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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Nase waren ausgesprochen bemerkenswert: vollkommen weiß und schwarz, denn dank der übermäßig geweiteten Pupillen war von der Iris kaum noch etwas zu sehen. Der Mund unter dem schneeweißen Schnurrbart stand weit offen.
    Der Mann schmolz förmlich dahin; Schweiß rann ihm in breiten Strömen in den Kragen. Wie ein Mann, den Angst, Ehrfurcht oder Verehrung in Ekstase getrieben hatten … Er starrte nur.
    Zieh die Pupillen der anderen zusammen, und du hast Unsichtbarkeit. Weite sie, und du hast … was? Faszination?
    Auf jeden Fall konnte Matt sich der ungeteilten Aufmerksamkeit des Polizeichefs sicher sein. Matt hob die Faust, zielte … und konnte einfach nicht zuschlagen. Er hätte genauso gut einen Krüppel angreifen können. Und Castro war tatsächlich ein Krüppel; schließlich trug er einen Arm in der Schlinge.
    Aus der Richtung, in die Polly gelaufen war, hallten Rufe durch den Gang.
    Der Polizeichef trat einen weiteren langsamen Schritt vor.
    Vorne und hinten zu viele Feinde. Matt schlug Castro das Gewehr aus der Hand, drehte sich dann um und rannte los.
    Als er sich durch die Falltür in den Sargraum hinabließ, sah er, daß der Polizeichef ihm noch immer wie verzaubert hinterherstarrte. Dann schloß er die Tür über sich.
     
    Polly löste die letzte Verbindung, und das Armaturenbrett erwachte zum Leben. Rasch ließ sie ihren Blick über die erleuchteten Anzeigen schweifen, dann noch ein zweites Mal, langsam und bedächtig.
    Den Anzeigen zufolge war der Reaktorkern so kalt wie die Höhlen des Pluto.
    Polly stieß einen leisen Pfiff aus. Das war keine Fehlfunktion. Sicherheitshalber waren jeweils mehrere Anzeigen dazu ausgelegt, die gleichen Werte zu messen. Irgendjemand hatte beschlossen, den Kolonistengebieten den Saft abzudrehen.
    Von hier aus konnte sie den Antrieb nicht starten, und die Fusionskammer würde sie nie erreichen; sie hatte sich selbst eingesperrt.
    Wäre sie doch nur auf der Arthur C. Clarke. Castro würde es nie wagen, der Crew den Strom abzudrehen. Der Fusionsreaktor der Arthur C. Clarke lief wahrscheinlich mit voller Leistung.
    Nun denn, dachte Polly mit wachsender Erregung und ließ sich auf die Leiter gleiten. Vielleicht gab es einen Weg, um die Arthur C. Clarke zu erreichen.
     
    Jesus Pietro spürte, wie ihn jemand an der Schulter schüttelte. Er drehte sich um und sah Major Jansen. »Was ist?«
    »Wir haben die Max Planck mit Gas geflutet, Sir. Jeder, der nicht gewarnt worden ist, müßte nun bewußtlos sein, es sei denn, er hält sich in einem Raum jenseits der Korridore auf. Ich wünschte allerdings, es wären nicht so viele Filter im Umlauf. Wen auch immer wir jagen, er hat eine gute Chance, einen zu finden.«
    »Gut«, sagte Jesus Pietro. Er konnte sich nicht konzentrieren. Er wollte allein sein und nachdenken …
    Nein, er wollte nicht allein sein … »Weitermachen«, sagte er. »Versuchen Sie es in der Sargkammer. Er könnte dort sein.«
    »Ist er nicht. Oder falls doch, dann haben wir mehr als einen Verräter. Irgendjemand hat sich allerdings im Steuerraum verschanzt. Es ist schon gut, daß der Fusionsreaktor abgeschaltet ist.«
    »Holen Sie den Rebellen da raus; aber versuchen Sie es auch in der Sargkammer.«
    Major Jansen ging in die Richtung, aus der der Lärm kam. Jesus Pietro fragte sich, was er wohl finden würde, wenn er schließlich die Sargkammer untersuchte. War Kellers Geist wirklich dorthin gegangen, oder hatte er sich einfach in Luft aufgelöst, als er den Gang hinuntergerannt war? Jesus Pietro war sich nicht sicher.
    Aber daß er den Geist gesehen hatte, das wußte er.
    Er würde diese Augen nie vergessen, diese blendenden, verzaubernden, lähmenden Augen. Ihr Blick würde ihn für den Rest seines Lebens verfolgen – egal wie viele Minuten dieses Leben noch dauern würde, denn mit Sicherheit würde der Geist ihn jetzt nicht wieder gehen lassen.
    Sein Handy summte. Jesus Pietro nahm es vom Gürtel und meldete sich mit: »Der Chef hier.«
    »Sir, ich habe hier ein paar merkwürdige Berichte«, sagte die Stimme von Miss Lauessen. »Eine große Anzahl Wagen nähert sich dem Hospital. Einige der Insassen behaupten, den Rat zu repräsentieren, und sie bezichtigen Sie des Verrats.«
    »Mich? Des Verrats?«
    »Ja, Sir.« Miss Lauessen klang seltsam … und sie nannte ihn ständig ›Sir‹.
    »Mit welcher Begründung?«
    »Soll ich das herausfinden, Sir?«
    »Ja. Und befehlen Sie ihnen, außerhalb des Sicherheitsfelds zu landen. Tun sie das nicht, hetzen Sie ihnen

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