Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
mißtrauisch. Sie nahm die Füße vom Stuhl, rollte sich herum und setzte sich auf. Ihre Kleidung war seltsam. Sie trug eine Art Strampelanzug aus weichem, dünnen Stoff. Unbewußt spielte sie mit den Fingern am Saum ihres Anzugs herum. »Ich kann nichts und niemandem vertrauen. Ich bin noch nicht einmal sicher, daß ich nicht träume. Vielleicht liege ich noch immer in der Kiste.«
    »Ruhig«, sagte Matt und legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter. »Du wirst darüber …«
    Polly packte seine Hand so schnell, daß er sie fast erschrocken weggerissen hätte. Jede ihrer Bewegungen wirkte seltsam übertrieben. »Du weißt nicht, wie es war! Sie haben mich eingewickelt, in den Kasten gestopft, und von da an war es, als wäre ich tot!« Sie drückte Matts Hand und streichelte ihm über Finger und Knöchel, als hätte sie noch nie zuvor eine menschliche Hand gespürt. »Ich habe versucht, mich an alles mögliche zu erinnern, doch alles war so weit weg … Es war …« Sie hielt inne, doch ihr Kehlkopf hüpfte noch immer auf und ab, und ihre Lippen bewegten sich. Dann warf sie sich Matt um den Hals.
    Sie schleuderte Matt auf den Rücken und schlang die Arme um ihn. Das hatte nichts mit Zuneigung zu tun. Sie klammerte sich an ihn, als würde sie ertrinken und als wäre er ein rettendes Stück Treibholz. »Hey«, sagte Matt. »Die Pistole. Du hast mir die Pistole aus der Hand geschlagen.«
    Polly hörte ihn nicht. Matt blickte zur Tür hinauf. Sie war nach wie vor geschlossen, und kein verdächtiger Laut war zu hören.
    »Ist schon gut«, sagte er. »Alles wird wieder gut. Du bist jetzt draußen.« Polly hatte ihr Gesicht unter seiner Schulter vergraben und drückte sich verzweifelt an ihn. »Du bist jetzt draußen.« Matt massierte ihr Nacken und Schultern in der Hoffnung, damit das gleiche zu bewirken, was Laney vergangene Nacht bei ihm zustande gebracht hatte.
    Die Art, wie Polly alles berührte … Matt verstand jetzt. Sie wollte sichergehen, daß er echt war. Die Zeit im Sarg mußte schlimmer gewesen sein, als er sich vorstellen konnte. Polly mußte jeglichen Bezug zur Realität verloren haben, jeden Glauben an alles Echte außerhalb ihres Gefängnisses. Und so strich sie ihm nun mit den Fingerspitzen über den Rücken bis hinab zum Steißbein und rieb sich an ihm mit ihren Hüften, Armen, mit ihrem ganzen Körper … Sie wollte jeden einzelnen Zentimeter von ihm einfach spüren.
    Matt hatte das Gefühl, als erwache auch er dadurch zu neuem Leben. Falltüren, geschwungene Metallwände, Waffen und die Vollstreckungspolizei: All das hatte keine Bedeutung mehr; es gab nur noch Polly.
    »Hilf mir«, flehte sie mit gedämpfter Stimme.
    Matt rollte sich auf sie. Der weiche, dünne Stoff ihres Strampelanzugs riß wie Papier. Kurz fragte sich Matt, warum sie überhaupt etwas trug, doch auch das hatte keine Bedeutung mehr.
    Später sagte Polly: »Nun, zumindest ich bin real.«
    Und Matt, der friedlich wieder vom Gipfel des Nirwana herabglitt, fragte: »Was hast du damit gemeint, ich solle dir helfen?«
    »Ich weiß nicht, was ich damit gemeint habe. Ich brauchte einfach nur Hilfe.« Sie lächelte und diesmal nicht nur mit ihrem Mund, sondern auch mit den Augen. »Nehmen wir einmal an, das habe ich nicht gemeint. Was dann?«
    »Dann habe ich dich auf hinterhältige Art verführt.« Matt hob den Kopf ein wenig, um ihr besser ins Gesicht sehen zu können. Die Veränderung war unglaublich. »Ich hatte schon Angst, daß du den Verstand verloren hast.«
    »Ich auch.«
    Matt blickte zur Falltür hinauf und griff dann nach dem Stunner. Das Nirwana war vorbei.
    »Du bist wirklich gekommen, um mich zu retten?«
    »Ja.« Matt wollte Laney nicht erwähnen – noch nicht. Warum sollte er diesen Augenblick verderben?
    »Danke.«
    »Gern geschehen. Wir müssen aber immer noch hier raus.«
    »Willst du mir denn keine Fragen stellen?«
    Was sollte das? Wollte sie ihn auf die Probe stellen? Traute sie ihm denn noch immer nicht? Nun, warum sollte sie? »Nein«, antwortete er, »keine Fragen. Aber später muß ich dir noch so einiges erzählen …«
    Polly versteifte sich unter ihm. »Matt. Wo sind wir?«
    »Im Hospital. Tief im Hospital. Aber wir können hier herauskommen.«
    Polly rollte sich zur Seite und stand auf. »Wir sind in einem der Kolonieschiffe! In welchem?«
    »In der Max Planck. Macht das einen Unterschied?«
    Sie riß dem anderen Wachmann den Stunner aus dem Holster. »Wir können den Fusionsantrieb in die Luft jagen! Wir

Weitere Kostenlose Bücher