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Ringkampf: Roman (German Edition)

Ringkampf: Roman (German Edition)

Titel: Ringkampf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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dumpfen Schlag. Metallgeländer vibrierten. Eine heisere Männerstimme fluchte. Gwendolyn hörte ihr Herz wie einen Amboß hämmern. Die Schritte tappten langsam weiter. Die Gedanken verkeilten sich in ihrem Kopf.
    »Hallo? Ist da wer?« Sie hatte nicht schreien wollen, aber ihre Stimme explodierte in dem tiefen Schacht. Etwas Schweres polterte Stufen hinunter. Einige Herzschläge lang blieb es totenstill.
    »Hallo? Ist da wer«, fragte Gwendolyn noch einmal vorsichtiger.
    Irgendwo stöhnte es. »Wer ist da?« Die Männerstimme rang nach Atem.
    »Ich. Gwendolyn. Die Hospitantin. — Herr Raven, sind Sie das? Haben Sie sich verletzt?«
    »Nein, das heißt: ja, ich bin es«, zischte die Männerstimme. »Sie haben mich zu Tode erschreckt. Ich hätte mir das Genick brechen können. Was zum Teufel machen Sie hier?«
    Gwendolyn atmete aus. Ihr Herz sprang in sein gewohntes Metrum zurück. »Ich versuche, aus diesem beschissenen Labyrinth rauszukommen.«
    »Und wieso sind Sie in dieses beschissene Labyrinth überhaupt reingeraten?« Die Stimme zitterte zwischen Panik und Wut. »Die Probe ist doch seit Stunden aus.«
    »Ich saß die ganze Zeit aufm Klo fest. Dünnpfiff«, erklärte Gwendolyn ohne zu zögern. »Als es dann plötzlich dunkel geworden ist, da hab ich so einen Schreck gekriegt, daß sogar der Dünnpfiff aufgehört hat. Na ja, und seitdem versuch ich, hier irgendwie rauszukommen. « Sie seufzte. »Und was machen Sie hier?«
    »Ich habe noch gearbeitet«, gab die Stimme so knapp wie mürrisch zurück.
    Gwendolyn seufzte wieder. »Da sitzen wir ja ganz schön in der Tinte. Haben Sie einen blassen Schimmer, wo wir sind?« Sie hörte, wie sich ein unbeholfener Körper am Geländer aufrichtete.
    »Wir sind hier im hinteren Treppenhaus«, sagte es aus der Tiefe. »Ich bin im dritten Stock, und Sie müßten, wenn ich das richtig höre, irgendwo zwischen viertem und fünftem sein. Das Problem ist, daß wir hier wahrscheinlich gar nicht rauskommen. Mir ist gerade eingefallen, daß die Türda unten zumindest früherimmerabgeschlossen war.« Die Worte hallten in unterschiedliche Richtungen. »Es ist aber auch wirklich unfaßbar, daß hier nirgends die Notbeleuchtung an ist«, fluchte es. »Ich fürchte, wir müssen hoch in den sechsten Stock und dann vor zur Haupttreppe. Warten Sie, ich komme rauf zu Ihnen. Können Sie mir genauer sagen, wo Sie sind?«
    Die Hospitantin kicherte. »Sie sind lustig. Ich fühl mich ungefähr so, als ob ich die ganze Nacht Blinde Kuh gespielt hätte.«
    »Dann reden Sie wenigstens weiter«, knurrte es. »Irgendwas. Sonst stürze ich noch über Sie drüber.« Die Schritte setzten sich schwerfällig in Bewegung.
    Gwendolyn schlang ihre Arme um die angewinkelten
Beine und überlegte. »Meinen Sie, es geht in Ordnung, wenn ich singe?«
    Von unten ertönte ein ungehaltener Pfiff. »Meinetwegen können Sie auch grunzen.«
    »Also okay. — Auf, Loge! Hinab mit mir «, sang Gwendolyn mit flachbrüstigem Kinderalt. » Nach Nibelheim fahren wir nieder: gewinnen will ich das Gold. «
    Die Schritte waren verstummt. Dröhnendes Lachen erschütterte den Schacht.
    »Jetzt sind Sie dran«, erklärte das Mädchen unbeirrt. »Sie müssen den Loge singen. — Oder wollen Sie lieber den Wotan übernehmen? Dann singe ich eben Loge.«
    Die tiefere Stimme lachte noch immer. »Ich fürchte, ich bin nicht ganz so textsicher wie Sie.«
    »Das macht nix. Ich helf Ihnen weiter, wenn Sie hängen. «
    »Nein. Wirklich nicht.«
    »Doch, doch. Ich versprech auch, daß ich keinem was verraten werde. Großes Indianer-Ehrenwort. Also noch einmal!«
    Gwendolyn wiederholte Wotans unmelodiöse Zeilen.
    » Die Rheintöchter riefen dich, so dürfen Erlösung sie hoffen «, antwortete es halbherzig aus dem unteren Stockwerk.
    » Erhörung. Nicht Erlösung «, korrigierte sie. »Aber egal. Schweige Schwätzer! Freia, die gute, Freia giltes zu lösen .«
    » Wie du befiehlst, führ ich dich gern «, stolperte die zweite Stimme weiter. » Steilhinab steigen wir durch den Rhein? «
    » Nichtdurch den Rhein! «
    » So schwingen wir durch die Schwefelkluft: dort schlüpfe hinein! «
    » Ihr andren harrt bis Abend hier: verlorner Jugend erjag ich erlösendes Gold «, schmetterte Gwendolyn inbrünstig. Feierliche Stille senkte sich über das Treppenhaus.
    Sie klatschte in die Hände. »Prima! Das war doch schon ganz prima.«
    Das dunkle Lachen stieg unaufhaltsam höher. » Verraten Sie mir bitte eines: Warum um alles in der Welt hat eine

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