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Ringkampf: Roman (German Edition)

Ringkampf: Roman (German Edition)

Titel: Ringkampf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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sagte sie leise, aber scharf. »Darf ich dich daran erinnern, daß du in jener Nacht nicht mal mehr in der Lage warst, deinen eigenen Arsch — geschweige denn sonst irgendwas — aus der Oper zu retten. Ich bin noch mal zur Probebühne hoch und hab diese vier Schwarten — übrigens zusammen mit einer anständigen Rauchvergiftung — rausgeholt. Also halt jetzt — bitte — das Maul!«
    Alexander Raven war weiß geworden.

14
    Schweißgebadet schreckte Reginald in die Höhe. Es hatte geklopft. Unüberhörbar an der Tür geklopft. Panisch fuhr sich der Assistent übers Gesicht. Er war eingeschlafen. Draußen wurde es bereits dunkel. Seine Hände verhaspelten sich bei dem Versuch, gleichzeitig die Haare zurückzustreichen, das Hemd zuzuknöpfen und in die Hose zu stopfen. An der Tür des GMD-Zimmers klopfte es zum zweiten Mal.
    »Ja-ha, es ist offen«, rief er von der Galerie hinunter. Die Tür sprang mit trockenem Knacken auf. Er hörte entschlossene Schritte. Fieberhaft suchte er nach seinen
Lederslippern. Er schob den Arm zur Seite, der vom schwarzen Ledersofa baumelte.
    »Sekunde, ich komme«, rief er, während er in den linken Schuh schlüpfte.
    »Reginald«, schnarrte eine bekannte Stimme.
    Der Assistent runzelte die Stirn. Mit drei Schritten war er an der Galeriebrüstung. »Ach, du meine Güte«, rutschte es ihm heraus, »Ivan, du bist es. Was willst du denn hier?« Er stolperte die Stufen hinunter.
    Der Korrepetitor kam ihm bereits entgegen. »Ist Benito da?« Vergeblich versuchte er, einen Blick in den toten Winkel der Empore zu werfen.
    »Nein. Gott sei Dank, nein.« Reginald versperrte ihm den Weg. »Und ich glaube, es ist besser, du gehst, bevor er kommt«, sagte er eindringlich.
    »Ich muß mit ihm sprechen.« Eisern umklammerte Ivan Jouvain das Treppengeländer. Er entdeckte Reginalds nackten Fuß. »Du bist sicher, daß er nicht da oben ist«, fragte er langsam.
    Der Assistent kratzte sich mit den nackten Zehen am Schienbein. »Ganz sicher«, sagte er.
    Der aus der Gunst gefallene Kapellmeister schaute ihn finster an. »Es kann so nicht weitergehen. Dieser Terror dauert jetzt schon über einen Monat. Jedes Mal, wenn ich ihm über den Weg laufe, schaut er durch mich hindurch, als ob ich Luft für ihn wäre. Wie ein Gespenst fühle ich mich.«
    »Ivan, sei doch vernünftig!« Reginald faßte den größeren Mann an der Schulter. »Deine Lage ist entsetzlich, ich weiß, aber habe noch ein wenig Geduld mit ihm. Gib ihm noch ein, zwei Wochen, um sich wieder zu beruhigen.«
    Der Korrepetitorschüttelte ihn ab. »Nein, wirmüssen diese Geschichte so schnell wie möglich aus der Welt schaffen. Ansonsten kann ich hier nicht mehr bleiben. Lieber ein Ende mit Schrecken, als dieser Schrecken ohne Ende. Wenn er sich nicht versöhnen läßt, dann habe ich an diesem Haus keine Zukunft mehr. Ich will nicht den Restmeines Lebens am Klaviersitzen. Ich will wieder mit dem Orchester arbeiten, ich will wieder dirigieren. «
    »Ivan, du hast ja vollkommen recht.« Ohne daß dieser es merkte, drängte ihn Reginald die Treppe hinunter. Er redete auf ihn ein wie auf einen Suizidanten am offenen Fenster. »Ich kann deine Sorgen wirklich nachvollziehen. Aber du mußt auch sehen: Du hast ihn sehr verletzt. «
    Die beiden Männer hatten das untere Stockwerk erreicht.
    Ivan Jouvain stampfte auf. »Das ist doch absolut lächerlich! Er kann mir doch diese alberne Affäre mit Joanna nicht sein Leben lang nachtragen. Himmel, es war nur ein harmloses Vergnügen. Es hat mir nichts bedeutet.«
    »Ich bin froh, daß du das so sagst. Vielleicht ist es gut, wenn ich zuerst mit ihm darüber rede.« Reginald legte seinen linken Arm um den Korrepetitor, während er den rechten unauffällig nach der Türklinke streckte. »Du machst dir gar kein Bild davon, wie sehr ihn diese Sache getroffen hat.« Er blickte seinen Kollegen kumpelhaft an. »Es war aber auch wirklich taktlos von dir, es ausgerechnet hier zu tun. Eristnun einmal extrem empfindlich, was diesen Punkt anbelangt. Weißt du, ersieht die Dinge nicht so gelassen wie wir.« Schulterklopfend bugsierte er Ivan in den Türspalt.
    Aus dem Nachbarzimmer drangen zart gewundene Melismen. Ein Sopran übte Brünnhildes Friedensmelodie.
    Der Kapellmeister zuckte die Achseln. Sein linker Fuß war bereits im Gang. »Woher soll ich denn wissen, daß es für ihn eine Glaubensgeschichte ist, mit wem ich ins Bett steige. Wenn ihm so viel daran liegt, werde ich mir in Zukunft Frauen verkneifen. Wenn damit

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