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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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schlief tief und fest.
    Nun … er hatte versucht, sich ins Hospital zu schleichen. Dabei hatte man ihn erwischt. Aber wenn er sich im Schein von Suchscheinwerfern erhob, konnte man sie ihn nicht sehen. Das Warum war ihm noch immer ein Rätsel, doch das Wie begann er allmählich zu verstehen. Er würde es einfach riskieren müssen. Matt setzte sich in Bewegung.
    Er hatte nie geplant, es so weit kommen zu lassen. Wenn man ihn doch nur aufgehalten hätte, bevor es zu spät gewesen war … Aber nun war es zu spät, und er besaß genug Verstand, um das zu erkennen.
    Streng genommen hätte er irgendetwas Auffälliges tragen müssen: ein blaues Hemd und einen orangefarbenen Sweater, eine leuchtend grüne Hose und einen scharlachroten Umhang mit einem großen S in einem goldenen Dreieck. Und … Und eine Brille? Seine Grundschulzeit war schon lange her. Egal; er würde gehen müssen, wie er war.
    Zum Glück liebte er großspurige Gesten.
    Er marschierte am Rand des Sicherheitsfeldes entlang, bis er die Häuser erreichte, und lief schließlich durch die dunklen Straßen. Die Häuser waren fremd und faszinierend. Matt hätte es gefallen, sie einmal bei Tageslicht zu sehen. Welcher Menschenschlag wohl darin lebte? Die Farbenprächtigen, die Faulen, die Glücklichen, die ewig Jungen und Gesunden. Es hätte ihm gefallen, einer von ihnen zu sein.
    Doch Matt fiel auch etwas Merkwürdiges an den Häusern auf. So unterschiedlich sie in Form, Farbe, Stil und Baumaterial auch sein mochten, eines hatten sie gemeinsam: Die Hausfront war stets dem Hospital abgewandt.
    Als jage das Hospital den Häusern Furcht ein … oder als wecke es Schuldgefühle.
    Vor ihm brannten Lichter. Matt ging schneller. Er war nun schon eine halbe Stunde unterwegs. Ja, dort war die Versorgungsstraße, die von zwei Reihen dicht beieinander stehender Laternen hell erleuchtet wurde. Eine unterbrochene weiße Linie teilte die Straße in der Mitte in zwei Hälften.
    Matt trat auf die Linie und folgte ihr zum Hospital.
    Wieder verspannten sich seine Schultern, und er glaubte, den Tod im Nacken zu spüren. Aber die Gefahr lag vor ihm. Es gab keine demütigendere Todesart als die Organbanken, und doch fürchtete Matt etwas noch weit Schlimmeres.
    Einige Menschen waren aus dem Hospital entlassen worden, um von ihren Leiden zu berichten – nicht viele, aber sie hatten noch sprechen können. Matt konnte sich blaß vorstellen, was ihn im Hospital erwartete.
    Man würde ihn entdecken, würde Gnadenkugeln in ihn pumpen und ihn auf einer Bahre ins Hospital tragen. Wenn er wieder erwachte, würde man ihn zu seinem ersten und letzten Verhör bringen, das der gefürchtete Castro vornehmen würde. Der brennende Blick des Polizeichefs würde sich in ihn bohren, und Castro würde knurren: »Keller, wie? Ja, deinen Onkel mußten wir auseinander nehmen. Nun, Keller? Sie sind einfach hier hereinspaziert, als wären sie ein Crewmitglied mit einem Termin. Was wollten Sie damit eigentlich bezwecken?«
    Und was sollte er darauf antworten?

 
KAPITEL FÜNF
DAS HOSPITAL
     
     
    Wenn Jesus Pietro schlief, sah er zehn Jahre älter aus. Seine verteidigende Körperhaltung – sein gerader Rücken, seine angespannten Muskeln und sein beherrschtes Gesicht – war entspannt. Seine ungewöhnlich blassen Augen waren geschlossen, und sein Haar war zerzaust, so daß man die kahle Stelle sehen konnte, die er sonst stets so sorgfältig überkämmte. Er schlief allein, durch eine nie verschlossene Tür von seiner Frau getrennt. Manchmal schlug er im Schlaf um sich, und manchmal starrte er von Schlaflosigkeit geplagt zur Decke empor und murmelte vor sich hin, was auch der Grund dafür war, daß Nadia nebenan schlief. Doch heute Nacht war er vollkommen ruhig.
    Mit etwas Hilfe hätte er wieder wie dreißig aussehen können. Unter seiner alternden Haut befand er sich noch in guter Verfassung. Er konnte mühelos atmen – teils dank einer geborgten Lunge –; die Muskeln unter all den Falten und dem Fett waren hart, und seine Verdauung war gut. Seine Zähne, allesamt Transplantate, waren perfekt. Mit etwas neuer Haut und dem ein oder anderen neuen Muskel…
    Aber das hätte einer speziellen Anordnung des Crewkongresses bedurft. Es wäre eine Art Ehrengabe gewesen, und Jesus Pietro würde sie gern akzeptieren, aber er würde nicht darum kämpfen. Transplantate zu erhalten und sie an andere zu vergeben war das Privileg der Crew und stellte die Belohnung dar, die ihr zur Verfügung stand. Jesus Pietro war

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