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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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»Nummer achtundneunzig.«
    »Okay.« Anstatt Keller das Headset abzunehmen, ging der Polizist zu einer Konsole mit hundert Knöpfen. Er drückte Nummer 98. Als Keller sich rührte, traten die beiden Männer vor, um ihm Handschellen anzulegen. Dann nahmen sie ihm das Headset ab.
    Matt Keller öffnete die Augen.
    Die beiden Polizisten hoben ihn mit einem Ruck hoch; sie waren darin geübt. »Auf geht’s«, sagte einer von ihnen fröhlich. Verwirrt ließ Matt sich am Arm vorwärts ziehen. Einen Augenblick später befanden sie sich im Gang. Matt konnte noch einen letzten Blick über die Schulter werfen, bevor die Tür sich schloß.
    »Wartet mal eine Minute«, protestierte er und blieb stehen.
    »Man will dir ein paar Fragen stellen. Ich kann dich natürlich auch tragen, wenn’s sein muß. Was ist? Willst du lieber selber laufen?«
    Diese Drohung verfehlte nie ihre Wirkung, auch diesmal nicht. Matt widersetzte sich nicht länger. Er hatte damit gerechnet, nie mehr aufzuwachen. Daß er nun doch wieder hatte aufwachen dürfen, war ein unerwarteter Bonus. Er mußte irgendjemandes Neugier erregt haben.
    »Wer will mich sehen?«
    »Ein Gentleman mit Namen Castro«, antwortete der größere der beiden Polizisten. Das Gespräch folgte dem üblichen Muster. Wenn es sich bei Keller um einen durchschnittlichen Verdächtigen handelte, sollte allein die Erwähnung des Polizeichefs ausreichen, um seinen Verstand zu lähmen. Sollte er dennoch seine Gedanken beisammen halten können, würde er die nächsten Minuten sicher lieber dazu nutzen, sich auf das Verhör vorzubereiten, anstatt einen Sonarschock zu riskieren. Beide Polizisten machten das nun schon so lange, daß sie Gefangene als gesichtslos und austauschbar betrachteten.
    Castro. Der Name hallte zwischen Matts Ohren wider.
    Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, Keller? Du bist hier reinspaziert, als hättest du eine schriftliche Einladung bekommen. Du hast geglaubt, dir stünde irgendeine Geheimwaffe zur Verfügung, nicht wahr, Keller? Was hast du dir dabei gedacht, Keller? WAS-HAST-DU-DIR-NUR-DABEI-GEDACHT …?
    Im einen Augenblick ging der Verdächtige noch verängstigt zwischen ihnen, und im nächsten versuchte er bereits, sich loszureißen wie ein Fisch an der Angel. Sofort sprangen die Wachen auseinander, um ihn zwischen sich zu bringen und betrachteten ihn angewidert. »Dumm!« sagte der eine. Der andere zog seine Pistole.
    Dort standen sie, der eine mit dem Stunner in der Hand, und schauten sich verwirrt um. Matt versuchte erneut, sich loszureißen, und der kleinere Polizist blickte verständnislos auf sein eigenes Handgelenk. Er fummelte in seinem Gürtel herum, zog einen Schlüssel heraus und schloß die Handschelle auf, mit der er an Matt gebunden war.
    Matt zog mit seinem gesamten Körpergewicht an der anderen Stahlkette. Der größere Polizist schrie wütend auf und riß den Arm zurück. Matt prallte gegen ihn und rammte ihm versehentlich den Ellbogen in den Magen. Der Polizist schlug ihm mit dem Handrücken gegen das Kinn. Einen Augenblick lang war Matt unfähig, sich zu bewegen, und beobachtete, wie auch der größere der beiden einen Schlüssel aus seinem Gürtel holte und die Handschelle aufschloß. Der Blick des Mannes war irgendwie seltsam.
    Matt wich zurück. Beide Handschellen baumelten an seinen Handgelenken. Die Wachen blickten ihm hinterher – nicht auf ihn, sondern lediglich in seine Richtung. Matt versuchte, sich daran zu erinnern, wo er diesen Blick schon einmal gesehen hatte. Bei dem Torposten vergangene Nacht?
    Die Polizisten drehten sich um und schlenderten davon.
    Mehr erstaunt als erleichtert schüttelte Matt den Kopf, drehte sich um und ging auf demselben Weg wieder zurück, den er gekommen war. Dort war die Tür des Vivariums. Er hatte kaum Gelegenheit gehabt, sich umzuschauen, als man ihn dorthin gebracht hatte, doch er war sicher, Harry Kane gesehen zu haben. Die Tür war verschlossen.
    Bei den Nebeldämonen, nicht schon wieder. Matt hob die Hand, änderte seine Meinung, änderte sie noch einmal und schlug dreimal mit der flachen Hand gegen die Tür. Sie öffnete sich sofort. Ein rundes, ausdrucksloses Gesicht blickte ihn an; dann zeichnete sich Verwirrung in den Zügen des Mannes ab. Langsam versuchte der Mann, die Tür wieder zu schließen. Matt zog sie auf und ging hinein.
    Der rundliche Wachmann wußte nicht, was er tun sollte. Zumindest wußte er, daß Matt hier war, und Matt war dankbar dafür. Fröhlich schlug er nach dem

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