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Ringkampf: Roman (German Edition)

Ringkampf: Roman (German Edition)

Titel: Ringkampf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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betrachtete seine manikürten Finger.
    Im Grunde seines Herzens war die Entscheidung bereits gefallen. Die Gäste selbst bezahlen zu lassen kam bei Lichte besehen nicht in Frage. Er konnte am Premierenabend doch nicht zu den Patronen, der Oberbürgermeisterin oder dem Herausgeber der Frankfurter Allgemeinen sagen, »Entschuldigen Sie, es ist mir schrecklich
unangenehm, aber wir müssen Sie leider bitten, einen kleinen monetären Beitrag zu Ihrer Lachs-Brochette zu leisten.« Unmöglich. Preuss entfernte einen Hautfetzen, der am Nagelbett des kleinen Fingers hervorstand.
    Also mußte man eine Premierenfeier mit wenigen machen. Die Gästeliste war radikal zu entrümpeln. Für Chor, Orchester, Technik und all das konnte eine getrennte Feier in der Kantine stattfinden. Solche Leute mochten es ohnehin lieber rustikal.
    Mit einem Seufzer der Erleichterung streckte der Generalmanager seine seidenbehosten Beine aus. Er strich über das angenehm nach Politur duftende Walnußholz seines neuen, wohltuend übersichtlichen Schreibtischs. Spätes neunzehntes Jahrhundert. Er ordnete die zehn Brieföffner parallel zur vorderen Kante der Schreibtischplatte und betrachtete sein Werk. Brieföffner-Sammeln war seine Leidenschaft. Die kostbarsten Stücke bewahrte er zu Hause in einer Vitrine auf. Nach kurzer Überlegung drehte er die hiesigen Exemplare um neunzig Grad. Zwei verirrten Büroklammern half er in ihre Marmorschale zurück.
    Das Bankett sollte der Frankfurter Hof ausrichten. Vielleicht war es besser, den Empfang überhaupt in das Hotel zu verlegen. Dann konnte der Rest für seine Feier das Café-Foyer hier im dritten Stock haben.
    Preuss schnalzte mit den Fingern. Eröffnete die oberste Schreibtischschublade und holte eine in Nappaleder gebundene Korrespondenzmappe heraus. Im ersten Fach lag ein einzelnes champagnerfarbenes Blatt. Der Generalmanager setzte seine Brille auf die Nasenspitze und ließ sich die verschnörkelten Zeilen auf der Zunge zergehen.

Menüzur »Walküre«
    Die klare Wildkräutersuppe »Waldweben«
Der Milchlammspieß »Nothung«
Der Baumkuchenscheit »Weltesche«
    Gleich morgen wollte er veranlassen, daß den Ring-Abonnenten die Speisekarten zugesandt wurden. Der maître de cuisine des Frankfurter Hofs hatte die Pausengastronomie zur Chefsache erklärt. Hermann Preuss lehnte sich zurück. Er sah sich in seiner Entscheidung bestätigt, diesem Mann auch das Premierenbankett anzuvertrauen. Hochzufrieden stieß er die erste Kugel einer Newtons Cradle an. Seine Gedanken wiegten sich im Takt.
    Ein trockenes Klopfen holte ihn aus seinen lukullischen Träumereien. Es war die Dramaturgin.
    »Ah, Frau Starneck. Seien Sie mir gegrüßt.« Er erhob sich mit imperialer Geste. Seine Silhouette zeichnete sich gegen den Mainhintergrund ab.
    Cora wanderte über den dunkelroten Teppich, der von der Tür zum Schreibtisch führte. Sie schüttelte die langfingrige Hand, die Preuss ihr hinhielt.
    »Schön haben Sie es hier«, sagte sie nach einem längeren Blick aus dem Panoramafenster. »Wenn ich mir diese neue Chefetage so anschaue, dann hat es sich ja doch gelohnt, daß die Oper abgebrannt ist.«
    Der Generalmanager räusperte sich halb pikiert, halb geschmeichelt. »Nun ja, die alten Räumlichkeiten waren in der Tat etwas bescheiden. — Aber setzen Sie sich doch bitte, Frau Starneck. — Wie kommen Sie mit den Proben voran ? Alles bestens?«
    »Abgesehen von diesem polnischen Novizen, den Sie uns als Alberich verkaufen wollen: ja.«
    »Wie? Sie sind mit Herrn Wolansky nicht zufrieden? Signore Bellini hat ihn als junges, absolut vielversprechendes Talent empfohlen.«
    »Das glaub ich Ihnen aufs erste Wort.« Cora verkniff sich ein schmutziges Grinsen. »Aber soll Raven sich mit Ihnen deswegen streiten.«
    Preuss verzog höflich die Mundwinkel. Sein Blick fiel auf die offene Postmappe. »Schauen Sie mal, ich habe hier gerade die Ankündigungen für die Ring-Gastronomie. « Erstreckte der Dramaturgin das champagnerfarbene Faltblatt entgegen. »Ist es nicht phantastisch?«
    »Ganz phantastisch«, bestätigte Cora. »Wenn schon die Inszenierung aus der Mikrowelle ist, sollte wenigstens das Pausenbuffet einen haut goût haben.«
    Preuss rümpfte die Brille auf seiner Nase zurecht. »Wie ich Ihnen bereits andeutete, ist es mir gelungen, die Deutsche Bank als großzügigen Sponsor für das Programmheft zu gewinnen. Sie hat sich bereit erklärt, die gesamten Herstellungskosten zu übernehmen.« Er machte eine triumphale

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