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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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muskulös. Allerdings besaß sie die Muskeln einer Arbeiterin, nicht die einer Tennisspielerin. Schwielen verunstalteten ihre Hände. Ihr Haar trug sie zurückgebunden; es war von Natur aus wellig, doch nicht im Mindesten modebewußt frisiert. Wäre sie wie die Crewmädchen erzogen worden und hätte sie Zugang zu den Kosmetika des Alpha-Plateaus gehabt, dann hätte sie gewußt, wie man sich schön machte. Ohne Schwielen und mit glatter Haut hätte sie gar nicht mal so schlecht ausgesehen; aber wie die meisten Kolonisten alterte sie weit schneller als die Crewmitglieder.
    Sie war nur ein junges Kolonistenmädchen wie tausend andere auch, die Jesus Pietro gesehen hatte.
    Eine volle Minute lang starrte sie ihn schweigend an, bevor sie schnappte: »Nun?«
    »Nun? Sie sind Polly Tournquist, oder?«
    »Natürlich.«
    »Sie hatten eine Hand voll Filme dabei, als man sie vergangene Nacht aufgegriffen hat. Wie sind Sie in deren Besitz gelangt?«
    »Ich ziehe es vor, nichts dazu zu sagen.«
    »Irgendwann werden Sie es schon sagen. Und worüber möchten Sie sich in der Zwischenzeit unterhalten?«
    Polly wirkte verwirrt. »Meinen Sie das ernst?«
    »Vollkommen ernst. Ich habe heute schon sechs Leute verhört. Die Organbanken sind voll, und der Tag neigt sich dem Ende zu. Ich habe es nicht eilig. Wissen Sie eigentlich, was Ihre Filme implizieren?«
    Polly nickte vorsichtig. »Ich glaube ja. Besonders nach der Razzia.«
    »Oh, Sie haben den Sinn also verstanden.«
    »Es ist offensichtlich, daß Sie keine Verwendung mehr für die Söhne der Erde haben. Wir haben immer eine Gefahr für Sie dargestellt …«
    »Sie schmeicheln sich.«
    »Aber Sie haben nie ernsthaft versucht, uns auszurotten – jedenfalls nicht bis heute –, weil wir die idealen Lieferanten für Ihre verdammten Organbanken waren!«
    »Sie verblüffen mich. Haben Sie das schon gewußt, als Sie sich den Rebellen angeschlossen haben?«
    »Ich war recht überzeugt davon.«
    »Und warum sind Sie dann trotzdem den Söhnen der Erde beigetreten?«
    Polly breitete die Arme aus. »Warum tritt ihnen überhaupt jemand bei? Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen, wie es hier läuft. Castro, was geschieht mit Ihrem Körper, wenn Sie sterben?«
    »Er wird verbrannt. Ich bin ein alter Mann.«
    »Sie sind ein Crewmitglied. Man würde Sie ohnehin verbrennen. Nur Kolonisten wandern in die Organbanken.«
    »Ich bin ein halbes Crewmitglied«, korrigierte Jesus Pietro sie. Sein Verlangen nach Konversation war echt, und es gab keinen Grund, einem Mädchen gegenüber zurückhaltend zu sein, das ohnehin schon so gut wie tot war. »Als mein – man könnte sagen ›Pseudovater‹ siebzig Jahre wurde, war er alt genug für eine Testosteroninjektion … nur hat er sich einen ungewöhnlichen Weg gesucht, um diese Injektion zu bekommen.«
    Das Mädchen starrte ihn zunächst verwirrt, dann entsetzt an.
    »Wie ich sehe, verstehen Sie, was ich damit sagen will. Kurz danach ist seine Frau, meine Mutter, schwanger geworden. Ich muß zugeben, daß sie mich fast wie ein Crewmitglied erzogen haben. Ich liebe sie beide. Ich weiß nicht, wer mein Vater war. Er könnte ein Rebell oder ein Dieb gewesen sein.«
    »Für Sie macht das keinen Unterschied, nehme ich an«, bemerkte das Mädchen mit wilder Stimme.
    »Nein. Lassen Sie uns wieder auf die Söhne der Erde zu sprechen kommen«, sagte Jesus Pietro in brüskem Tonfall. »Sie haben ganz recht. Wir brauchen die Rebellen nicht mehr – weder als Quelle für die Organbanken noch für irgendetwas anderes. Ihre Gruppe war die größte auf Mount Lookitthat. Die anderen werden wir hochnehmen, sobald sich eine Gelegenheit dazu bietet.«
    »Das verstehe ich nicht. Die Organbanken sind obsolet geworden, nicht wahr? Warum veröffentlichen Sie das nicht? Das würde weltweit gefeiert werden!«
    »Und genau aus diesem Grund veröffentlichen wir die Nachricht nicht. Sie denken einfach nicht gründlich genug nach! Nein, die Organbanken sind nicht obsolet geworden. Wir haben nur einen geringeren Bedarf an Rohmaterial. Und als Instrument zur Bestrafung von Kriminellen sind die Organbanken so wichtig wie eh und je.«
    »Sie gottverdammter Hurensohn«, zischte Polly. Das Blut stieg ihr ins Gesicht, und ihre Stimme nahm einen kalten Unterton an. Nur mühsam hielt sie ihre Wut im Zaum. »Sie haben also Angst, wir könnten anmaßend werden, sollten wir herausfinden, daß wir vollkommen sinnlos umgebracht werden!«
    »Sie werden nicht sinnlos sterben«, erklärte ihr Jesus

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