Ringwelt 03: Ringwelt-Thron
Bogen«, erzählte er ihnen. »Heute Nacht sieht der Web-Bewohner ganz zur anderen Seite hinüber. Seht, dort ist die Sonne, und das dort ist Teil einer der Schattenblenden, die die Sonne des Nachts verbergen. Diese weißen Flecken sind Wolken. Nein, ihr könnt nicht beobachten, wie sie sich bewegen. Wenn sie so schnell wären, würde der Sturm die Landschaft bis zum Fundament aus Scrith wegblasen! Diese glitzernden Punkte und Kurven und Linien – das sind Seen und Flüsse. Seht ihr sie?«
»Der Web-Bewohner zeigt uns auch die Sterne. Sie sind größer als von hier unten«, sagte der alte Kidada. »Was ist das dort für einer, der sich bewegt? Louis, was versucht der Web-Bewohner dir mitzuteilen?«
Am Rand des Bogens hatten sämtliche Sterne angefangen, sich zu bewegen. Der hellste von allen bewegte sich entgegengesetzt zu den anderen. Louis hatte ihn bereits eine ganze Weile beobachtet. Er wurde langsamer, als er sich dem Randwall näherte. Dann war er über dem Randwall und tauchte einen Abschnitt in grelles, blauweißes Licht … und erlosch.
»Er versucht mir zu sagen, daß ein weiterer Eindringling unter den Bogen gekommen ist.«
Parald schnitt ein Stück Fleisch ab und reichte es Kidada. Dann ein Stück für Sawur, und plötzlich wollten alle etwas. Wheek bot Louis einen Fisch am Spieß an. Die Weber und Flußschiffer nahmen rasch ihre Mahlzeiten ein und gingen dann zwischen den Hütten hindurch zur Klippe.
Ich zeige dir, wie die Ringwelt erobert wird; komm zu mir und rede. Ich zeige dir nicht, ob Valavirgilin noch lebt oder tot ist; du mußt mich schon danach fragen.
Louis bedankte sich für ein Stück von der Antilope, und während er mit beiden Händen aß, folgte er Parald zur Klippe.
Die Weber saßen an niedrigen Tischen im Sand und beobachteten. Sawur rutschte ein wenig zur Seite und machte Louis Platz.
Im Fenster des Web-Auges überquerte ein quadratischer Schatten die Sonne. Die Einzelheiten wurden klarer, deutlicher. Im Verlauf der nächsten Minuten bewegte sich der Punkt nach innen, über die Ringweltoberfläche. Er wurde dunkler, verschwamm, verschwand.
Es war ein langweiliger Anblick, doch sie starrten unverwandt hin. Louis überlegte, ob Weber vielleicht süchtig nach passiver Unterhaltung werden konnten.
Jetzt bewegten sich die Wolken. Im Schnellen Vorlauf wurden Windströmungen sichtbar. Ein winziges Loch saugte Luft: Ein Meteor hatte die Oberfläche durchschlagen.
Weiter. Eine Sonnenprotuberanz schoß über den Rand des Schattenpaneels hinaus. Dann eine leuchtend grüne Schockwelle, die an der Protuberanz entlang nach oben stieg. Ein leuchtender grüner Stern berührte den Randwall genau dort, wo der Eindringling vorher innegehalten hatte. Der grüne Stern verließ den Rand und verschwamm, als er Wolken zerschnitt.
Die letzte Spur von Sonne verschwand am Himmel, und die Weber erhoben sich müde, um in ihre Hütten zu strömen. Sie unterhielten sich begeistert, doch immer wieder wurde Gähnen laut. Louis sah ihnen voller Staunen hinterher. Diese Weber waren wirklich keine Spur nachtaktiv.
Bevor der Hinterste sich entscheiden konnte, vor den anderen zu sprechen, schlenderte Louis zum Feuer zurück. Er fischte zwei seiner Wurzeln aus der Holzkohle.
Eine davon schmeckte bitter. Die andere war gar nicht schlecht. Er aß nicht immer so gut.
Die Flußschiffer waren geblieben. Einer von ihnen kam jetzt zu Louis. »Diese Schau ist für dich bestimmt, oder?«
Louis drehte sich um. Im fraktalen Fenster des Hintersten war der grüne Stern erloschen.
»Ich weiß nicht, was ich ihm sagen soll«, gab Louis zur Antwort. »Wheek, hat er mit dir gesprochen?«
»Nein. Er macht mir angst.«
Die Botschaft des Hintersten schien klar und deutlich. Fusionsantrieb: Ein eindringendes Raumschiff. ARM, das Patriarchat und die Weltenflotte wußten von der Ringwelt. Jede der drei Mächte hatte genügend Zeit gehabt, Expeditionen auf den Weg zu schicken. Vielleicht war der Invasor aber auch ein zurückkehrendes Raumschiff der Städtebauer oder jemand ganz anderes.
Das automatische Meteoritenabwehrsystem würde nicht handeln, solange der Eindringling sich langsam genug bewegte. Irgendeine Entität schoß ganz bewußt jeden Eindringling ab.
Aber auch der Killer hatte offensichtlich Probleme.
Lichtgeschwindigkeit. Der Invasor war Lichtminuten vom zweiten Großen Ozean entfernt gelandet, und der Angriff war um Stunden zu spät gekommen. Eine Protuberanz mußte erzeugt und anschließend der superthermische
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