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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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über.
    Aus einiger Entfernung rief jemand: »Was ist da los?«
    Pollys Brust hob und senkte sich, während sie ruhig aus- und einatmete. Sie sprang ein letztes Mal, packte den Türrahmen und zog sich hinauf. Schwere Schritte … Bevor jemand in Sichtweite kommen konnte, hatte Polly die Tür bereits wieder geschlossen.
    Es gab eine Leiter hier, die zur einstigen Decke führte. Ohne Zweifel hatte die ursprüngliche Crew der Max Planck sie benutzt, um nach der Landung aus den sechs Pilotensesseln zu klettern. Jetzt benutzte Polly sie.
    Sie quetschte sich in den zweiten Sitz von links und fand das Armaturenbrett und die Umleitungskabel. Ein Teil der Wand war aufgestemmt worden; man hatte eine einfache Eisenstange zwischen zwei Metallplatten geklemmt und die Fusionskontrolle von hier in die Fusionskammer umgeleitet.
    Während des Fluges hatte man entsprechende Kontrollen in beiden Räumen gebraucht: In der Fusionskammer hatte man dafür gesorgt, daß der Antrieb im Gang blieb, und vom Steuerraum aus hatte man ihn ausgerichtet. Nun wurde der Fusionsantrieb nur noch zur Stromerzeugung verwendet, und Pollys Armaturen waren tot.
    Rasch stieg sie die Leiter wieder hinab. Neben der Tür hatte sich ein kleiner Werkzeugschrank befunden. Wenn da ein Schweißgerät drin war …
    Es war drin.
    Und wenn kein Betäubungsgas im Raum war … oder wenn es wenigstens nicht brennbar war …
    Nichts explodierte, als sie das Schweißgerät einschaltete. Sie begann, die Tür zuzuschweißen.
    Fast sofort erregte sie Aufmerksamkeit. Sie hörte aufgeregte Stimmen durch die Tür hindurch. Dann spürte sie schwach die typische Taubheit, wie sie nur ein Stunner verursachen konnte. Die Tür leitete Sonarstrahlen zwar kaum weiter, dennoch würde Polly einem steten Beschuß nicht lange standhalten können. Trotzdem beendete sie die Schweißarbeit, bevor sie schließlich wieder die Leiter hinaufkletterte.
    Oben angekommen, benutzte sie das Schweißgerät, um die Umleitung zu entfernen. Das war eine langwierige Angelegenheit. Die Vollstreckungspolizei hätte sie sicher geschnappt, bevor sie fertig gewesen wäre. Nun jedoch konnten sie pfeifen, wie sie wollten. Polly hatte alle Zeit der Welt.
     
    Matt erreichte den Gang. Die Tür zum Verhörzimmer ließ er offen und ging. Er ging gebückt und hatte die Arme vor Schmerz um die Brust geschlungen. Er hatte vergessen, den anderen Stunner einzustecken.
    »Ich bin nicht der dominierende Typ«, murmelte er und genoß perverserweise den Klang seiner eigenen Stimme. »Entweder das, oder ich versuche einfach nur, die falsche Frau zu dominieren.«
    Eine stämmige Gestalt stapfte um die nächste Ecke: Jesus Pietro mit einem Gasfilter auf der Nase und einem riesigen Splittergewehr in der Hand blickte gerade noch rechtzeitig auf, um einen Zusammenstoß zu vermeiden. Abrupt blieb er stehen. Dann klappte ihm die Kinnlade herab, als er in die blauen Augen eines braunhaarigen, wütenden Kolonisten blickte, von dessen Ohr ein Stück herausgebissen worden und dessen Kragen mit Blut getränkt war.
    »Stimmen Sie mir zu?« fragte Matt in fröhlichem Tonfall.
    Castro hob das Gewehr. Mit dem ›Glück‹ war es vorbei.
    All der Zorn ob der unzähligen Demütigungen brach sich in Matt Bahn. »Na schön!« schrie er. »Sehen Sie mich an! Verdammt, sehen Sie mich an! Ich bin Matthew Keller!«
    Der Polizeichef starrte ihn an. Er schoß nicht; er starrte einfach nur.
    »Ich bin zweimal ganz allein in ihr verfluchtes Hospital eingebrochen! Ich bin durch Mauern gegangen, durch die Nebel der Leere, durch einen Hagel von Gnadengeschossen und durch Betäubungsgas, nur um dieses verdammte Weib zu retten, und als ich sie endlich befreit habe, drischt sie auf mich ein, daß ich keine Luft mehr bekomme und wie ein Stück Papier zusammenklappe! Also, Sehen Sie mich an, verdammt noch mal!«
    Castro sah ihn an.
    Und schließlich bemerkte Matt, daß Castro eigentlich hätte schießen müssen.
    Castro schüttelte langsam den Kopf, ohne Matt auch nur einen Augenblick lang aus den Augen zu lassen. Und langsam, ganz langsam, als wate er durch sich erhärtenden Zement, trat er einen Schritt vor.
    Plötzlich wußte Matt, was hier geschah. »Schauen Sie nicht weg«, sagte er. »Sehen Sie mich an.« Der Polizeichef war jetzt nahe genug, und Matt packte den Gewehrlauf und schob ihn von sich weg, während er Castro unentwegt in die Augen blickte. »Sehen Sie mich weiter an.«
    Sie starrten einander in die Augen. Castros Augen über der runden, falschen
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