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Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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gründlich durchdenken. Für lange Reisen im Raum verwendet man einen Ionenstrom, der einen schwachen Schub für lange Zeiträume liefert. Das Ionentriebwerk an unserem Schiff war jahrzehntelang im Einsatz gewesen. Wo die Schwerkraft erheblich geringer ist als auf der Erde, landet man mit zuverlässigen chemischen Raketen. Für Landungen auf der Erde und auf der Venus verwendet man Hitzeschilde und die Bremskraft der Atmosphäre. Für Landungen auf den Gasriesen – aber wer will da schon landen?
    Die Nerva-Fusionsraketen werden nur zum Start von der Erde verwendet, wo der Schub und die Leistung zählen. Manövrierfähigkeit und Reaktionsschnelligkeit sind lebenswichtig, wenn man mit der eigenen Antriebskraft landen muß. Und ein schwerer Planet hat immer eine Atmosphäre, die eindringende Körper abbremst.
    Doch Pluto besitzt keine Atmosphäre.
    Für Pluto sind chemische Schubdüsen zu schwer, und deshalb konnten wir solche Düsen nicht verwenden, um den Planeten wieder zu verlassen. Wir brauchten einen atomaren Nerva-Raketenantrieb, der Wasserstoff als Reaktionsmasse verwandte und äußerst manövrierfähig war.
    Wir hatten diesen Antrieb. Doch wir trauten ihm nicht.
    Jerome Glass und ich gingen auf Pluto nieder und ließen Sammy Cross in einer Park-Umlaufbahn zurück. Natürlich beschwerte er sich darüber. Er hatte sich anderthalb Jahre deswegen nicht beruhigen können, seit wir vom Kap K. gestartet waren. Doch einer mußte ja da oben kreisen. Einer mußte an Bord des Fahrzeuges bleiben, das zur Erde zurückkehrte. Er mußte die Nachrichten zur Erde übermitteln, eingreifen, wenn etwas schief ging, und die Bomben werfen, die das einzige echte Geheimnis von Pluto lösen sollten.
    Wir lösten dieses Rätsel leider nicht. Wo nimmt Pluto all seine Masse her? Der Planet ist ein dutzendmal dichter, als er es eigentlich sein durfte. Wir hätten dieses Rätsel mit den Bomben lösen können, wie man im letzten Jahrhundert das Rätsel des Erdaufbaues löste. Man erfaßte das Muster der Erdbebenschwingungen, die durch den Kern der Erde liefen. Doch diese Schwingungen wurden durch natürliche Ursachen ausgelöst. Auf Pluto hätten die Bomben viel bessere Dienste geleistet.
    Eine helle Sternen-Sonne leuchtete plötzlich zwischen den Fangzähnen der Berge auf.
    Ich frage mich, ob sie alle Rätsel gelöst haben, wenn meine Wache hier endet. Der Himmel hüpft auf und nieder und beruhigt sich wieder.
    Ich blickte nach Osten über die Ebene, wo wir mit unserem Schiff gelandet waren. Die Ebenen und die Berge dahinter schienen zu versinken wie Atlantis. Doch das war nur eine Illusion, die durch den Fluß der Sterne erzeugt wurde. Wir glitten unaufhörlich am schwarzen Himmel hinunter, Jerome und ich und das gestrandete Schiff.
    Die Nerva-K hatte perfekt funktioniert. Wir schwebten ein paar Minuten lang über einer Stelle, um uns durch mehrere Schichten gefrorenen Gases hindurchzuschmelzen und etwas Festes als Landekissen unter den Rumpf zu bekommen. Kondensierende Gase dampften und kochten um uns herum, und wir setzten in einem weißen Nebel auf, der von der Wasserstoffflamme erhellt wurde.
    Schwarzer, feuchter Boden erschien unter der Rundung unseres Landewulstes. Langsam ließ ich das Schiff sinken, unendlich langsam – und wir hatten Bodenkontakt.
    Wir brauchten eine Stunde, um das Schiff durchzuchecken und auszusteigen. Doch wer sollte der erste sein? Das war keine leichte Entscheidung. Pluto würde der letzte Außenposten des Sonnensystems für viele Jahrzehnte bleiben, und der Ruf, als erster Mensch Pluto betreten zu haben, würde wahrscheinlich die Zeiten überdauern.
    Jerome gewann bei der Münzentscheidung. Nur weil die Münze zufällig auf die Ziffer fiel, würde Jerome als Unsterblicher in die Geschichte eingehen. Ich zwang mich zu einem Lächeln. Ich wünschte, ich könnte jetzt immer noch ein Lächeln aufbringen. Er lachte und sprach von Marmordenkmälern, als er in die Schleuse stieg.
    Ironie des Schicksals, dachte ich bitter.
    Ich schraubte gerade meinen Helm fest, als Jerome Flüche in das Helmmikrofon schrie. Ich beendete meine Checkliste und folgte ihm dann ins Freie.
    Ein Blick genügte.
    Der schwarze, feuchte Boden unter unserem Landewulst war schmutziges Eis gewesen – Wassereis, vermischt mit leichteren Gasen und Steinen. Die Hitze der Nerva-Düsen hatte dieses Eis geschmolzen. Die Steine im Eis waren abgesunken. Das Landefahrzeug ebenfalls. Und als das Wasser wieder zu Eis erstarrte, schnürte es unseren

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