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Ringkampf: Roman (German Edition)

Ringkampf: Roman (German Edition)

Titel: Ringkampf: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thea Dorn
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mit einem Blick, der die dazwischenliegenden Plastik-Rhododendren zum Welken brachte.
    Elli kaute auf ihrem Zigarillo herum. Mit gelbem Daumennagel schabte sie den Meßstrich vom Glas. »Euer Ring ist verflucht«, sagte sie nach abwägendem Kopfnicken.
    Mürrisch wandte Cora den Blick.
    »Findste nicht auch, daß hier in letzter Zeit ein bißchen viel Merkwürdiges passiert«, spekulierte Elli ungerührt weiter. »Könnte fast meinen, da hätt mal wieder einer was dagegen, daß euer Ring aufgeführt wird.«
    Widerstrebend öffnete die Dramaturgin den Mund. »Wieso mal wieder ?«
    Die Souffleuse grinste. »Schätzchen, wenn ich mich nicht völligirre, ist euch schon malacht Tage vorder Premiere die Bude abgebrannt.«
    »Ja und?«
    »Zufall ist ein netter Kerl. Darf einem bloß nicht so oft begegnen.«
    »Elli, bitte«, sagte die Dramaturgin unleidlich. »Das ist doch Stuß. Damals hat irgendein fertiger Junkie das Haus angezündet. Und diesmal schikaniert uns Alexanders frustriertes Eheweib. Was hat denn das miteinander zu tun?«
    »Nix«, sagte die Souffleuse und bestellte die nächste Runde. »Aberwersagt dirdenn, daß es hierum die Winterfeld geht?«
    »Wer außer Elisabeth sollte denn sonst hinter diesen Schwachsinns-Aktionen stecken«, ereiferte sich Cora. Sie vergaß, daß sie eigentlich noch beleidigt war. »Da gehört nicht viel Phantasie dazu, sich auszumalen, wie sehr ihr diese ganze Ring-Geschichte stinkt. Sie bekommt nicht nur das vorletzte Nebenröllchen, sondern muß auch noch mitansehen, wie Alexander Tag für Tag mit mir am Regiepult sitzt. – Das heißt«, Cora ließ ihren Reißzahn blinken, »die meiste Zeit sieht sie es ja nicht mit an, sondern sitzt daheim und spielt Warten auf den Gatten .« Sie lächelte wie eine Katze nach dem zweiten Mäuse-Frühstück.
    Das Kontrabaß-Oktett am Nachbartisch stimmte ein lautes Hallo an. Die Hospitantin tänzelte im geblümten Trägerkleidchen die Kantinenstufen hinab. Coras Lächeln kippte ins Säuerliche.
    Die Souffleuse paffte amüsiert. »Wie wärs, wenn du deinen kriminalistischen Eros zur Abwechslung mal
dem armen Junkie zuwendest. Vielleicht braucht der ihn ja viel nötiger.«
    »Was?« Die Dramaturgin schaute sie verwirrt an.
    Elli grinste. »Wär ja schon zufrieden, wenn du mir halb so eindrucksvoll erklären könntest, warum der Junkie damals die Oper angezündet hat.«
    »Ach, was weiß ich! Was geht mich denn dieser verdammte Junkie an«, fauchte Cora und kehrte zu ihrer Frostmiene zurück.
    Gwendolyn schwenkte auf die musikalische Herren-Runde zu. Zweiunddreißig Stuhlbeine begannen eilfertig zu rücken.
    Die Souffleuse lächelte sinnend. »Ist dir nie der Gedanke gekommen, daß es in diesen wiedererrichteten Mauern so knirscht, weil im Keller ein paar Leichen verscharrt sind?«
    Cora fiel die Zigarettenschachtel aus der Hand. Sie bückte sich nicht.
    »Was meinst du damit«, fragte sie langsam.
    »Na, was wars denn, wenn kein Blitzbegräbnis erster Klasse, wie die Angelegenheit hier damals geklärt wurde. Oper brennt, Junkie gesteht, Akte zu.«
    »Ja und«, schoß die Dramaturgin scharf zurück. »Der Kerl hat sich halt sofort gestellt, was sollten die da weiter ermitteln.«
    Elli senkte Blick und Stimme. »Ein verirrter Junkie aus dem Osten, der auf seine verzweifelte Lage aufmerksam machen wollte. Daß ich nicht lache!« Sie tippte sich mit dem Zigarillo an die Stirn.
    »Was ist denn daran so absurd«, konterte Cora barsch. »Die Fixer im Park schauen schließlich jeden Abend zu, wie die Frankfurterihre Nerze in die Oper Gassi führen.
Warum sollte da nicht mal einerausklinken und den Kasten anzünden?«
    »Weil da nicht einfach einer ausgeklinkt ist.« Die Souffleuse blickte sie bedeutungsvoll an. »Eine Oper fackelt man nicht ab wie einen Mülleimer. Da wirft man nicht eben mal ein Streichholz rein. – Wer auch immer das Feuer hier gelegt hat: Er hatte auf jeden Fall das richtige Zeug dabei, um imprägnierte Dekorationen in Brand zu stecken. Wär mir neu, daß die Fixer jetzt schon Benzin drücken.« Sie schüttelte den Kopf. »Außerdem wußte mir der Kerl ein bißchen zu genau, an welcher Stelle er zündeln muß. – Ne, ne, da kannte einer Siegfrieds wunden Punkt.«
    Die Dramaturgin starrte auf ihre Zigarettenschachtel. »Es sind schon Menschen von einem Messer erstochen worden, das eine vorbeifliegende Elster fallen gelassen hat«, sagte sie abwesend.
    Die Souffleuse lachte. »Geh noch ein Stückchen weiter im Text. Kurz nachdem er

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