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Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Aber sie könnten dennoch von Menschen gemacht sein.«
    »In dieser Atmosphäre? Während sie Stickstoffdioxid einatmen und Salpetersäure trinken? Aber …«, Chris holte tief Atem, »wir wollen uns nicht beklagen. So ist das Leben, Harry! Wir sind auf die Spuren intelligenter Lebewesen gestoßen!«
    »Das müssen wir Abe berichten.«
    »Genau.«
    Beide rührten sich jedoch noch eine ganze Weile nicht von der Stelle. Sie standen über den Brunnen gebeugt und starrten in seine schwarzen Tiefen hinunter. Das leuchtende Grün ihrer Druckanzüge hob sich vom Rosa des Sandes und dem Dunkelrot des Himmels scharf ab. Schließlich wandten sie sich ab und bestiegen das Marsmobil.
    Die Landefähre ragte wie ein aufgerichteter Kugelschreiber in den Himmel. Ihre untere Hälfte bestand aus drei Stützbeinen, einem wiederzündenden Raketenantrieb und einem großen Laderaum, der jetzt zu zwei Dritteln leer war. Die obere Hälfte bestand aus der Wiedereintrittsstufe in die Umlaufbahn. In weiter Ferne, hinter den geschwungenen Dünen, konnte man einen weißen Fleck erkennen, den abgeworfenen Treibanker.
    Das Marsmobil, ein vielgepriesenes zweisitziges Motorrad mit großen Ballonreifen und einer Reihe von Sondervorrichtungen, tuckerte auf eines der Landebeine zu und hielt an. Henry stieg ab und kletterte in die Kabine, um Abe Cooper im Orbiter anzurufen. Chris Luden stieg in den Laderaum und durchwühlte einen unordentlichen Haufen von Ausrüstungsgegenständen, bis er eine große Seilrolle, einen Metalleimer und einen schweren Gesteinshammer gefunden hatte; alle Gegenstände waren speziell gegen die zersetzende Atmosphäre des Mars präpariert worden. Er warf die Gegenstände neben das Marsmobil auf der Oberfläche und kletterte wieder hinaus. »Nun wollen wir mal sehen«, sagte er bei sich.
    Henry stieg die Leiter hinunter. »Abe ist außer sich. Er sagt, wenn wir ihn nicht alle fünf Minuten anrufen, kommt er zu uns runter. Er will gerne wissen, wie alt der Brunnen ist.«
    »Das möchte ich auch gerne wissen.« Chris schwang den Hammer. »Wir werden ein Stückchen abhauen und es analysieren. Komm schon.«
    Der Brunnen war zweieinhalb Kilometer vom Schiff entfernt und von unauffälliger Farbe. Hätten sie nicht eine Flagge zurückgelassen, hätten sie die Stelle wahrscheinlich nicht wiedergefunden.
    »Laß uns zunächst mal untersuchen, wie tief er ist«, sagte Luden. Er legte den Hammer in den Eimer, um ihn zu beschweren, befestigte das Seilende am Griff und ließ ihn fallen. Sie standen wartend in der unheimlichen Stille der Marswüste und lauschten … Das Seil hatte sich beinahe vollständig abgerollt, als der Eimer unten auf Widerstand traf. Einen Augenblick später schwebte der Widerhall eines platschenden Geräusches aus der Tiefe herauf. Henry brachte ein Zeichen an dem dünnen Seil an, damit sie messen konnten, wie weit es sich abgewickelt hatte. Es schienen etwa 100 Meter zu sein. Sie holten das Seil wieder ein.
    Der Eimer war zur Hälfte mit einer trüben, leicht öligen Flüssigkeit gefüllt.
    Chris reichte seinem Gefährten den Eimer und sagte: »Harry, würdest du das zurückbringen und analysieren?«
    Henrys dunkles Gesicht verzog sich über dem Spitzbart zu einem Grinsen. »Ich knobele mit dir darum. Wir wissen doch beide, als was es sich herausstellen wird.«
    »Sicher, aber es muß getan werden. Gerade Zahl.« Sie knobelten. Henry verlor. Er fuhr zum Schiff zurück. Der Eimer baumelte in seiner Hand, und die Flüssigkeit schwappte über den Rand.
    Das Gestein, aus dem der Brunnen gebaut war, hätte Quarz oder sogar eine ungemaserte Marmorart sein können. Er war zu stark verwittert und von den feinen Sandkörnern abgerieben, gescheuert und eingekerbt worden, um mit bloßem Auge eine zuverlässige Materialbestimmung durchführen zu können. Chris Luden wählte einen Steinblock aus, der ihm geeignet erschien, und ließ den Hammer kraftvoll auf eine Seite niedersausen, die wie ein Riß aussah. Er wiederholte den Schlag noch einmal.
    Der Hammer war verbogen.
    Luden betrachtete erstaunt den Hammer von allen Seiten und untersuchte die schartige, stumpfe Kante und die breitgeschlagenen Flächen. Zwar wußte er, daß der Regierung in Bezug auf das Gewicht eines Marswerkzeuges keine Haarspalterei zu lästig war, nicht jedoch, wenn es um die Kosten oder die Qualität der Werkzeuge für das Marsprojekt ging. Hier auf dem Mars war dieser Hammer Zehntausende von Dollars wert. Gewiß bestand er aus einer harten,

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