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Ringwelt 05: Crashlander

Ringwelt 05: Crashlander

Titel: Ringwelt 05: Crashlander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Weise interstellare Devisen zu erwerben. Finagle allein wußte, daß die Kdatlyno nicht viel anderes zu verkaufen hatten – noch nicht. Sie waren besitzlose Sklaven gewesen, bevor wir den Kzinti ihre Welt entrissen hatten, und sie fingen eben erst an, eine eigene Industrie aufzubauen.
    Der Kdatlyno sah nicht wie ein Künstler aus. Er sah vielmehr aus wie ein Monster. Die braune Drachenhaut war dick genug, um jedes Messer aufzuhalten. Runde silberbesetzte Hornkappen bedeckten Knie und Ellbogen, und die riesigen Hände, menschlich im Umriß, zeigten acht einziehbare Klauen in den Fingern. Kein Silber an diesen Stellen. Sie waren spitzgefeilt und poliert, bis sie glänzten. Das waren die Hände eines Würgers, nicht die eines Künstlers. Llobees Arme waren selbst im Verhältnis zu seinen zehn Fuß Höhe überdimensional lang. Sie reichten bis zu den Knien, wenn er stand.
    Doch das Gesicht war es, das den Albtraum erst perfekt machte: Es besaß weder Augen noch eine Nase; die einzigen erkennbaren Organe waren ein breiter Mund und eine brillenförmige Region ein Stückchen darüber, wo die Haut straff gespannt war wie ein Trommelfell. Und dieses Tympanum war nun auf mich gerichtet. Kein Zweifel, Llobee war dabei, sich meinen Gesichtsausdruck zu verinnerlichen.
    Ich wandte mich wieder dem Bildschirm zu, als der Sternsamen anfing, sich zu entfalten.
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Das riesige Ei taumelte, dann wurde die zuvor glatte Oberfläche runzlig und kräuselte sich. Das Ei fing an sich auszudehnen. Jetzt umrundete es die Sonne, hell erleuchtet auf der einen, weltraumschwarz auf der anderen Seite. Es wurde noch immer größer, dann verzerrte es sich … langsam, ganz langsam kam das Segel frei. Es flatterte davon wie ein Kometenschweif, bevor es sich füllte: ein silberner Fallschirm mit vier drahtähnlichen Wanten, die auf die Sonne gerichtet waren. Wo die Wanten sich trafen, saß ein winziger Knoten.
    Das ist die Art und Weise, wie Sternsamen sich fortbewegen. Sie verbringen den größten Teil ihrer Zeit zusammengefaltet in einer kompakten Eiform und stürzen, lediglich von ihrem Schwung getrieben, durch die Galaxis. Doch irgendwann kommt unausweichlich der Zeitpunkt, an dem sie den Kurs ändern müssen. Dann entfalten sie das Segel, einen silbernen Spiegel, der dünner ist als die Farbschicht auf einem billigen Auto, doch Tausende von Meilen durchmißt. Eine kreuzförmige Verdickung im Material des Segels ist der lebende Organismus selbst. In dem Knoten am Ende der Wanten sitzt weiteres organisches Material. Es handelt sich dabei sowohl um Muskeln, die die Wanten kontrollieren und die Fluglage des Segels regeln, als auch um das Ei, das irgendwo im Zentrum der Milchstraße befruchtet und in der Nähe des Randes unserer Galaxis ausgesetzt wird.
    Das Segel kam frei, und alle hielten den Atem an. Es expandierte immer weiter, füllte den gesamten Schirm aus und schwang in unsere Richtung. Ein winziger blauweißer Punkt schoß vor ihm vorüber – das Schiff eines Nachrichtenmanns, eine Kerze, die so winzig war, daß sie kaum auffiel. Dann war das Segel vom Licht der Sonne voll gebläht und wölbte sich nach außen. An einer Seite war es gerefft, um die Richtung zu stabilisieren.
    Aus dem Interkom ertönte Margos Kommentar: »Das war alles, meine Damen und Herren. Wir werden jetzt einen kurzen Hyperraumsprung in das Gummidgy-System durchführen und von dort aus unseren Flug im Normalraum fortsetzen. Die Landung findet in sechzehn Stunden statt …«
    Ein kollektiver Seufzer brach sich Bahn. Der Kdatlyno-Künstler nahm sein Horn von meinem Ärmel und erhob sich von seinem Platz. Er reckte sich zu seiner vollen, unwahrscheinlichen Größe auf.
    Wie würde sein nächstes Werk aussehen? Ich stellte mir menschliche Gesichter vor, auf denen schieres Erstaunen und ungläubiges Grinsen festgefroren waren, die Muskeln zum Zerreißen gespannt, die Rücken gekrümmt, um eine bessere Sicht auf eine flache, leere Wand zu haben. Hatte Llobee schon vorher von dem Sternsamen gewußt? Meiner Meinung nach hatte er.
    Die meisten Zuschauer zerstreuten sich, obwohl der Sternsamen noch immer auf dem Schirm zu sehen war. Mein Tee war eiskalt. Wir hatten das Schauspiel fast eine Stunde lang genossen, obwohl es mir vorgekommen war wie zehn Minuten.
    »Wie kommen Sie mit Captain Tellefsen voran?« erkundigte sich Emil. Ich blickte ihn verständnislos an. »Schließlich haben Sie sie Margo genannt. Es ist noch gar nicht so lange

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