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Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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flehen Sie an, mit ihnen Kinder zu zeugen, persönlich, falls möglich, und wenn nicht, dann wenigstens per Post! Die gesamten Ressourcen der Erde existieren nur, um Menschen wie Sie bei Gesundheit zu halten – nicht, daß Sie sie nötig hätten!«
    »Vielleicht mag es überraschend für Sie kommen«, entgegnete Carlos, »doch es gibt durchaus Menschen, in deren Augen Sie der Supermann sind.«
    »Wir Jinxianer züchten unsere Nachkommen auf Kraft hin. Was kostet uns das? Unsere Leben sind kurz, selbst unter Zuhilfenahme von Boosterspice. Älter werden wir nur, wenn wir uns für ein Leben außerhalb von Jinx’ Gravitation entscheiden. Doch die Menschen von anderen Welten nehmen uns nicht ernst. Die Frauen … ach, vergessen Sie’s.« Er dachte einen Augenblick lang brütend nach, dann fuhr er trotzdem fort: »Eine Flatlanderin hat mir einmal gesagt, daß sie lieber mit einer Tunnelmaschine ins Bett gehen würde. Sie hatte Angst vor meiner Kraft. Welche Frau hätte das nicht?«
    Die drei hellen Punkte hatten mittlerweile nahezu das Zentrum der Kuppel erreicht. Ich sah nichts zwischen ihnen, doch das hatte ich auch nicht erwartet. Angel unterhielt sich noch immer mit den Piloten.
    Vom Rand der Kuppel her kam etwas, von dem ich nicht wollte, daß es die anderen bemerkten. Hastig sagte ich: »Ist das etwa Ihre Entschuldigung für Massenmord, Forward? Frauenmangel?«
    »Ich muß mich nicht vor Ihnen rechtfertigen, Shaeffer. Meine Welt wird mir danken für das, was ich getan habe. Die Erde hat viel zu lange den Löwenanteil des interstellaren Handels geschluckt.«
    »Man wird Ihnen danken, wie? Sie wollen es Ihnen erzählen?«
    »Ich …«
    »Julian!« Angel hatte gerufen. Er hatte es gesehen … nein, hatte er nicht. Einer der Schlepperkapitäne hatte die Hobo Kelly entdeckt.
    Forward stürmte zur Konsole. Er beriet sich leise mit Angel, dann kehrte er zurück. »Carlos! Haben Sie das Schiff auf Automatik gestellt? Oder befand sich außer Ihnen noch jemand an Bord?«
    »Das werden Sie nicht von mir erfahren«, erwiderte Carlos.
    »Ich könnte … Nein. In einer Minute spielt es keine Rolle mehr.«
    »Julian, sehen Sie, was er macht!« rief Angel.
    »Ja. Sehr schlau. Nur ein menschlicher Pilot würde daran denken.«
    Ausfaller hatte die Hobo Kelly zwischen uns und die drei Schlepper manövriert. Falls die Schlepper eine konventionelle Waffe abfeuerten, trafen sie die Kuppel und würden uns alle töten.
    Die Schlepper kamen näher.
    »Er weiß noch immer nicht, womit er es zu tun hat«, stellte Forward befriedigt fest.
    Und dafür würde Ausfaller bezahlen müssen.
    Drei scheinbar unbewaffnete Schlepper kamen ihm an die Kehle, und sie führten eine Waffe mit sich, die so langsam war, daß die Schlepper sie nach der Hobo Kelly schleudern und warten konnten, bis das Schiff verschlungen war, um sie hinterher wieder einzufangen, lange bevor es für uns gefährlich werden konnte.
    Von meinem Blickpunkt aus war die Kelly ein heller Punkt, umgeben von drei dunkleren, weiter entfernten Punkten. Forward und Angel hatten durch das Laserphon einen besseren Blick auf das Geschehen. Und sie hatten uns anscheinend für den Augenblick vergessen.
    Ich machte mich daran, meine Schuhe abzustreifen. Es waren weiche Bordslipper, knöchelhoch, und sie wollten sich nicht abstreifen lassen.
    Ich schaffte es, mich des linken Schuhs zu entledigen, gerade als einer der Schlepper in rubinrotem Licht aufflammte.
    »Er hat es getan!« Carlos wußte nicht, ob er jubeln oder mit Entsetzen reagieren sollte. »Er hat auf unbewaffnete Schiffe gefeuert!«
    Forward gestikulierte drängend. Angel glitt aus seinem Sitz und machte ihm Platz. Forward ließ sich hineinsinken und legte den Sicherheitsgurt an. Keiner von beiden sprach ein Wort.
    Ein zweites Schiff ging in wütenden roten Flammen auf, dann expandierte es in einer rosafarbenen Wolke.
    Das dritte Schiff ergriff die Flucht.
    Forward arbeitete hektisch an den Kontrollen. »Ich habe es im Masseindikator!« krächzte er rau. »Wir haben nur eine einzige Chance.«
    Genau wie ich. Mit den freien Zehen streifte ich den zweiten Slipper ab. Über unseren Köpfen setzte sich der Gelenkarm des Hakens in Bewegung … und mit einem Mal wurde mir bewußt, worüber sie die ganze Zeit redeten.
    Jenseits der Kuppel war nicht viel zu sehen. Der herumschwingende Arm, das Licht des Antriebs der Hobo Kelly, die beiden davontaumelnden Wracks, und all das vor einem unbeweglichen Hintergrund aus sternendurchsetztem Schwarz.

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