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Ringwelt 04: Brennans Legende

Ringwelt 04: Brennans Legende

Titel: Ringwelt 04: Brennans Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Silhouetten – als hätte jemand ein Stück Landschaft von der Erde genommen und von einem geschickten Gartenbauer gestalten lassen.
    Es war klein, viel zu klein, um die Atmosphärenschicht festzuhalten, die er ringsum deutlich erkennen konnte, oder den blauen Teich, der auf einer Seite glitzerte. Ein modelliertes Stück Ton, geformt wie ein Kringel, mit Einbuchtungen und Auswölbungen auf der Oberfläche und einer kleinen grasgrünen Kugel, die im Loch in der Mitte schwebte, und einem vereinzelten Baum, der an der Seite aus der Kugel wuchs. Roy konnte die Kugel ganz deutlich erkennen. Sie mußte riesig sein.
    Die ihnen zugewandte Seite des Gebildes war in gleißendes Sonnenlicht getaucht. Woher kam dieses Sonnenlicht?
    »Wir steuern darauf zu.« Alices Stimme klang angespannt, aber gefaßter als noch kurze Zeit zuvor. Sie hatte sich rasch wieder erholt.
    »Was machen wir jetzt?« fragte er. »Sollen wir versuchen, aus eigener Kraft zu landen, oder warten wir darauf, daß er uns holt?«
    »Ich glaube, ich lasse besser den Antrieb warmlaufen«, erwiderte sie. »Sein Gravitationsgenerator könnte in der künstlichen Atmosphäre Stürme aufwühlen.«
    Er fragte nicht: »Woher weißt du das?« Selbstverständlich war alles nur eine Vermutung. Er fragte: »Waffen?«
    Ihre Hände verharrten auf den Kontrollen. »Er würde nicht … keine Ahnung.«
    Truesdale dachte über die Frage nach. Zu lange. Er verspielte seine Chance.
     
    Als er erwachte, glaubte er im ersten Augenblick, auf der Erde zu sein. Helles Sonnenlicht, blauer Himmel. Gras kitzelte ihn am Rücken und den Beinen, eine kühle, aromatische, frische Brise ging … war er vielleicht in einem anderen Nationalpark ausgesetzt worden? Er rollte sich herum und erblickte … Brennan.
    Brennan saß im Gras, hatte die knotigen Knie an den Leib gezogen und beobachtete ihn. Bis auf eine lange Weste war Brennan nackt. Die Weste bestand scheinbar nur aus Taschen: große Taschen, kleine Taschen, Schlaufen, in denen Werkzeuge hingen, Taschen auf Taschen und in Taschen; und die meisten davon waren voll. Er schien sein eigenes Gewicht in Ausrüstung mit sich herumzuschleppen.
    Wo die Weste den Blick freigab, hing Brennans Haut in losen, schrumpeligen Falten wie weiches Leder herab. Er sah aus wie die Pak-Mumie im Smithsonian, doch er war größer und noch häßlicher. Seine Augen waren braun und intelligent – und menschlich.
    »Hallo Roy«, sagte er.
    Truesdale setzte sich ruckartig auf. Neben ihm lag Alice auf dem Rücken. Sie hatte die Augen geschlossen und trug noch immer ihren Druckanzug, doch der Helm war geöffnet. Das Schiff lag mit dem Bauch auf … auf …
    Ihm wurde schwindelig.
    »Ihr fehlt nichts«, sagte Brennan gerade. Seine Stimme klang trocken und nur entfernt fremdartig. »Ebenso wenig wie dir. Ich mußte verhindern, daß ihr mit gezückten Waffen herausgestürmt kommt. Dieses Ökosystem ist nicht einfach aufrechtzuerhalten.«
    Roy blickte sich erneut um. Den Hügel hinauf, einen sanften, grünen Hang, zu einer Stelle, wo eine unglaubliche Masse schwebte, als wollte sie jeden Augenblick auf sie herunterfallen. Eine grasbedeckte Kugel mit einem einzigen, gigantischen Baum, der an einer Seite waagerecht herauswuchs. Das Schiff ruhte neben dem Stamm. Es hätte zu Boden stürzen müssen.
    Alice Jordan setzte sich auf. Roy fragte sich, ob sie in Panik ausbrechen würde … statt dessen musterte sie das Brennan-Monster einen Augenblick lang und sagte dann nur: »Also hatten wir recht.«
    »Ziemlich«, stimmte Brennan ihr zu. »Auf der Persephone hättet ihr allerdings nichts gefunden.«
    »Und jetzt sitzen wir in der Falle und sind gefangen«, sagte sie bitter.
    »Nein. Ihr seid Gäste.«
    Ihr Gesichtsausdruck änderte sich nicht.
    »Ihr glaubt, ich beschönige eure Lage? Das tue ich nicht. Wenn ich von hier fortgehe, überlasse ich euch diesen Ort. Meine Arbeit hier ist fast zu Ende. Ich muß euch nur noch beibringen, wie ihr vermeidet, euch selbst umzubringen, indem ihr auf die falschen Knöpfe drückt, und dann übergebe ich euch die Besitzurkunde für Kobold. Dafür ist genügend Zeit vorhanden.«
    Übergeben? Roy dachte, daß sie vielmehr hier draußen gestrandet waren, unerreichbar fern von Zuhause. In einem Gefängnis, einem angenehmen zwar, aber doch einem Gefängnis. Glaubte Brennan etwa, er habe einen neuen Garten Eden erschaffen? … Brennan redete noch immer.
    »Selbstverständlich besitze ich mein eigenes Schiff. Ich lasse euch das eure. Ihr wart klug

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