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Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Ringwelt 08: Der kälteste Ort

Titel: Ringwelt 08: Der kälteste Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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waren es zwei Rohlinge aus einem matten, silbrigen Metall gewesen, das unerwartet schwer war. »Was ist das?«
    Ich wog sie in der Hand. Sie waren schwerer als Blei. Platin? Aber niemand trägt so viel Platin mit sich herum. Scherzhaft fragte ich: »Uran 235?«
    »Sind sie warm?« fragte er interessiert. Ich unterdrückte einen plötzlichen Drang, sie soweit ich konnte wegzuwerfen und mich hinter einer Couch in Sicherheit zu bringen.
    Aber es war Platin gewesen. Ich habe nie erfahren, weshalb Ron sie mit sich herumgetragen hat. Irgendein Projekt, aus dem nachher nichts wurde.
     
    Von Zuschauern umgeben lag der außer Betrieb gesetzte Monitor im Gras. Er war noch heil, wahrscheinlich deshalb, weil zwei gut gelaunte, auffallend große Männer ihn bewachten und alle anderen zurückwinkten.
    »Gut«, sagte Ron. Er hockte sich über die goldene Kugel, drehte sie mit seinen langen Künstlerfingern. Zu mir sagte er: »Hilf mir, sie zu öffnen.«
    »Wozu? Was hast du vor?«
    »Ich werde es dir gleich sagen. Hilf mir – schon gut!« Das halbkugelförmige Oberteil löste sich. Zum ersten Mal in meinem Leben blickte ich in das Innere eines Monitors.
    Es war beeindruckend simpel. Ich erkannte den Lähmstrahler an seinem parabolischen Reflektor sowie die Kameras und eine Ringspule, die Teil des Schwebemechanismus sein mußte. Keine Energiequelle. Ich nahm an, daß die Hülle selbst eine Energieempfangsantenne darstellte. Wenn das Oberteil entfernt wurde, gäbe es keine Möglichkeit für irgendwelche Schwachköpfe, sich einen tödlichen Elektroschock einzufangen.
    Ron kniete sich nieder und studierte das seltsame Innenleben des Monitors. Dann zog er einen Gegenstand aus der Tasche, der aus Glas und Metall gemacht war. Er erinnerte sich plötzlich daran, daß ich auch noch da war, hielt ihn mir hin und sagte: »Schau mal hier.«
    Ich nahm ihn und machte mich auf eine Überraschung gefaßt. Die kam auch. Es war eine alte Taschenuhr, eine große Uhr mit Aufziehfeder an einer Kette, mit einem Gehäuse. Uhren dieser Art waren vor ein paar hundert Jahren in Gebrauch gewesen. Ich blickte auf das Zifferblatt und sagte: »Sie geht fünfzehn Minuten nach. Du hast das Werk nicht ganz instand gesetzt, oder?«
    »O nein.« Er ließ den Rückendeckel aufschnappen.
    Das Uhrwerk war anscheinend modern. »Batterie und Stimmgabel«, vermutete ich.
    »Das hat die Wache auch gedacht. Aber die Zeiger bewegen sich nicht. Ich habe die Uhr gestellt, kurz bevor sie mich durchsucht haben.«
    »Ah. Und was macht sie?«
    »Wenn es klappt, dann kann ich damit alle Monitore im King’s-Freipark vom Himmel holen.«
    Eine Minute oder so konnte ich vor lauter Lachen kein Wort hervorbringen. Ron sah mich mit schiefgeneigtem Kopf an und fragte sich wohl, ob ich ihn für einen Witzbold hielt.
    Schließlich stieß ich hervor: »Das dürfte eine Menge Wirbel machen.«
    Ron nickte heftig. »Natürlich hängt es davon ab, ob sie die Arten von Schaltkreisen verwenden, die ich in den Monitoren vermute. Überleg doch mal: Von den Monitoren erwartet man nicht, daß sie gegen äußere Einwirkung geschützt sind. Sie sollen vor allem billig sein. Wenn einer draufgeht, gehen die Steuern nicht allzu sehr in die Höhe. Der andere Weg wäre, sie teuer und absolut sicher zu machen und damit eine Menge Leute zu frustrieren. Und es ist nicht das Ziel eines Freiparks, die Leute zu frustrieren.«
    »Und das heißt?«
    »Nun, es gibt eine billige Art, die Schaltungen für das Energiesystem zu konstruieren. Wenn sie es auf diese Weise gemacht haben, kann ich das ganze Ding hochgehen lassen. Wir werden sehen.« Ron zog dünne Kupferdrähte aus seinen Hemdmanschetten.
    »Wie lange wirst du dafür brauchen?«
    »Oh, eine halbe Stunde – vielleicht etwas mehr.«
    Das gab für mich den Ausschlag. »Ich muß weg. Ich bin mit Till Hayes am Wiltshire-Ausgang verabredet. Du müßtest sie kennen, ein großes, blondes Mädchen, ungefähr so groß wie ich …«
    Aber er hörte schon nicht mehr zu. »Okay, bis später«, murmelte er. Er machte sich mit dem Kupferdraht und einer Pinzette in der Kapsel zu schaffen. Ich ging.
    Menschen fühlen sich von Menschenmengen angezogen. Ein paar Minuten, nachdem ich Ron sich selbst überlassen hatte, gesellte ich mich zu einem Halbkreis von Neugierigen, um zu sehen, was es dort zu sehen gab.
    Ein kahlköpfiges, hohlwangiges Individuum war dabei, etwas zusammenzusetzen – eine archaische Maschine mit Propeller und einem kleinen Benzinmotor. Der T-förmige

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