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Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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die Stimme schien sich von seiner kletternden Gestalt zu lösen. »Die Diamantenvorkommen können nicht derartig groß sein, und es muß ein hartes Stück Arbeit gewesen sein, Quader daraus zu schneiden. Warum Diamanten? Und warum Schriftzeichen auf einem Brunnen?«
    »Religiöse Gründe? Vielleicht verehren sie das Wasser.«
    »Genau das habe ich auch gedacht.«
    »Natürlich hast du das. Das Muster ist so alt wie Lowell.« Chris war am Ende der Leiter angelangt. Sie drängten sich in die Luftschleuse und warteten auf den Druckausgleich.
    Die innere Schleusenluke öffnete sich. Die beiden Männer hatten inzwischen ihre Helme wieder abgenommen und rochen es sofort: etwas Chemisches, Stechendes … Dichte, schwere Rauchschwaden stiegen von dem Leichnam auf.
    Henry reagierte zuerst. Er hastete zum Doppelboiler in der kleinen Küchennische. In der unteren Hälfte befand sich noch Wasser; er ergriff den Behälter, drehte mit der freien Hand den Hahn auf und goß das Wasser über die rauchende Marsmumie.
    Die Mumie explodierte wie eine Napalmbombe.
    Henry sprang vor den aufschießenden Flammen zurück und prallte mit dem Kopf gegen etwas Flaches, sehr Hartes. Er stürzte, während sein Kopf erfüllt war von berstendem Licht. Augenblicklich richtete er sich wieder auf. Er wußte, daß etwas sehr Dringliches getan werden mußte, konnte sich aber nicht erinnern, was es war. Dann sah er, wie Chris, noch immer im Vakuumanzug, jedoch ohne Helm, durch die bunten Flammen eilte, die Mumie an den Handgelenken packte und in die Luftschleuse warf. Dann betätigte er hastig den Drehknopf. Die Innenluke schloß sich.
    Einen Augenblick später beugte sich Chris über ihn. »Wo tut’s weh, Harry? Kannst du sprechen? Kannst du dich bewegen?«
    Henry setzte sich wieder auf. »Ich bin in Ordnung.«
    Chris stieß heftig die Atemluft aus. Dann begann er zu lachen.
    Ein wenig zittrig erhob sich Henry. Sein Kopf schmerzte. Der Rauch in der Kabine war erträglich, und der Lüftungsapparat mühte sich bereits surrend, die Luft wieder zu säubern. Henry betätigte einen anderen Drehknopf. Roter Rauch drang aus der Außenluke der Luftschleuse und löste sich auf.
    »Warum ist er explodiert?« fragte Henry nachdenklich.
    »Das Wasser«, erklärte Chris Luden. »Was muß er bloß für einen verrückten Stoffwechsel haben. Ich möchte unbedingt dabei sein, wenn wir einem Lebenden begegnen.«
    »Aber was ist mit dem Brunnen? Wir wissen, daß er Wasser enthielt.«
    »Ja, das tat er. Das ist sicher wie das Amen in der Kirche. Und weißt du schon, daß ein Oktopusauge genau mit einem menschlichen Auge übereinstimmt?«
    »Sicher. Aber ein Brunnen ist ein Brunnen, nicht wahr?«
    »Nicht, wenn der Brunnen ein Krematorium ist, Henry. Was sollte er sonst sein? Es gibt kein Feuer auf dem Mars, aber Wasser muß einen Körper vollkommen auflösen. Und ich würde zu gerne wissen, was die Leichenbestatter ihren Kunden für diese behauenen Diamantblöcke berechnen! Das härteste Material, das Menschen und Marsbewohnern bekannt ist! Zum ewigen Gedenken an den lieben Verschiedenen!«

 
WIE DIE HELDEN STERBEN
(HOW THE HEROES DIE)
     
     
    Nur durch äußerste Skrupellosigkeit konnte er jetzt noch lebend aus der Stadt gelangen. Die aufgebrachte Menge, die ihm auf den Fersen war, hatte sich nicht die Mühe gemacht, die Marswagen zu bewachen, da es Carter zu viel Zeit gekostet hätte, einen Wagen durch die Fahrzeugschleuse zu bringen. Dort hätten sie ihn erwischen können, und das wußten sie. Einige bewachten die Personenschleuse in der Hoffnung, daß er versuchen würde, sich dorthin durchzuschlagen. Es wäre eine Möglichkeit gewesen; denn wenn es ihm gelänge, ihnen die eine Tür vor der Nase zuzuschlagen, während er die nächste öffnete, hätten ihn die Sicherheitsvorrichtungen beim Durchschreiten der dritten und vierten und bis zum Hinaustreten geschützt. Im Marswagen dagegen war er in der Blase gefangen.
    Es war Platz genug hier drinnen, um herumzufahren. Weniger als die Hälfte der Fertighäuser waren bisher errichtet worden. Der übrige Boden der Blasenstadt bestand aus flachgepreßtem Sand, auf dem sich lediglich hier und da Schaumstoffwände, -decken und -fußböden stapelten. Aber über kurz oder lang würden sie ihn erwischen. Schon setzten sie einen zweiten Wagen in Bewegung.
    Nicht im Traum hätten sie damit gerechnet, daß er mit seinem Fahrzeug die Blasenwand durchbrechen würde.
    Der Marswagen kippte zur Seite und richtete sich dann wieder auf.

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