter uns haben, gehen wir zusammen aus, und du revanchierst dich dafür, dass du mich hier so fertig machst.«
»Geht leider nicht.« Grinsend sah Talli zu, wie er seine Zigarette ausdrückte. Sie war froh, dass sie endlich wieder ins Warme konnten. Selbst drei lange Unterhosen übereinander halfen nicht gegen diese Kälte, die schlimmste in Essex seit fünfzig Jahren. »Bis dahin bin ich längst erfroren. Deine Nikotinsucht treibt mich in den sicheren Tod.«
Sie gingen ins Innere des Schlosses. Eine Tür führte von der imposanten Eingangshalle zu einem kleinen Besprechungsraum. Edwina saß bereits an dem wunderschönen Rosenholztisch mitten im Raum, blätterte in einem Stapel Papiere, darunter auch eine Zeichnung aus lauter Kreisen.
»Okay, Leute, ich wäre so weit!«, rief sie. »Nettes Schlafzimmer übrigens, Trevor. Simmy wird begeistert sein, wenn er kommt.«
Talli zwinkerte Trevor zu. Bis Edwina etwa eine halbe Stunde zuvor aufgetaucht war, hatte er auf glühenden Kohlen gesessen und sich gefragt, ob die bevorstehende Hochzeit sie endgültig in eine rasende Brautzilla verwandeln würde, die durchs Schloss wütete und an allem etwas auszusetzen hatte. So weit, so gut.
Edwina überprüfte die Dokumente, die vor ihr auf dem Tisch lagen; ihr Blick ging ständig hin und her zwischen den Kreisen und einer Liste. Nervös biss Talli sich auf die Unterlippe. Die Tischwäsche war am Morgen geliefert worden, auf die letzte Minute. Die Gondeln standen bereit, ordentlich nebeneinander aufgereiht. Die Floristin hatte versichert, dass sie pünktlich sein würde. Genau wie die Caterer, das Schlosspersonal, die Mietwagenfirma und die Musiker. Jetzt musste nur noch die Sitzordnung überprüft werden. Sie hatten Wochen gebraucht, mathematischen Sachverstand und die Diplomatie der Vereinten Nationen, um sie fertigzustellen.
Talli wäre beinahe in Ohnmacht
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