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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Pietro ungeduldig. »Seit der ersten Nierentransplantation zwischen eineiigen Zwillingen war das nicht mehr nötig. Nicht mehr seit Landsteiner im Jahr 1900 die primären Bluttypen identifiziert hat. Was wissen Sie über den Wagen in Kanes Keller?«
    »Ich ziehe es vor, nichts dazu zu sagen.«
    »Sie sind sehr schwierig.«
    Der Mädchen lächelte zum ersten Mal. »Das habe ich schon einmal gehört.«
    Jesus Pietros Gefühle überraschten ihn: ein Anflug von Bewunderung gefolgt von einer Welle der Begierde. Plötzlich war das heruntergekommene Kolonistenmädchen für ihn das einzige Mädchen im gesamten Universum. Jesus Pietros Miene versteinerte sich, während er darauf wartete, daß die Welle unerwarteter Gefühle wieder abebbte. Es dauerte mehrere Sekunden.
    »Was ist mit Matthew Leigh Keller?«
    »Mit wem? Ich meine …«
    »Sie ziehen es vor, nichts dazu zu sagen. Miss Tournquist, Sie wissen vermutlich, daß es kein Wahrheitsserum auf diesem Planeten gibt. In den Schiffsdatenbanken befinden sich genug Informationen, um Scopolamin herstellen zu können, doch die Crew gestattet mir nicht, diese Informationen zu benutzen. Daher habe ich andere Methoden zur Wahrheitsfindung entwickelt.« Er sah, wie Polly sich versteifte. »Nein, nein. Ich werde ihnen keine Schmerzen zufügen. Man würde mich in die Organbank stecken, wenn ich Sie foltern würde. Ich werde Ihnen nur ein wenig Ruhe verschaffen.«
    »Ich glaube, ich weiß, was Sie meinen. Castro, was sind Sie eigentlich? Sie sind doch selbst zur Hälfte ein Kolonist. Warum also haben Sie sich auf die Seite der Crew geschlagen?«
    »Gesetz und Ordnung müssen aufrechterhalten werden, Miss Tournquist, und auf ganz Mount Lookitthat gibt es nur eine Ordnungsmacht, und das ist die Crew.« Jesus Pietro drückte den Knopf unter seinem Schreibtisch.
    Er entspannte sich erst wieder, nachdem Polly Tournquist verschwunden war, und dann mußte er feststellen, daß er zitterte. Hatte sie seinen kurzen Anflug von Begierde bemerkt? Das war so peinlich! Aber vermutlich hatte sie nur geglaubt, er sei wütend. Natürlich hatte sie das.
     
    Polly ging durch die labyrinthartigen Gänge, als sie sich plötzlich an Matt Keller erinnerte. Ihr würdevoller Gesichtsausdruck – eine Fassade, die sie wegen der beiden Vollstreckungspolizisten aufrecht hielt, die sie begleiteten – löste sich ein wenig auf, als sie an Matt dachte. Warum war Jesus Pietro an Matt interessiert? Matt war kein Rebell. Bedeutete das etwa, daß er entkommen war?
    Es war ein seltsamer Abend gewesen. Sie hatte Matt gemocht. Er hatte sie interessiert. Und dann, plötzlich … Er mußte den Eindruck gehabt haben, sie hätte ihn einfach so stehen lassen. Nun, das war jetzt ohnehin egal. Aber die Vollstreckungspolizei hätte ihn sowieso wieder freigelassen. Er hatte nichts mit den Rebellen zu tun; er gehörte zu jenen, die man nur zur Tarnung eingeladen hatte.
    Castro. Warum hatte er ihr all das erzählt? War das irgendein Trick? Nun, sie würde in jedem Fall solange durchhalten, wie es nur irgend ging. Sollte sich Castro doch den Kopf darüber zerbrechen, wer wie viel über Rammroboter Nr. 143 wußte. Sie hatte zwar niemandem davon erzählt, aber sollte er sich ruhig Sorgen machen.
     
    Fasziniert ließ die junge Frau ihren Blick über die geschwungenen Wände schweifen, über die Decke mit ihrer verblaßten, abblätternden Farbe, die Wendeltreppe und den braunen verwelkten Teppich. Sie beobachtete, wie Staub bei jedem ihrer Schritte aufwirbelte, und strich mit den Fingern dort über die Korallenwände, wo der Putz abgebröckelt war. Ihr neuer, grell gefärbter Overall schien im Zwielicht des verlassenen Hauses zu leuchten.
    »Es ist sehr alt«, bemerkte die junge Frau. Ihr melodischer Crewakzent klang seltsam.
    Der Mann nahm den Arm von ihrer Hüfte und deutete mit einer weit ausholenden Geste auf die Einrichtung. »So leben sie«, erwiderte er mit dem gleichen Akzent. »Genau so. Auf dem Weg zum See kannst du ihre Häuser vom Wagen aus sehen.«
    Matt lächelte, während er beobachtete, wie die beiden die Treppe hinaufstiegen. Er hatte noch nie ein zweistöckiges Korallenhaus gesehen; die Ballons waren eigentlich zu hart, um sie so weit aufzublasen, und wenn man zwei davon benutzte, mußte man den Druck ausgleichen, sonst sackte der obere ein. Warum flogen die beiden nicht aufs Delta-Plateau, wenn sie sehen wollten, wie Kolonisten lebten?
    Aber warum sollten sie? Ihr eigenes Leben war vermutlich viel interessanter.
    Was

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