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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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wahr?«
    »Was für ein häßliches Wort.«
    »Ich habe den Wagen gestohlen.«
    »Haben Sie das?« Die Skepsis in Jesus Pietros Tonfall war echt. Er glaubte dem Mann nicht. »Dann können Sie mir vielleicht auch erklären, warum niemand den Diebstahl bemerkt hat.«
    Der Mann erklärte es ihm nur allzu gerne, denn er wollte, daß Jesus Pietro seinen Mut erkannte. Warum hätte er es ihm auch verschweigen sollen? Es war niemand mehr übrig, den er hätte verraten können. Er würde nur so lange leben, wie Jesus Pietro Interesse an ihm hatte. Die Operationsräume der Organbanken waren nur drei Minuten zu Fuß entfernt. Jesus Pietro hörte höflich zu. Ja, er erinnerte sich an den Wagen, der fünf Tage lang wie zum Spott über dem Plateau gekreist war. Der junge Mann, dem der Wagen gehörte, war ein Crewmitglied gewesen und hatte ihm die Hölle heiß gemacht, weil Jesus Pietro damals einfach tatenlos zugesehen hatte. Das Crewmitglied hatte sogar vorgeschlagen – nein, verlangt –, daß einer von Castros Männern sich von oben auf den Wagen fallen lassen, ins Fahrerhaus klettern und ihn zurückbringen sollte. Jesus Pietro hatte angesichts dieser Forderung die Geduld verloren: Er schlug dem jungen Mann höflich vor, er solle dieses Kunststück doch selbst versuchen, und bot ihm sogar spitzzüngig an, ihm dabei zu helfen. Mit dieser Bemerkung hatte Jesus Pietro damals sein Leben riskiert.
    »Also haben wir ihn eingegraben, als der Keller gebaut worden ist«, beendete der Gefangene seinen Bericht. »Dann ließen wir das Haus darüber wachsen. Wir hatten große Pläne damit.« Er versank wieder in Verzweiflung und fuhr murmelnd fort: »Wir haben Waffenaufhängungen und Bombenschächte eingebaut. Wir haben einen Sonarstunner gestohlen und ihn in die Heckscheibe eingebaut. Jetzt wird niemand mehr die Waffen benutzen.«
    »Der Wagen ist benutzt worden.«
    »Was?«
    »Heute Nachmittag. Keller ist uns vergangene Nacht entkommen. Heute Morgen ist er dann zu Kanes Haus zurückgekehrt, hat sich den Wagen geschnappt und wäre damit beinahe bis zum Hospital gekommen, bevor wir ihn aufgehalten haben. Die Nebeldämonen allein wissen, was er im Schilde führte.«
    »Großartig! Der letzte Flug unserer … Wir hatten nie Zeit, ihr einen Namen zu geben. Unserer Luftwaffe? Unserer glorreichen Luftwaffe? Wer, sagten Sie, hat den Wagen geflogen?«
    »Keller. Matthew Leigh Keller.«
    »Den kenne ich nicht. Was hat er mit meinem Wagen zu tun gehabt?«
    »Spielen Sie keine Spielchen mit mir. Sie beschützen niemanden dadurch. Wir haben ihn über den Rand gejagt. Circa einsachtzig groß, einundzwanzig Jahre alt, braunes Haar, blaue Augen …«
    »Und ich sage Ihnen, ich kenne ihn nicht.«
    »Auf Wiedersehen.« Jesus Pietro drückte einen Knopf unter dem Schreibtisch, und die Tür öffnete sich.
    »Warten Sie eine Minute. Jetzt warten Sie doch …«
    Lügen, dachte Jesus Pietro, nachdem der Mann abgeführt worden war. Vermutlich war auch seine Geschichte über den Wagen gelogen. Irgendwo im Vivarium wartete noch immer der Mann, der den Wagen wirklich gestohlen hatte … Wenn er denn überhaupt gestohlen worden war. Er hätte den Rebellen genauso gut von einem Crewmitglied zur Verfügung gestellt worden sein können, von Jesus Pietros hypothetischem Verräter.
    Er hatte sich schon oft gefragt, warum die Crew ihn nicht mit Wahrheitsserum versorgen wollte. Ein solches Serum wäre mit Hilfe der Schiffsdatenbanken kinderleicht herzustellen. In einem Anflug von guter Laune hatte Miliard Parlette einst versucht, ihm den Grund dafür zu erklären. »Wir besitzen ihre Körper«, hatte er gesagt. »Wir nehmen sie unter den fadenscheinigsten Vorwänden auseinander, und wenn es einem von ihnen doch irgendwie gelingt, eines natürlichen Todes zu sterben, bekommen wir noch den Rest. Ist es da nicht nur recht und billig, daß wir den armen Teufeln zumindest ihre Gedanken lassen?«
    Es war schon seltsam, daß ausgerechnet ein Mann, dessen Leben von den Organbänken abhing, sich derart mitfühlend äußerte. Doch andere empfanden offenbar ähnlich. Wenn Jesus Pietro Antworten auf seine Fragen haben wollte, mußte er sich auf sein psychologisches Talent verlassen.
     
    Polly Tournquist. Alter: 20. Größe: 1,60m. Gewicht: 47,5kg. Sie trug ein zerknittertes Partykleid im Kolonistenstil. Für Jesus Pietro machte sie das nicht anziehender. Sie war klein, hatte dunkle Haut und war im Vergleich zu den Frauen, mit denen Jesus Pietro ansonsten verkehrte, ausgesprochen

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