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Ringkampf: Roman (German Edition)

Ringkampf: Roman (German Edition)

Titel: Ringkampf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Dieses kleine Mißgeschick ist nun leider passiert. Selbstverständlich können wir die Polizei einschalten. Dann gibt es viel Aufregung, viel Unruhe, viel Verwirrung.« Er schaute den Regisseur durchdringend an. »Wollen Sie wegen dieser dummen Geschichte wirklich unsere, Ihre Premiere aufs Spiel setzen? Und wofür? Nur damit sich am Ende zeigt, daß es Ihre Frau nicht war? Gran cosa! Oder daß sie es doch war? Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was dann geschieht. — Ist es da denn nicht viel besser, Sie akzeptieren unseren Vorschlag?«
    Der Regisseur biß die Zähne aufeinander. Die blasse Haut über den Kieferknochen spannte sich empfindlich.
    Ohne ihn einen Wimpernschlag lang aus den Augen zu lassen, rollte Bellini mit seinem Chefsessel vom Schreibtisch weg. »Ihre Frau zieht sich wegen vorübergehenden Stimmproblemen aus der Produktion zurück«, sagte er knapp. »Wir sorgen dafür, daß nichts von der ganzen Affäre nach draußen dringt. Der gute Ruf Ihrer Frau bleibt unbefleckt.« Seine schmalen Lippen kräuselten sich in schlecht verhohlenem Spott. »Außerdem habe ich gehört, daß Ihre Frau sowieso keine — keine sehr innige Beziehung zu der Rolle unterhielt, mit der man sie betraut hat. — Der Verlust dürfte sie nicht allzu schmerzlich treffen.« Er schaute Alexander Raven lauernd an. »Aber ich will Sie nicht beeinflussen. Natürlich können Sie darauf bestehen, daß wir die Polizei verständigen. «
    Der Zorn des Regisseurs war zu Ekel geronnen. Sprach-und blicklos verließ er das Zimmer.
    Benito Bellini lehnte sich lächelnd zurück. Die Lider
mit den gebogenen Wimpern schlossen sich wie die Blätter einer Venusfliegenfalle.

31
    Drei Zentner empörte Besorgnis ließen die Erde beben. Egolf Zanassian sprengte die Tür zum Krankenzimmer. Sein Aktenkoffer stürzte zu Boden.
    »Jessica«, rief er, »dem Himmel sei Dank, daß du noch lebst! Ich komme aus Stuttgart zurück, und was muß ich erfahren! Es ist ein Skandal! Ein Skandal sondergleichen! «
    »Aber Golfy, was machst du denn für einen Lärm! Hi!« Die Sängerin richtete sich im Bett auf. »Ich bin schon wieder ganz okay. My God , es ist nicht das erste Mal, daß ich vom Pferd gefallen bin.«
    Zitternd faßte der empfindsame Tycoon nach ihren Händen. »Was heißt hier vom Pferd gefallen? Jessica! Jessica! Jemand hat versucht, dich umzubringen.«
    » Bullshit! « Liebevoll kniff die Sängerin in die weichen Bäckchen. »Es war ein dummer kleiner Scherz. Mrs. Raven wollte auch mal die Brünnhilde singen.«
    »Was sagst du da?«
    »Oh ja, die ganze Sache ist schon erledigt. Stell dirvor, Mrs. Raven gibt aus Rücksicht für mich sogar ihre eigene Rolle auf.« Gut gelaunt boxte Jessica Johnson-Myer in das steife Krankenhauskissen. »Warum sollen wir daraus a big deal machen? Der Doktor hat gesagt, ich kann in ein paar Tagen wieder singen, und dann wollen wir schnell weiterprobieren. — Außerdem, ich muß Mrs. Raven dankbar sein. Wegen ihr habe ich eine wichtige
Erfahrung gemacht.« Sie lächelte. »Jetzt endlich weiß ich, wie Brünnhilde sich fühlt, wenn Siegfried sie aus ihrem tiefen, tiefen Schlafweckt.«
    »Oh, Jessica!« Zanassian ging neben dem Bett in die Knie und verbarg seinen Kopf in ihrem Schoß. Die Sängerin tätschelte den fleischigen Schädel. »Benito war gestern gleich als erster hier. My God , er war so furious. Schau, diese wunderschönen Blumen hat er mir gebracht. «
    Der Tycoon sah ihr verständnislos sorgenvoll in die Augen. »Jessica, es wurde ein Attentat auf dich verübt.« Er sprach zu der Diva wie zu einem retardierten Schulmädchen. »Diejenige, die dir das angetan hat, muß bestraft werden. So etwas läßt sich doch nicht mit ein paar läppischen Blumen aus der Welt schaffen.«
    »Warum denn nicht?« Jessica Johnson-Myer schaute ihn schmunzelnd an. »Seitdem ich dich kenne, erzählst du mir von dieser Opern-Eröffnung und wie sehr du dich darauf freust. Sollen wir das nun wegen solcher peanuts aufs Spiel setzen — nach allem, was du dafür getan hast.«
    Der Frankfurter Koloß sagte nichts. Mit angespannter Miene studierte er das Lochmuster seiner zierlichen Kalbslederschuhe.
    Die Sängerin entschärfte ihren Blick. Sie plinkerte unschuldig. »Der kleine Assistent hat mich auch schon besucht. Sweet Reginald. Er hat richtig gestottert, der arme, als er mir seine Pralinen gegeben hat. Es war ihm so peinlich.« Lachend griff sie nach einer überdimensionalen Schachtel. Sie zog an der duftig blauen Schleife.
    Zanassian

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