Ring frei fuer die Liebe
dankbar und umarmte ihre Tante noch einmal. »Ich bringe ihn irgendwann mal mit, dann kannst du ihn kennenlernen.«
»Gut.« Dots Stimme klang unheilvoll. »Er bekommt eine Extraportion Weihnachtskekse von mir.«
Zac nahm sich vor, sich so weit wie möglich von diesem Treffen fernzuhalten. Lena warf ihm einen Luftkuss zu und war aus der Tür. Unwillkürlich schaute er ihr durchs Fenster nach, wie sie den Weg entlanglief, in ihr weißes VW Beetle Cabrio stieg und davonbrauste. Jezzer machte ununterbrochen Fotos und stieg dann auf sein Motorrad, um ihr zu folgen. Ein ganz normaler Tag auf dem Planeten Reality TV. Seltsam, dass der Anblick eines Papparazzo ihn beruhigte und ihm die Sicherheit gab, dass da jemand war, der auf seine Schwester achtgab. Es liefen so viele Irre durch die Gegend, und die Mädchen erregten nun mal Aufmerksamkeit. Noch immer hatte man nicht herausgefunden, welcher Idiot Kiki diesen Mist schickte, und das machte ihn wütend.
Es war, als hätte Tante Dottie seine Gedanken gelesen.
»Gibt es eigentlich etwas Neues von diesem Walker?«
»Stalker, Tante Dot. Es heißt Stalker. Vor ein paar Tagen kam wieder so ein Brief an. Die Fernsehleute haben beschlossen, ihn mit in die Show zu nehmen, in der Hoffnung, den Übeltäter so endlich zum Aufhören zu bewegen. Keine Ahnung. Ich schätze, er ist so pervers, er genießt die zusätzliche Aufmerksamkeit sogar.«
»Dann sprich ein Machtwort, Zac. Verbiete es!«
Zac schüttelte den Kopf. »Ich habe da keinen Einfluss, Tante Dottie. Kiki entscheidet diese Dinge allein mit ihrem Management und den Produzenten der Show.«
Er schaute auf seine Uhr. Er hatte genau eine Stunde Zeit zwischen zwei Trainingseinheiten im Studio und musste langsam wieder los.
Nachdenklich betrachtete Dot ihren Kuchen, dann holte sie tief Luft. »Weißt du, Zac, wenn man nicht mehr glücklich ist, macht es keinen Sinn, mit einem Menschen zusammenzubleiben. Ich meine nur so. Ich will mich nicht einmischen.«
Der letzte Bissen ihres Kuchens verschwand in ihrem Mund.
»Ich weiß, Tante Dottie. Ich könnte dir jetzt einfach erzählen, dass alles super ist, aber …«
»Ich wüsste, dass du lügst. Genau wie damals, als ich diesen Fünfer bei dir gefunden habe.«
Bei der Erinnerung musste er lachen. Er hatte das Geld bekommen, weil er sein Englandtrikot an einen Freund verkauft hatte. Dot hatte es herausgefunden, war unverzüglich mit ihm zu der Mutter marschiert, hatte ihr den Fünfer in die Hand gedrückt und verlangt, dass der Junge das Trikot innerhalb von vierundzwanzig Stunden wieder herausrückte, und zwar gewaschen und gebügelt. So wurde es gemacht.
»Es funktioniert nicht mehr«, sagte er also und zupfte etwas verlegen am Halsausschnitt seines Nike-Shirts herum. »Es fällt mir nur so schwer, mit ihr Schluss zu machen. Es war eine lange Zeit. Und sie hat dieses Theater mit dem Stalker am Hals. Ich will sie nicht alleinlassen, verstehst du?«
Dots abfälliges Lachen überraschte ihn. »Red keinen Unsinn, Junge. Dieses Mädchen bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Sie wird es überleben – und sich dabei noch in Pose setzen. Glaubst du, ich hätte die Geschichte über sie und diesen DJ nicht mitbekommen? Für mich sah das nicht so aus, als wäre es nur für die Zeitung inszeniert. Ihre Zunge steckte so tief in seinem Hals, sie hing ja fast in seiner Lunge.«
Die Zeit saß ihm im Nacken, und Zac wusste, dass er losmusste, aber irgendwie tat es ihm gut, bei Tante Dot zu sitzen. Das Daversity Fitnessstudio war neunzehn Stunden am Tag geöffnet, zwischen fünf Uhr morgens und Mitternacht, und er war fast ununterbrochen mit irgendwelchen Kunden dort. Immerhin bedeutete das, dass er wenig von Kiki sah. Die Woche war hart gewesen – er hatte ständig zwischen Sorge und Schuldgefühlen geschwankt und dem Druck, so viel Geld wie möglich zu verdienen. Der Gedanke löste neue Schuldgefühle aus, denn er wusste, dass es Talli ähnlich ging.
Sie waren sich erst zweimal begegnet seit … nun, seit jener Nacht. Beide Male im Fitnessstudio, beide Male umgeben von vielen Leuten, und beide Male hatten sie sich verlegen angelächelt und sich dann wieder dem gewidmet, womit sie vorher beschäftigt gewesen waren. Offenbar bereute sie das, was zwischen ihnen geschehen war, inzwischen total, denn sie wurde jedes Mal knallrot, wenn sie ihn sah. Er wünschte nur, er könnte das genauso sehen.
»Ist das alles, was dich belastet, mein Junge?« Tante Dot schaute ihn aufmerksam an.
Mann,
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