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Ringkampf: Roman (German Edition)

Ringkampf: Roman (German Edition)

Titel: Ringkampf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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Lachen bahnte sich seinen Weg aus der Kehle des Sängers. »Also, ich finde, wir haben jetzt genug Spaß gemacht«, sagte er. »Ich ziehe das Kostüm wieder aus, und du ziehst deine Sachen an, und dann fahren wir zusammen in mein Hotel, ja? Ich habe dort einen tip top Zimmerservice.«
    »Ach was, Zimmerservice«, winkte Gwendolyn ab. »Komm jetzt endlich.« Sie zerrte heftiger an seinem Arm.
    »Ehrlich, ich habe da kein gutes Gefühl bei.«
    »Warts ab. Kommt noch.«
    Widerstrebend ließ sich der Sänger emporziehen. »Wenn uns einer so sieht, der macht mich doch total fertig«, brummte er.
    »Wer soll uns denn sehen«, fragte Gwendolyn belustigt. Sie warf einen Blick auf die Uhr über der Tür. »Hier gehen sowieso gleich die Lichter aus. Und da unten sitzt dann nur noch so ne versoffene alte Nachtwächterin. «
    »Sag mal, woher weißt du das eigentlich alles so genau? «
    »Ich hab mich neulich schon mal einschließen lassen. Mit Alexander.« Die Hospitantin war bereits halb im Flur.
    »Ach so. So ist das also.« Der Sänger machte drei nachdrückliche Schritte ins Zimmer zurück. »Du läßt dich hier also mit jedem einschließen.« Seine Stimme dröhnte wie Posaunen.
    Gwendolyn spitzte die Lippen. »Man kann sich im Leben halt nicht immer aussuchen, mit wem man eingeschlossen wird.« Ihre Brüste wippten. »Im übrigen hab ich keinen Exklusiv-Vertrag mit dir.«
    Die angekündigte Finsternis fiel wie eine schwarze Spinne von der Decke herab und brach den Widerspruchsgeist des Sängers. In voller Montur ließ er sich von dem nackten Mädchen durch die dunklen Gänge der Oper führen. Die beiden Schrittpaare kehrten sich nach rechts, stiegen empor, kehrten sich nach links, stiegen empor, kehrten sich abermals nach links und stiegen, kehrten sich und stiegen. Immer weiter schraubten sie sich in das Schwarz hinein.
    Ein Luftzug verriet, daß eine Tür geöffnet wurde. Das Mädchen stieß den blinden Sänger in die Seite.
    »Wir sind da«, wisperte sie. »Wart hier einen Augenblick. « In der tieferen Dunkelheit wurde etwas gesucht. Gegenstände schleiften über den Boden. Ein Streichholz flammte auf. Gwendolyn kniete am Boden. Vor ihr lag eine offene Schachtel.
    Das flackernde Licht gab dem Sänger die Stimme zurück. »Um Gottes willen«, flüsterte er heiser. »Bist du wahnsinnig? Weißt du nicht, daß es hier schon einmal gebrannt hat!«
    Das Streichholz erlosch. Der Sänger verstummte.
    »Keine Angst.« Gwendolyn riß ein zweites Streichholz an. »Wir sind doch erst bei Walküre. Bis zum Weltenbrand dauerts noch ein bißchen.«
    Sie holte eine Friedhofskerze aus der Schachtel, entzündete sie und ging zum Sperrholzkrater in der Bühnenmitte.
    Panik schnürte Jochen Sywolls Stimmbänder zusammen. »Hör sofort auf damit«, keuchte er. »Hier sind überall Rauchmelder. Willst du Feueralarm auslösen?«
    Seelenruhig steckte die Hospitantin die restlichen Kerzen an.
    »Gibt keinen Feueralarm«, sagte sie. »Hab ich schon ausprobiert.«
    Riesenhaft tanzte ihr Schatten aus dem Vulkan heraus. Sie setzte sich auf die festgezurrte Schaukel, mit der Wotan bei der letzten Probe seine Lieblingstochter in Dornröschen-Schlaf gewiegt hatte.
    »Was ist«, fragte sie und schlenkerte mit den Beinen. »Willst du nicht mehr?«
    Wie eine gewaltige blaue Motte taumelte Jochen Sywoll
auf den Lichterkreis zu. Er fiel über Gwendolyn her und warf sie zu Boden. Ausgehungert leckte und knabberte er an ihrem milchweißen Körper. Ihre Hände wühlten in den Falten seines Göttermantels. Sie küßte die Augenklappe.
    »Sing«, flüsterte sie.
    »Wie?« Der Sänger hob den Kopf.
    »Ich will, daß du singst. Wotans Abschied.« Die Hospitantin schlang ihre Arme um den Mantelkragen. »Bitte! «
    Er stöhnte resigniert. Mit angegriffener Stimme kam er ihrem Wunsch nach.
    » Der Augen leuchtendes Paar, das oft ich lächelnd gekost, wenn Kampfeslust ein Kuß dir lohnte, wenn kindisch lallend der Helden Lob von holden Lippen dir floß .«
    Gwendolyn lauschte reglos. Ihre Finger spielten mit dem Pferdeschwanz. Jochen Sywoll knetete ihre Brüste.
    » Dieser Augen strahlendes Paar, das oft im Sturm mir geglänzt, wenn Hoffnungssehnen das Herz mir sengte, nach Weltenwonne mein Wunsch verlangte aus wild webendem Bangen .«
    Gwendolyn lächelte. Der Sänger packte ihre Beine und warf sie sich über die Schultern.
    » Zum letzten Mal letz es mich heut, mit des Lebewohles letztem Kuß! «
    Gwendolyn drehte den Kopf zur Seite. Er nestelte an seiner

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