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Ringwelt 04: Brennans Legende

Ringwelt 04: Brennans Legende

Titel: Ringwelt 04: Brennans Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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… vielleicht erledigt er uns, weil wir es gewagt haben, ihn zu stören.«
    »Vielleicht.«
    »Ich habe noch immer kein mögliches Ziel auf unserem Kurs entdecken können.«
    »Hm, wohin auch immer wir fliegen, wir fliegen ein verdammtes Stück schneller, als wir es eigentlich geplant hatten.«
    Sie lachte. Ihre Fingernägel zogen Kreise auf seinem Rücken.
    Dann entdeckten sie etwas weiter voraus. Es war weder im Teleskop noch auf dem Radarschirm sichtbar, doch der Massedetektor schlug aus, wenn auch nur ganz schwach. Es konnte ein streunender Komet sein oder lediglich ein Fehler im Detektor … oder etwas anderes.
    Sie jagten seit sechs Tagen auf einer ballistischen Bahn aus dem System heraus. Inzwischen waren sie 7 x 10 9 Meilen von Sol entfernt – in etwa auf der Umlaufbahn der Persephone. Jetzt zeigte der Massedetektor ein winziges, weit entferntes Objekt. Es war kleiner als jeder Mond, den ein Gasriese theoretisch besitzen konnte. Doch so weit draußen war die Materie dünn verteilt – fast so dünn wie im interstellaren Raum –, und nach allen Gesetzen der Wahrscheinlichkeit hätten sie ins absolute Nichts fallen müssen.
    Sie glaubten, daß Brennan dahinter steckte. Sie faßten neue Hoffnung, und gleichzeitig breitete sich neue Furcht in ihnen aus.
    Auf dem Teleskop war noch immer nichts zu sehen.
     
    Er wußte nicht genau, was ihn geweckt hatte. Er lauschte in die Stille hinein, blickte sich im Dämmerlicht um …
    Alice war in ihrer Hängematte nach vorn gerutscht, und die Sicherungsbänder hatten sich gestrafft. Genau wie bei ihm.
    Er hatte seine Lektion gelernt. Er hatte den Druckanzug in der Hand, noch bevor er die Bänder löste. Er klammerte sich mit einer Hand an ihnen fest, während er mit der anderen in den Anzug stieg. Der Zug betrug ein paar Pfund, nicht mehr. Alice war wieder schneller als er. Sie glitt die Leiter hinunter in Richtung Bug.
    Der Massedetektor spielte verrückt. Hinter dem Bullauge erstreckte sich mit Fixsternen gefüllte Leere.
    »Ich kann hier draußen keine Kursabschätzung durchführen«, sagte Alice. »Es gibt keine Bezugspunkte. Es war schon schwierig genug, als wir erst zwei Tage von Sol weg waren.«
    »In Ordnung.«
    Sie hämmerte mit der Faust gegen das Bullauge. »Gar nichts ist in Ordnung! Ich kann nicht feststellen, wo wir sind! Was will er von uns?«
    »Langsam, langsam. Schließlich sind wir es, die zu ihm wollten.«
    »Ich kann eine Dopplermessung zur Sonne durchführen. Damit erfassen wir zumindest die Geschwindigkeit, mit der wir uns aus ihr entfernen. Aber das geht nicht mit der Persephone, weil sie zu verdammt dunkel ist …« Sie wandte sich unvermittelt ab. In ihrem Gesicht zuckte es.
    »Nun beruhige dich erst mal, Kapitän.«
    Sie weinte. Als er sie in die Arme nahm, hämmerte sie schwach mit den Fäusten auf seine Brust.
    »Ich will das nicht! Ich hasse es, mich auf jemand anderen zu verlassen …!« Sie schluchzte herzzerreißend.
    Auf ihr lastete viel mehr Verantwortung als auf ihm. Mehr Streß.
    Und – er wußte, daß es tatsächlich so war – sie konnte es nicht ertragen, wenn sie von jemand anderem abhängig war. In seiner riesigen Familie hatte es immer jemanden gegeben, den Roy in einer Notsituation um Hilfe bitten konnte. Er verspürte Bedauern für jeden, der in seinem Leben keine derartige Sicherheit kannte.
    Liebe war eine Sache, die auf Gegenseitigkeit beruhte. Was er und Alice hatten, würde niemals richtige Liebe werden. Zu schade.
    Ein merkwürdiger Gedanke, während sie hier draußen darauf warteten, daß Brennan oder der Kidnapper oder Vandervecken oder wer auch immer sich zu regen bequemte: ein hauchdünner Argumentationsfaden und eine unbekannte Kraft, die Raumschiffe durch die Gegend schob wie Spielzeuge in einem Kindergarten. Und Alice, die ihren Kopf an seiner Schulter vergraben hatte, als wollte sie die Welt ausschließen, hielt sie beide noch immer mit einer Hand an der Wand fest. Er hatte gar nicht daran gedacht.
    Sie spürte, wie er sich versteifte, und drehte sich um. Einen Augenblick lang sah sie ihn an, dann schwebte sie zu den Teleskopkontrollen.
    Es sah aus wie ein entfernter Asteroid.
    Und es war nicht dort, wohin der Massedetektor gezeigt hatte, sondern ein Stück weiter entfernt. Als Alice das Bild auf den Schirm brachte, traute Roy seinen Augen nicht. Es sah aus wie eine sonnendurchflutete Landschaft in einem Märchenpark. Überall Gras und Bäume und andere Pflanzen, ein paar kleine Gebäude mit weichen, organischen

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