Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde
nur noch hinlegen.
Der Regler rastete in der Boden-Position ein.
Matt stolperte aus der Tür … Er stolperte, weil der Wagen stieg. Er stieg knapp einen Meter auf und begann, zur Seite zu gleiten. Der Schalter, den Matt betätigt hatte, hatte aus dem Wagen wohl eine Art Luftkissenfahrzeug gemacht. Matt griff nach dem Fahrzeug, erreichte es aber nicht mehr. Auf allen vieren beobachtete er, wie der Wagen über den unebenen Boden glitt, von der Steinmauer zurückprallte und wieder darauf zuschwebte. So ging es weiter, bis er das Ende der Mauer erreichte und über den Rand in die Leere stürzte.
Matt ließ sich auf den Rücken fallen und schloß die Augen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er für den Rest seines Lebens auf Flugwagen verzichten können.
Die Übelkeit, die Nachwirkungen der Sonarstunner, die giftige Luft, die er eingeatmet hatte, die Druckveränderungen … Matt wollte einfach nur noch sterben. Doch nach und nach verschwand all das. Hier würde ihn niemand finden. In der Nähe stand ein Haus, das allerdings verlassen aussah. Matt setzte sich auf und überdachte seine Situation.
Seine Kehle brannte. Er hatte einen seltsamen, unangenehmen Geschmack im Mund.
Er befand sich noch immer auf dem Alpha-Plateau. Nur Crewmitglieder würden sich die Mühe machen, eine Mauer am Rand der Leere zu errichten. Ohne Wagen konnte er das Alpha-Plateau genauso wenig verlassen, wie er ohne einen hätte hierher kommen können.
Aber das Haus bestand aus Baukoralle. Zwar war es größer als jedes Privatgebäude, das er kannte, aber nichtsdestotrotz hatte man es aus Baukoralle errichtet. Das bedeutete, daß es vermutlich vor ungefähr vierzig Jahren verlassen worden war.
Matt würde es riskieren müssen. Er brauchte Deckung. Es gab keine Bäume hier in der Nähe, unter denen er sich hätte verstecken können, aber das wäre ohnehin zu gefährlich gewesen. Bei den Bäumen hätte es sich vermutlich um Obstbäume gehandelt, und irgendjemand hätte vorbeikommen können, um ein paar Früchte zu pflücken. Matt stand auf und ging zum Haus.
KAPITEL VIER
DER FRAGESTELLER
Das Hospital war das Kontrollzentrum der Welt. Es war keine große Welt, und nur fünfunddreißigtausend Quadratkilometer davon waren besiedelt; doch dieses kleine Gebiet bedurfte einer ausgesprochen strengen Kontrolle. Überdies bedurfte es einer beachtlichen Menge an Elektrizität, verbrauchte Unmengen an Wasser und war auf aufmerksame medizinische Fürsorge angewiesen. Das Hospital war groß, komplex und ausgesprochen diversifiziert. Zwei Fünfundsechzig-Mann-Raumschiffe bildeten die östlichen und westlichen Enden, und da es sich bei diesen beiden Schiffen um Hohlzylinder handelte, waren die Konstruktionen im Innenraum, der so genannten ›Mansarde‹ besonders komplex: Sie glichen einem Labyrinth, in dem man sich nur schwer zurechtfand. Daher hatte der junge Mann in Jesus Pietros Büro nicht die geringste Ahnung, wo er sich befand. Selbst wenn es ihm gelingen sollte, aus dem Büro zu entkommen, wäre er inmitten der verwirrenden Gänge hoffnungslos verloren gewesen. Das wußte er auch, und das war gut so.
»Sie standen am Auslöser der Selbstzerstörung«, sagte Jesus Pietro.
Der Mann nickte. Sein sandfarbenes Haar war im alten Stil der Belter geschnitten, die diese Frisur wiederum von den noch viel älteren Mohawk übernommen hatten. Er hatte dunkle Ränder unter den Augen, als hätte er nicht lange genug geschlafen, doch trügte dieser Eindruck, denn seit seiner Festnahme in Harry Kanes Keller hatte er nichts anderes mehr gemacht. Erst vor kurzem hatte man ihn geweckt.
»Sie haben gekniffen. Sie haben dafür gesorgt, daß Sie so auf den Auslöser gefallen sind, daß niemand ihn mehr betätigen konnte.«
Der Mann hob den Kopf. Nackte Wut brannte in seinen Augen. Er rührte sich nicht; er hätte ohnehin nichts tun können.
»Schämen Sie sich nicht dafür? Die Selbstzerstörung ist ein alter Trick. In der Praxis wird sie fast nie angewandt. Es ist viel zu wahrscheinlich, daß der verantwortliche Mann im letzten Augenblick seine Meinung ändert. Es ist eine …«
»Ich war fest davon überzeugt, nie wieder aufzuwachen!« schrie der Mann.
»… natürliche Reaktion. Man muß schon ein Psychopath sein, um Selbstmord zu begehen. Nein, erzählen Sie mir bitte nicht Ihre Beweggründe. Ich bin nicht daran interessiert. Ich möchte vielmehr etwas über den Wagen im Keller erfahren.«
»Sie halten mich für einen Feigling, nicht
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