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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
Autoren: Larry Niven
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das nicht möglich wäre, würde es sie doch bestimmt sehr wundern, sollten sie mitten in der Landschaft einen splitternackten Mann aufgreifen. Auf den Straßen der Erde gab es lizenzierte Nudisten, und auf Wunderland brauchte man noch nicht einmal eine Lizenz; aber auf dem Plateau war Kleidung Pflicht.
    Er konnte sich auch nicht der Polizei stellen. So wie sich die Dinge entwickelt hatten, könnte er unmöglich beweisen, daß er nicht zu den Rebellen gehörte. Irgendwie mußte er sich Kleider beschaffen und hoffen, daß man ihn nicht bereits suchte.
    Er rappelte sich auf, und wieder traf ihn die Erinnerung wie ein Schlag: Laney! Laney im Dunkeln; Laney, die ihn im Licht der Nachttischlampe ansah. Polly, das Mädchen mit dem Geheimnis. Hood, dessen Vorname Jay lautete. Eine Welle der Übelkeit überkam ihn; er klappte nach vorne und erbrach sich. Nur Kraft seines Willens gebot er den Krämpfen Einhalt. In seinem Kopf pochte es, als wäre sein Schädel eine Trommel. Er richtete sich auf und ging zum Rand der Baumgruppe.
    Links und rechts lief ein Wald an der Beta-Gamma-Klippe entlang. Das Beta-Plateau über Matt war unerreichbar, außer über eine Brücke, die jedoch mehrere Kilometer entfernt zu seiner Linken lag. Vor ihm erstreckte sich eine weite Wiese, auf der ein paar Ziegen grasten. Dahinter befanden sich Häuser – Häuser in alle Richtungen – dicht aneinander gedrängt. Sein eigenes war vielleicht sieben Kilometer entfernt. Er würde es niemals erreichen, ohne vorher angehalten zu werden.
    Was war mit Harrys Haus? Laney hatte gesagt, dort gäbe es ein Versteck. Und die, die die Party vor der Razzia verlassen hatten … Einige von ihnen waren vielleicht wieder zurückgekehrt und konnten ihm helfen.
    Aber würden sie das?
    Er mußte es wohl oder übel auf einen Versuch ankommen lassen. Wenn er sich ins hohe Gras duckte, konnte er Harrys Haus vielleicht erreichen; das Glück von Matt Keller könnte gerade noch so weit reichen …
     
    … und sein Glück ließ ihn tatsächlich nicht im Stich: jenes seltsame Glück, das Matt Keller immer dann vor den Blicken anderer verbarg, wenn er nicht bemerkt werden wollte. Zwei Stunden später erreichte er das Haus. Sein Bauch und seine Knie waren grün vom Gras und juckten.
    Der Boden rings um das Haus war übersät mit Wagenspuren. Die gesamte Vollstreckungspolizei mußte an der Razzia teilgenommen haben. Matt sah keine Wachen; trotzdem schlich er nur vorsichtig näher, falls drinnen jemand wartete. Egal, ob die Polizei oder die Rebellen Wachen aufgestellt hatten: Er könnte von beiden erschossen werden. Und selbst falls einer der potentiellen Wächter zögern würde zu schießen, so würde er doch ein paar unangenehme Fragen stellen wie zum Beispiel: »Wo ist deine Hose, Junge?«
    Im Haus hielt sich niemand auf. An der Wand lag eine tote oder bewußtlose Familie von Hausputzern unter ihrem geplünderten Nest; entweder hatte man sie erschlagen oder unter Drogen gesetzt. Hausputzer haßten Licht; sie arbeiteten ausschließlich bei Nacht. Im Teppich befand sich ein großes Loch, das nicht nur durchs Gras, sondern auch durch die darunter liegende Baukoralle reichte. Die Wohnzimmerwände waren mit Brandflecken übersät, wie sie nur von einer Explosion stammen konnten, und hier und da waren auch Einschußlöcher zu sehen. Im Keller sah es ähnlich aus, wie Matt feststellte, als er hinunterstieg.
    Kein Mensch war mehr hier unten, und man hatte auch fast alle Einrichtungsgegenstände fortgeschafft. Narben an den Wänden verrieten, wo einst schwere Geräte installiert gewesen waren, und noch tiefere Narben zeigten die Stellen, an denen man sie losgerissen oder -geschweißt hatte. Insgesamt gab es hier unten vier Türen; alle sahen recht schlicht aus und waren aufgebrochen worden. Eine führte in eine Küche, zwei in leere Lagerräume. Man hatte eine der Wände vollständig abgerissen, doch das ›Gerät‹ dahinter war noch vollkommen intakt. Das Loch, das die eingestürzte Wand hinterlassen hatte, war vielleicht groß genug, um das Gerät hindurchzuschaffen, doch das Loch im Wohnzimmerboden war dazu definitiv zu klein.
    Bei dem Gerät handelte es sich um einen Wagen – um einen Luftwagen, wie ihn die Crew-Familien verwendeten. Matt hatte noch nie einen aus der Nähe gesehen. Hier, hinter der eingeschlagenen Wand, stand nun einer, doch es gab keinerlei Möglichkeit, ihn herauszubekommen. Was um Himmels willen hatte Harry Kane nur mit einem Wagen gewollt, den er nicht fliegen
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