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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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Aufforstung unberührt geblieben war. Matt stand auf der Hügelkuppe und blickte auf das Hospital hinab. Es war einen guten Kilometer entfernt und hell erleuchtet. Dahinter und zu beiden Seiten brannten weitere Lichter, Lichter von Häusern, doch keines stand näher als einen halben Kilometer am Hospitalkomplex. Im Leuchten dieses Lichts sah Matt den schwarzen Schatten des kleinen Waldstreifens, den er heute Morgen bemerkt hatte.
    Ungefähr auf der gegenüberliegenden Seite des Waldstreifens führte eine leuchtende Linie über den weiten, leeren Platz, der das Hospital umgab, zu einer Anhäufung von Gebäuden: eine Versorgungsstraße.
    Matt konnte die Bäume erreichen, wenn er sich immer am Stadtrand hielt. Die Bäume würden ihm bis zur Mauer Deckung geben … doch das war irgendwie zu einfach. Warum sollte die Vollstreckungspolizei diesen schmalen Streifen auf einem ansonsten vollkommen kahlen Sicherheitsfeld einfach unbewacht lassen? Dieser Waldstreifen war sicherlich mit Spürgeräten geradezu voll gestopft.
    Matt kroch bäuchlings über den Fels.
    Er hielt häufig an. Sich so zu bewegen war äußerst ermüdend; aber mehr noch plagte ihn die Frage, was er tun sollte, wenn er sich erst einmal im Innern des Hospitals befand. Die erleuchteten Fenster bereiteten ihm Sorgen. Schlief das Hospital denn niemals? Die Sterne strahlten hell und kalt. Jedes Mal wenn Matt eine kurze Pause einlegte, war er dem Hospital ein Stück näher gekommen.
    Und auch der Mauer, die das Hospital umgab. Sie neigte sich nach außen, und auf Matts Seite gab es keinen Durchbruch.
    Er war knapp fünfzig Meter von der Mauer entfernt, als er den Draht entdeckte. Der Draht war an gut dreißig Zentimeter hohen Halterungen befestigt, die man jeweils mit zehn Metern Abstand zueinander in den Fels getrieben hatte. Der Draht bestand aus blankem kupferfarbenem Metall. Vorsichtig stieg Matt darüber hinweg. Er achtete sorgfältig darauf, so geduckt wie möglich zu gehen und zugleich den Draht nicht zu berühren.
    Schwach hörte er das Geräusch von Alarmsirenen jenseits der Mauer. Matt erstarrte. Dann drehte er sich um, sprang mit einem Satz über den Draht, und hielt erneut inne. Er schloß fest die Augen. Plötzlich spürte er einen Hauch von Taubheit in den Gliedern, wie sie nur ein Stunner verursachen konnte. Doch das Gefühl war schwach, was vermutlich bedeutete, daß er knapp außer Reichweite der Waffe war. Er wagte es, einen Blick zurückzuwerfen. Vier Suchscheinwerfer jagten ihn über den blanken Fels, und auf der Mauer wimmelte es von Polizisten.
    Matt wandte sich ab, weil er fürchtete, sein Gesicht könne im Licht der Scheinwerfer glänzen. Ein Surren ertönte. Rings um ihn herum schlugen Gnadenkugeln ein: gläserne Splitter, die sich in Matts Blut auflösen würden, wenn sie ihn trafen. Sie waren nicht so genau wie Bleigeschosse, aber früher oder später würde ihn eines treffen.
    Ein Scheinwerfer fand ihn – dann noch einer und noch einer.
    Von der Mauer rief eine Stimme: »Feuer einstellen!« Das Surren der Betäubungsgeschosse verstummte. Die Stimme sprach erneut, gelangweilt, autoritär und unnötig laut verstärkt: »Steh auf, du. Du kannst ruhig selbst gehen, aber wir werden dich auch tragen, wenn es sein muß.«
    Matt verspürte das Bedürfnis, sich wie ein Hase in die Erde zu graben; doch selbst ein Hase hätte auf diesem nackten, harten Fels kein Versteck finden können. Er stand auf und hob die Hände.
    Kein Geräusch war zu hören; niemand bewegte sich.
    Eines der Lichter löste sich von ihm, dann die anderen. Eine Zeit lang wanderten sie über das Sicherheitsfeld hin und her, und schließlich verloschen sie nacheinander.
    Die verstärkte Stimme sprach erneut. Sie klang ein wenig verwirrt. »Was hat den Alarm ausgelöst?«
    Kaum hörbar antwortete eine andere Stimme: »Ich weiß es nicht, Sir.«
    »Vielleicht ein Hase. Also gut, Suche abrechen.«
    Die Gestalten auf der Mauer verschwanden. Matt blieb mit erhobenen Händen allein auf dem Feld zurück. Nach einer Weile senkte er sie wieder und ging davon.
     
    Der Mann war groß und dünn und besaß ein langes Gesicht und einen schmalen, ausdruckslosen Mund. Seine Vollstreckungspolizeiuniform hätte nicht sauberer und glatter gebügelt sein können, wenn er sie erst wenige Augenblicke zuvor überreicht bekommen hätte. Gelangweilt – wie immer – saß er neben der Tür: ein Mann, der sein halbes Leben mit Warten und Sitzen verbracht hatte.
    Alle fünfzehn Minuten stand er auf

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