Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
Vom Netzwerk:
kurzfristig die normalen Naturgesetze außer Kraft gesetzt, um ihm das Leben zu retten. Er hatte noch nie gehört, daß jemand zu so etwas imstande war … abgesehen von den Nebeldämonen, und die Nebeldämonen waren ein Mythos. Die Nebeldämonen waren Märchengestalten, um Kindern Angst einzujagen, wie der schwarze Mann oder Knecht Ruprecht. Die alten Frauen, die mächtige Wesen in den Nebeln jenseits des Rands der Welt ›entdeckt‹ hatten, waren damit einer uralten Tradition gefolgt – einer Tradition, die vielleicht so alt war wie die Menschheit selbst. Doch niemand glaubte an die Nebeldämonen. Sie waren wie die ›Kirche‹ der Belterprospektoren, deren Prophet Murphy war: ein böser Scherz, etwas, in dessen Namen man fluchte.
    Sie hatten mich, und sie haben mich wieder gehen lassen. Warum?
    Bezweckten sie vielleicht irgendetwas damit? Gab es einen Grund dafür, warum man einen Kolonisten bis zur Mauer des Hospitals vordringen und dann fliehen ließ?
    Waren die Organbanken voll? Aber sie mußten doch irgendwo Räumlichkeiten haben, wo sie Gefangene festhalten konnten, bis wieder Platz war.
    Und wenn sie ihn für ein Crewmitglied gehalten hatten? Ja, das war’s! Eine menschliche Gestalt auf dem Alpha-Plateau… Natürlich mußten sie davon ausgehen, daß er ein Crewmitglied war. Aber selbst wenn … Sicherlich wäre doch irgendjemand herausgekommen, um ihn zu befragen.
    Matt begann, auf der Hügelkuppe im Kreis zu laufen. Seine Gedanken überschlugen sich. Er war dem sicheren Tod entgegengegangen, und man hatte ihn entkommen lassen. Wer hatte ihn entkommen lassen? Und warum? Und was sollte er als nächstes tun? Zurückkehren und ihnen eine zweite Chance geben? Zur Alpha-Beta-Brücke gehen und hoffen, daß niemand ihn entdecken würde? Wild mit den Armen flatternd die Klippe hinunterfliegen?
    Das Schlimme war, daß er noch nicht einmal mit Bestimmtheit sagen konnte, ob er abstürzen oder tatsächlich fliegen würde. Magie, Magie … Hood hatte von Magie gesprochen.
    Nein, hatte er nicht. Er war sogar rot angelaufen, so vehement hatte er sich dagegen gewehrt, daß Magie etwas damit zu tun hatte. Er hatte über … über psychische Kräfte geredet, und Matt hatte sich so sehr auf Polly konzentriert, daß er sich nun nicht mehr daran erinnern konnte, worüber genau Hood gesprochen hatte.
    Das war Pech, zumal Hoods Bemerkungen vermutlich die einzige Erklärung für das boten, was Matt erlebt hatte. Matt mußte davon ausgehen, daß er eine dieser psychischen Kräfte besaß, auch wenn er nicht wußte, was das implizierte. Zumindest konnte er sich den Vorfall nun erklären.
    »Ich besitze eine psychische Kraft«, verkündete Matt der stillen Nacht.
    Gut. Und? Falls Hood eingehender über diese psychischen Kräfte gesprochen haben sollte, so konnte Matt sich zumindest nicht daran erinnern; (aber war ›psychisch‹ überhaupt das richtige Wort dafür …?). Die Idee, die Klippe zwischen Alpha- und Beta-Plateau hinunterzufliegen, konnte er allerdings vergessen. Was auch immer sonst auf die unerforschten geistigen Fähigkeiten der Menschheit zutreffen mochte, eines war klar: Sie mußten logisch sein. Matt konnte sich daran erinnern, daß niemand ihn bemerkte, wann immer er das wollte; aber er war nie geflogen – ja, er hatte noch nicht einmal davon geträumt.
    Er sollte mit Hood darüber reden.
    Aber Hood befand sich im Hospital. Vielleicht war er sogar schon tot.
    Nun …
     
    Matt war elf Jahre alt gewesen, als Ghenghis oder Dad zwei Talismane mit nach Hause gebracht hatten. Es waren kleine Modellwagen gewesen, die genau die richtige Größe besessen hatten, um sie als Anhänger tragen zu können, und sie hatten im Dunkeln geglüht. Matt und Jeanne hatten sie vom selben Augenblick an geliebt, da sie sie gesehen hatten.
    Eines Nachts hatten sie die Talismane mehrere Stunden in einem Wandschrank eingeschlossen, in dem Glauben, daß sie noch um so heller leuchten würden, wenn sie sich erst einmal an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Als Jeanne den Schrank wieder geöffnet hatte, leuchteten die Wagen nicht mehr.
    Jeanne war den Tränen nahe gewesen. Matt hatte anders reagiert. Wenn die Dunkelheit die Talismane ihrer Kräfte beraubte …
    Für eine Stunde hatte er sie neben eine Lampe gehängt. Als er das Licht wieder abgeschaltet hatte, hatten sie wie kleine blaue Lampen geleuchtet.
    Kleine Wolken verteilten sich am Sternenhimmel. Die Lichter der Stadt waren verloschen; nur das Hospital war noch erleuchtet. Das Plateau

Weitere Kostenlose Bücher