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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Umkreis – nackter Fels; so hatte das Plateau früher überall ausgesehen, bevor die Kolonieschiffe sorgfältig ausgewählte Pflanzen eingeführt hatten. Vom Rand dieses Felskreises aus wuchs ein kleiner, schmaler Wald bis an die Mauern des Hospitals heran.
    Überall sonst hatte man Kahlschlag betrieben. Warum, fragte sich Matt, hatte die Vollstreckungspolizei ausgerechnet diese paar Bäume stehen lassen?
    Ein Gefühl der Taubheit spülte über ihn hinweg; dann packte ihn Panik. Ein Betäubungsstrahl! Zum ersten Mal blickte er nach hinten. Zwanzig oder dreißig Polizeiwagen folgten ihm dicht auf den Fersen.
    Wieder streifte ihn ein Schuß. Matt schob den Hebel 1-3 nach vorne. Der Wagen tauchte nach links weg und neigte sich dabei um fünfundvierzig Grad, bevor er sich wieder in die Horizontale ausrichtete. Matt wich nach links aus, erhöhte die Geschwindigkeit und flog auf den Rand zur Leere zu.
    Wieder überkam ihn das Gefühl der Taubheit – diesmal stärker. Vorhin hatten sie versucht, ihn zum Landen zu zwingen; jetzt wollten sie ihn zum Absturz bringen, bevor er den Rand überflog. Die Welt verschwamm vor Matts Augen; er konnte sich nicht mehr bewegen. Der Wagen sackte dem Boden entgegen und näherte sich dem Rand der Leere.
    Die Taubheit ließ nach. Matt versuchte, seine Hände zu bewegen, doch außer einem Zwicken spürte er nichts. Dann fand ihn der Sonarstrahl erneut, diesmal jedoch mit geringerer Kraft als zuvor. Er glaubte zu wissen, warum. Er entfernte sich von den Polizeiwagen, weil seine Verfolger offenbar nicht dazu bereit waren, zugunsten einer höheren Geschwindigkeit in Tiefflug zu gehen. Dadurch hätten sie nur unnötig riskiert, auf die Felsen am Rand aufzuschlagen – ein Spiel, das allenfalls Verzweifelte spielten.
    Verschwommen sah Matt den dunklen Rand auf sich zurasen. Nur knapp verfehlte er die Felsspitzen der Klippe. Langsam konnte er sich wieder bewegen und drehte den Kopf. Die Wagen hinter ihm wurden langsamer und reduzierten die Flughöhe. Sie wußten, daß sie ihn verloren hatten, doch sie wollten ihn fallen sehen.
    Wie weit reichte der Nebel hinab? Matt hatte sich nie darum gekümmert. Sicher waren es viele Kilometer. Aber wie viele? Die Polizisten würden über ihm schweben, bis er in den Nebeln verschwunden war. Auf das Plateau konnte er nicht wieder zurück. Sie würden ihn betäuben, ein wenig warten und dann aufsammeln, was nach dem Absturz noch übrig geblieben war. Ihm blieb nur noch eine Richtung, in die er fliegen konnte.
    Matt drehte den Wagen auf den Rücken.
     
    Die Polizisten folgten ihm nach unten, bis der Druck in ihren Ohren zu groß wurde. Dann ließen sie ihre Wagen auf der Stelle schweben und warteten. Es dauerte Minuten, bis der Wagen des Flüchtlings außer Sichtweite geriet. Den ganzen Weg über stürzte das Fluchtfahrzeug kopfüber in die Tiefe, ein verschwommener dunkler Fleck, der einen haardünnen Schatten durch die Nebelschwaden zog … dann war er verschwunden.
    »Da geht’s verdammt weit runter«, bemerkte irgendjemand über Funk. Zustimmendes Grunzen war die Antwort.
    Die Polizisten wendeten und flogen Richtung Heimat, die nicht weit über ihnen lag. Sie wußten nur allzu gut, daß ihre Flugwagen nicht völlig luftdicht waren. In den vergangenen Jahren hatten mehrere Männer ihre Wagen über den Rand nach unten geflogen, um ihren Mut zu beweisen und herauszufinden, wie lange es dauerte, bis die Luft im Inneren giftig wurde. Dieser Punkt war bereits weit oberhalb der Nebel erreicht. Jemand mit Namen Greeley war sogar so tollkühn gewesen, seinen Motor abzuschalten und seinen Wagen einfach fallen zu lassen, um festzustellen, an welchem Punkt die giftigen Dämpfe in die Kanzel zu lecken begannen. Er war sieben Kilometer gefallen, während die Dämpfe zischend an seinem Wagen vorbeigezogen waren; erst dann hatte er anhalten müssen. Nur mit Glück war er wieder nach oben gekommen, bevor er das Bewußtsein verloren hatte. Im Hospital hatte man ihm die Lungen ersetzen müssen. Auf dem Alpha-Plateau verehrte man ihn noch immer als Held.
    Doch selbst Greeley hätte niemals seinen Wagen auf den Kopf gestellt und wäre im Sturzflug hinabgerast. Das hätte niemand getan – zumindest niemand, der etwas von Flugwagen verstand. Der Wagen könnte mitten in der Luft auseinander gerissen werden!
    Aber auf diesen Gedanken wäre Matt nie gekommen. Er wußte nur wenig über Maschinen. Die seltsamen Haustiere von der Erde waren eine Notwendigkeit; Maschinen jedoch waren

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