Ringwelt 04: Brennans Legende
weiß, daß Truesdale schlau genug ist, um dahinter zu kommen.
Also hat er bereits vor dem Start eine Münze geworfen. Zweimal. Wie ist sie gefallen, Brennan? Brennan lacht in seinem Schädel, doch sein Gesicht regt sich nicht. Wenn Truesdale sich schlau anstellt, freut sich Brennan der Protektor.
Und was wird er als nächstes machen? Brennan denkt darüber nach. Ein Glück, daß es keine Rolle spielt. Nichts, was Truesdale unternehmen könnte, wird ihn außer Reichweite von Brennans Teleskop bringen – dem gleichen Instrument, das er benutzt hat, um Truesdales Kurs zu ändern. Brennan wendet sich anderen Dingen zu. In ein paar Tagen …
»Wenn wir uns nicht Sorgen wegen Brennan machen müßten, wüßte ich jetzt ganz genau, was wir tun würden«, sagte Alice. »Wir würden verzögern und einen Hilferuf absetzen. In ein paar Monaten hätte jemand eine Expedition zusammengestellt und würde uns zu Hilfe kommen.«
Sie lagen zusammen in Roys Hängematte und hatten sich locker gegen den freien Fall gesichert. In den letzten Tagen hatten sie mehr und mehr Zeit in den Hängematten verbracht. Sie hatten mehr geschlafen, hatten häufiger Sex gehabt, entweder aus Liebe oder um sich gegenseitig zu beruhigen, um die gelegentlichen spitzzüngigen Streitereien zu beenden oder weil es einfach nichts Konstruktives zu tun gab.
»Warum sollte jemand kommen und uns retten?« fragte Truesdale. »Wenn wir so verdammt dämlich sind und allein nach hier draußen aufbrechen …«
»Geld. Rettungsgebühren. Es kostet uns das letzte Hemd, weißt du?«
»Oh.«
»Einschließlich unseres Schiffs. Was ist dir lieber, Roy? Pleite zu sein oder tot?«
»Pleite«, sagte er ohne Zögern. »Allerdings wäre mir am liebsten, wenn ich gar nicht erst vor die Wahl gestellt würde. Außerdem stellt sich die Frage gar nicht. Schließlich bist du die Kommandantin – wie wir es vorher vereinbart haben. Was machen wir als nächstes, Kommandantin?«
Alice rutschte gegen ihn und schlang die Arme um ihn. Sie kitzelte ihn mit ihren Fingernägeln im Kreuz. »Ich weiß es nicht. Was schlägst du vor, loyalstes aller Mitglieder meiner Besatzung?«
»Wir zählen auf Brennan. Auch wenn mir der Gedanke gar nicht gefällt.«
»Meinst du, er bringt dich zweimal zurück?«
»Brennan ist hinreichend bekannt für seine … Mitmenschlichkeit. Als ich mich weigerte, sein Bestechungsgeld anzunehmen, wurde es an ein Rehabilitierungsprojekt für Kriminelle geleitet. Bei den anderen davor ging es an medizinische Forschungseinrichtungen in Prothetik und Alloplastik.«
»Ich verstehe den Zusammenhang nicht.«
»Kannst du auch nicht. Du bist Belterin. Auf der Erde lief diese Geschichte mit den Organbänken. Jeder wollte ewig leben, schätze ich, und der einfachste Weg, um genügend Organtransplantate für all die Kranken zu beschaffen, bestand darin, daß man verurteilte Kriminelle ausschlachtete. Alles und jedes wurde mit dem Tod bestraft, einschließlich einer ganzen Reihe von Verkehrsübertretungen! Und dann kam Brennan daher und steckte sein Geld in medizinische Forschungseinrichtungen für künstliche Organe.«
»Bei uns gab es dieses Problem nie«, sagte Alice würdevoll, »weil wir beschlossen, es nicht soweit kommen zu lassen. Wir verwandelten unsere Kriminellen niemals in unfreiwillige Spender.«
»Gut und schön. Ihr habt diese Periode durch eure edle Moral hinter euch gebracht.«
»Ich meine es ernst.«
»Auf der Erde ging es zu Ende, weil die medizinische Forschung bessere Methoden fand, Organe zu ersetzen. Brennan unterstützte diese Forschung. Jetzt gibt es bei uns wieder lebende Verurteilte, und sie müssen irgendwie in die Gesellschaft eingegliedert werden, nachdem sie ihre Strafe verbüßt haben.«
»Und Brennan steckt Geld hinein. Und das soll der gleiche warmherzige Kidnapper sein, der uns wieder zur Erde zurückbringt, wenn wir uns selbst nicht mehr helfen können, ja?«
»Du hast mich um meine Meinung gefragt, geliebte Kapitänin. Es gibt keinen Grund, meine Antwort als Meuterei abzutun.«
»Nur ruhig, mein loyales Besatzungsmitglied. Ich dachte nur …« Ihre Hand ballte sich zu einer Faust. Er spürte sie in seinem Rücken. »… es gefällt mir verdammt noch mal überhaupt nicht, wenn ich auf die Hilfe von jemand anderem angewiesen bin …«
»Genauso wenig wie mir.«
»… insbesondere nicht von jemand, der so arrogant auftritt wie dieses Brennan-Monster. Vielleicht sind wir in seinen Augen wirklich nichts als Tiere. Vielleicht
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