Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
gespannt.
    Forward legte einen Schalter um. Die Köpfe verschwanden. Einen Augenblick später begann er zu reden, ohne sich uns zuzuwenden.
    »Sie haben mich in eine sehr schlechte Position gebracht, wissen Sie das?«
    »Ich denke, daran sind Sie selbst schuld«, antwortete Carlos.
    »Das mag sein, wie es will. Sie hätten mich nicht mit der Nase auf das stoßen sollen, was Sie herausgefunden haben.«
    »Tut mir leid, Beo«, sagte Carlos.
    Er klang gesund. Gut. »Schon in Ordnung«, antwortete ich. »Aber was soll die ganze Aufregung? Was hat Forward eigentlich getan?«
    »Ich schätze, er hat den Tunguska-Meteoriten gefunden.«
    »Nein, das habe ich nicht.« Forward stand auf und wandte sich zu uns um. »Ich gebe gerne zu, daß ich hergekommen bin, um nach dem Tunguska-Meteoroiden zu suchen. Ich verbrachte mehrere Jahre damit, seine Spur zu verfolgen, nachdem er die Erde hinter sich gelassen hatte. Vielleicht hat es sich tatsächlich um ein Schwarzes Quantenloch gehandelt. Vielleicht auch nicht. Das Institut stellte meine Förderung ohne jede Vorwarnung ein, gerade als ich ein echtes Schwarzes Quantenloch gefunden hatte. Das allererste in der Geschichte der Menschheit.«
    »Das sagt mir nicht viel«, entgegnete ich.
    »Geduld, Mister Shaeffer. Sie wissen bestimmt, daß beim Kollaps eines massiven Sterns ein Schwarzes Loch entstehen kann? Gut. Und Sie wissen auch, daß der Körper wenigstens fünf solare Massen besitzen muß. Er kann soviel Massen wie eine ganze Galaxis – oder soviel wie das Universum –, doch bei weniger als fünf solaren Massen würde der Zusammenbruch der Materie im Stadium des Neutronensterns enden.«
    »Ich verstehe.«
    »In der gesamten Geschichte des Universums hat es nur einen einzigen Augenblick gegeben, in dem sich vielleicht kleinere Schwarze Löcher bilden konnten. Dieser Augenblick war die Explosion des Monoblocks, jenes kosmischen Eises, in dem sich einst die gesamte Materie des Universums befunden hat. In der Gewalt dieser Explosion muß es Orte mit unvorstellbar hohen Drücken gegeben haben. Schwarze Löcher mit Massen bis hinunter zu zwei Komma fünf mal zehn hoch Minus fünf Gramm konnten sich bilden, mit Radien bis hin zu eins Komma sechs mal zehn hoch Minus fünfundzwanzig Ångström.«
    »Selbstverständlich wären wir niemals imstande, einen so kleinen Körper zu entdecken«, erklärte Carlos. Er klang beinahe fröhlich … und ich fragte mich, warum. Dann wußte ich es. Er hatte die ganze Zeit recht gehabt mit seiner Mutmaßung, wie die Schiffe verschwanden. Es mußte ihm so viel Befriedigung verschaffen, daß er sich sogar mit seiner mißlichen Lage abfand.
    »Allerdings«, führte Forward weiter aus, »können sich bei dieser Explosion selbstverständlich Schwarze Löcher aller Größen gebildet haben, und sie sollten es auch. Wir suchen bislang seit mehr als siebenhundert Jahren nach derartigen Schwarzen Quantenlöchern, und unsere Bemühungen waren vergeblich. Die meisten Kosmologen haben inzwischen die Hoffnung aufgegeben – und mit ihr die gesamte Urknalltheorie.«
    »Aber da war immer noch der Tunguska-Meteorit«, sagte Carlos. »Es hätte ein Schwarzes Loch von, hm … Asteroidenmasse sein können …«
    »Und ungefähr so groß wie ein einfaches Molekül, jawohl. Die Gezeiten hätten dennoch ausgereicht, Bäume zu knicken, als es vorbeiraste …«
    »… und das Schwarze Loch wäre geradewegs durch die Erde hindurchgerast und ein paar Tonnen schwerer in den Weltraum zurückgekehrt. Vor achthundert Jahren hat es tatsächlich eine angestrengte Suche nach dem Austrittspunkt gegeben. Damit hätte man einen Orbit kartografieren können …«
    »Ganz genau! Doch ich mußte diese Annäherung leider aufgeben«, erklärte Forward. »Ich hatte eine neue Methode entwickelt, als das Institut unsere, äh … Beziehungen aufkündigte.«
    Sie sind alle beide verrückt, dachte ich. Carlos war an einen dicken Pfeiler gefesselt, und Forward stand im Begriff, ihn zu töten – und doch verhielten sich beide wie die Mitglieder eines exklusiven Klubs … zu dem ich keinen Zutritt besaß.
    »Wie haben Sie es herausgefunden?« erkundigte sich Carlos interessiert.
    »Sie wissen, daß es für einen Asteroiden möglich ist, ein Schwarzes Quantenloch einzufangen? In seinem Innern? Sagen wir beispielsweise, bei einer Masse von zehn hoch zwölf Kilogramm – das wären eine Milliarde metrische Tonnen«, fügte er für mich erklärend hinzu, »bei einer so geringen Masse wäre das resultierende

Weitere Kostenlose Bücher