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Ringkampf: Roman (German Edition)

Ringkampf: Roman (German Edition)

Titel: Ringkampf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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ritten sie ins Ziel.
    Cora rollte sich von Mann und Tisch.
    »Das Geld liegt da drüben«, murmelte sie, bevor sie auf das Bett zuwankte. Wilder Schlaf fiel über sie her, kaum daß sie sich ausgestreckt hatte.
    Der stumme Lustdiener schlüpfte in seine Kleider, steckte die drei blauen Scheine ein und verließ die Wohnung. Zurück blieb eine Gummihaut, die ihr Leben auf einem erkalteten Stück Pizza aushauchte.

13
    Drei Flossen wiegten sich munter im Takt. Die Rheintöchter schunkelten. Mit ihren Schwanzspitzen kitzelten sie Alberich an der Nase. Floßhilde holte aus und verpaßte dem Nibelungen eine rasselnde Maulschelle. Die Nixen brachen in kreischendes Gelächter aus. Sie wollten mit Alberichs Kopf Wasserball spielen. Der bleiche Sänger trat zur Seite.
    Anna Santner schrie entnervt auf. »Jetzt bleib doch endlich mal stehen! Kapierst du? Hier! Stehenbleiben!« Sie hatte mit ihrer Schwanzflosse ins Leere geschlagen.
Um ein Haar wäre sie von ihrer Schaukel gestürzt. Slawomir Wolansky nickte stumm.
    Ihre Augen funkelten vor Zorn. »Alexander«, fauchte sie, »Alexander, so geht das nicht. Ich breche mir noch den Hals, wenn der hier immer abhaut.«
    Der Regisseur saß allein an dem langen Tisch, die Schultern nach vorn geschoben, den Kopf gesenkt. Er hatte es aufgegeben, in das szenische Geschehen eingreifen zu wollen. Er ließ es über sich ergehen wie einen kalten Novemberregen. Seine Stimme klang hohl. »Anna, bitte! Ich weiß, daß es mit ihm nicht einfach ist. Aber wir müssen das durchstehen. Gestern bei der Einzelprobe war er schon ganz gut. Er muß jetzt das richtige Timing mit euch lernen.«
    »Das hat doch alles keinen Sinn«, zeterte die Sängerin. »Wir haben diese verdammte Szene hundertmal probiert, und es wird immer schlimmer! Ich mache da nicht mehr mit! Wer bin ich denn! Soll ihm doch irgendeine Statistin die Beine hinhalten!« Sie sprang von ihrer Schaukel und schlug der Länge nach hin. Sie hatte den Fischschwanz vergessen.
    »Dieses Scheißkostüm!« Sie heulte auf wie eine Sirene. »Ich mag nicht mehr! Das ist doch alles Mist!« Mit beiden Fäusten traktierte sie das Podest.
    Cora hatte unbemerkt die Probebühne betreten. Sie warf einen flüchtig erstaunten Blick auf die tobende Flußjungfrau und setzte sich neben den Regisseur. »Was ist denn hier los? Irgendwas nicht in Ordnung?«
    »Nichts ist in Ordnung.«
    Die Dramaturgin mußte sich hinüberbeugen, um die gemurmelten Worte zu verstehen.
    »Dieser Dilettant raubt uns allen den letzten Nerv.
Bellini soll endlich mal herkommen und es sich selber ansehen. Vielleicht begreift er dann, wieso ich einen anderen Alberich brauche.«
    Die Dramaturgin zuckte die Achseln. »Scheiß auf Alberich. « Sie schaute suchend über den leeren Tisch. »Verrat mir lieber, wo die Regiebücher sind.«
    »Was?« Alexander Raven schien erst jetzt zu realisieren, daß Cora eingetroffen war.
    »Ich habe gefragt, wo die Regiebücher sind.«
    »Woher soll ich das denn wissen? Für die Regiebücher bist doch du zuständig.«
    Der Lautstärkepegel am Regietisch war in Sekunden hochgeschnellt. Die Sirene am Boden drosselte ihr Schluchzen. Die beiden anderen Fischfräuleins saßen auf ihren Stangen, als erwarteten sie den Tierpräparator.
    Die Dramaturgin schnaubte. »Vielleicht ist dir trotz mangelnder Zuständigkeit schon mal aufgefallen, daß ich bisher nach jeder Probe die Klavierauszüge in deinem Zimmer gelassen habe.«
    Der Regisseur ruckte mit dem Kopf. Er schaute haarscharf über Cora hinweg. »Was? In meinem Zimmer? Das ist ja ein irrsinniger Leichtsinn. Du weißt doch, daß da jeder reinmarschieren kann, seitdem diese Idioten die alten Schlösser ausgebaut haben, ohne neue einzubauen. «
    »Und du glaubst doch nicht ernsthaft, daß einer diese vergammelten Schwarten klaut.« Cora lachte durch die Nase. »Wo steckt eigentlich Reginald?« Sie feixte. »Der Gute hat sicher die ganze Nacht mit den Dingern im Bett gesessen, die Inszenierung gebüffelt und deshalb jetzt verschlafen. Du wirst sehen: Ab heute nachmittag hast du den Assistenten deines Lebens.«
    Alexander Raven brüllte los. »Ach was! Hör mir mit Reginald auf! Ich will, daß du die Regiebücher wieder herbeischaffst! Und zwar sofort! – Scheiße, wieso sitzt du hier eigentlich noch rum!«
    Die Dramaturgin streckte die Beine aus und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Sie wickelte sich eine Strähne um den Finger. »Ohne mich würden deine teuren Bücher schon seit Jahren in der Hölle schmoren«,

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