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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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erwischte …!
    Weiches, rutschiges, tückisches Gras unter den Füßen. Einmal trat er auf einen glatten, feuchten Felsen und rutschte auf Wange und Schulter über das Gras. Zweimal fand ihn ein Scheinwerfer, und beide Male warf er sich sofort auf den Boden, rührte sich nicht mehr und blickte über die Schulter zurück, um zu sehen, wohin der Lichtstrahl wanderte. Leuchtete der Scheinwerfer in eine andere Richtung, stand Matt wieder auf und rannte weiter. Der Regen mußte das Licht und die Augen seiner Verfolger getrübt haben; der Regen und das Glück von Matt Keller. Ringsherum flackerte Licht, und Matt wußte nicht, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen für ihn war.
    Auch nachdem er bereits sicher war, entkommen zu sein, rannte er weiter.

 
KAPITEL DREI
DER WAGEN
     
     
    - ENDE.
    Miliard! Parlette schob den Stuhl zurück und betrachtete zufrieden die Schreibmaschine. Seine Rede lag auf dem Schreibtisch, die letzte Seite zuoberst. Er nahm den Papierstapel in seine langen, knochigen Finger und brachte ihn rasch in die richtige Reihenfolge.
    - Jetzt aufzeichnen?
    - Nein. Morgen früh. Schlaf eine Nacht darüber. Sieh nach, ob du etwas ausgelassen hast. Ich muß sie erst übermorgen halten. Er hatte genug Zeit, um die Rede mit einem Diktiergerät aufzuzeichnen und sie sich immer und immer wieder anzuhören, bis er sie auswendig konnte.
    Es mußte gesagt werden. Die Crew mußte verstehen, worum es hier ging. Schon viel zu lange hatte sie wie Herrscher von Gottes Gnaden gelebt. Wenn sie sich nicht anpassen konnte …
    Selbst seine eigenen Nachkommen … Sie sprachen nicht oft über Politik, und wenn doch – das war Miliard Parlette nicht entgangen – sprachen sie nie von Macht, sondern nur von Rechten. Und die Parlettes waren untypisch. Inzwischen nannte Miliard Parlette eine ganze Armee von Kindern, Enkeln, Urenkeln, Ururenkeln und so weiter sein eigen; dennoch bemühte er sich, sie alle so oft wie möglich zu sehen. Einige von ihnen ergaben sich blind den herrschenden Vorlieben der Crew – extravagante Kleidung, gestelzte Sprache und all die anderen Spiele, mit denen die Crew ihr stumpfsinniges Leben ummantelte – und sie taten dies den Bemühungen Miliard Parlettes zum Trotz. Ein durchschnittliches Crewmitglied war vollkommen abhängig von der Tatsache, daß es eben ein Crewmitglied war.
    Und wenn das Machtgleichgewicht sich verlagerte?
    Dann wären sie verloren. Eine Zeit lang würden sie noch unter falschen Voraussetzungen in einem künstlichen Universum weiterleben, und in dieser Zeit würden sie vernichtet werden.
    Wie … Wie groß war die Chance, daß sie einem alten Mann aus einer toten Generation zuhören würden?
    Nein. Er war einfach nur müde. Miliard Parlette legte die Rede wieder auf den Tisch, stand auf und verließ das Arbeitszimmer. Zumindest würde er sie dazu zwingen, ihm zuzuhören. Auf Befehl des Rats würde jedes reinblütige Crewmitglied am Sonntag um 12 Uhr 00 vor dem TD sitzen. Wenn es ihm gelingen sollte, ihnen die Botschaft zu vermitteln … Es mußte ihm gelingen.
    Sie mußten verstehen, welch zwiespältigen Segen ihnen Rammroboter Nr. 143 gebracht hatte.
     
    Der Regen erfüllte das Haus aus Baukoralle mit einem steten Trommeln. Nur Vollstreckungspolizisten bewegten sich noch durch die Räume. Der letzte bewußtlose Kolonist wurde gerade auf einer Trage hinausgebracht, als Major Jansen das Haus betrat.
    Er fand Jesus Pietro im Wohnzimmer auf einem bequemen Stuhl und legte eine Hand voll Fotos neben ihn.
    »Was soll das sein?«
    »Das sind diejenigen, die wir bis jetzt noch nicht fassen konnten, Sir.«
    Jesus Pietro richtete sich auf und wurde sich wieder seiner durchnäßten Uniform bewußt. »Wie sind sie an Ihnen vorbeigekommen?«
    »Ich weiß es nicht, Sir. Zumindest entkam uns niemand, nachdem wir ihn erst einmal entdeckt hatten.«
    »Es gibt keine Geheimgänge. Das Echolot hätte sie gefunden. Hm.« Jesus Pietro blätterte rasch die Fotos durch. Unter den meisten Bildern standen Namen: Namen, an die sich Jesus Pietro früher am Abend erinnert und die er daraufhin selbst auf die Fotos geschrieben hatte. »Diese Leute hier bilden den Kern«, erklärte er. »Wir werden diesen Zweig der Söhne der Erde ausrotten, wenn wir sie finden. Wo sind sie?«
    Sein Adjutant schwieg. Er wußte, daß die Frage rhetorisch gemeint war. Der Polizeichef lehnte sich zurück und blickte zur Decke hinauf.
    - Wo waren sie?
    - Es gab keine Tunnel oder ähnliches. Unterirdisch waren sie also

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