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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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negativ, N, 02. Länge … WICHTIG: Vor Einsetzen auf Paßgenauigkeit überprüfen.
    Matt schloß die Augen und legte den Kopf gegen einen der Tanks. Die Glasoberfläche war kalt und fühlte sich auf seiner schweißüberströmten Stirn angenehm an. Er war schon immer zu gefühlsselig gewesen. Nun erfüllte ihn Trauer, und er brauchte Zeit, um diese Fremden zu betrauern … Bei den Nebeldämonen, hoffentlich waren es Fremde!
    Bauchspeicheldrüse. Abstoßungsklasse F, 4, pr, 21. NEIGUNG ZUR DIABETES: Nur zur Sekretion verwenden. NICHT TRANSPLANTIEREN.
    Eine Tür öffnete sich.
    Matt schlüpfte hinter den Tank und spähte dahinter hervor. Die Frau trug einen Kittel und eine Gesichtsmaske, und sie schob etwas auf Rädern vor sich her. Matt beobachtete, wie sie etwas von ihrem Karren in mehrere größere Tanks verteilte.
    Irgendjemand ist gerade gestorben.
    Und die Frau mit der Maske war ein Monster. Hätte sie die Maske abgenommen und wären darunter schreckliche Hauer zum Vorschein gekommen, Matt hätte sie nicht mehr fürchten können.
    Stimmen drangen durch die offene Tür herein.
    »Wir können kein Muskelgewebe mehr gebrauchen.« Das war die Stimme einer Frau, hoch und streitsüchtig; sie sprach im typischen Singsang der Crew. Allerdings hörte der Singsang sich nicht ganz echt an, auch wenn Matt nicht hätte sagen können, woran das lag.
    Eine sarkastische, männliche Stimme antwortete: »Und was sollen wir dann tun? Es wegwerfen?«
    »Warum nicht?«
    Sekunden des Schweigens. Die Frau mit dem Karren beendete ihre Arbeit und ging wieder zur Tür. Dann: »Mir hat die Vorstellung nie gefallen. Ein Mann ist gestorben, um uns mit lebendem, gesundem Gewebe zu versorgen, und Sie wollen es einfach so wegwerfen …« Die Tür schloß sich, und die Stimmen verstummten.
    … als hätten Ghule ein Festmahl gehalten, beendete Matt den Satz für sich.
    Er drehte sich zur Tür, als ihm plötzlich etwas auffiel: Vier der Tanks unterschieden sich von den anderen. Sie standen unmittelbar neben dem Ausgang, und Schrammen auf dem Boden verrieten, daß früher noch mehr solcher Tanks dort gestanden hatten. Doch im Gegensatz zu den übrigen Tanks standen diese nicht auf Sockeln, die man mit Maschinen voll gestopft hatte. Statt dessen befand sich die Maschinerie in den Tanks hinter transparenten Wänden. Vielleicht diente sie der Luftzufuhr. In dem Tank, der Matt am nächsten war, befanden sich vier kleine menschliche Herzen.
    Daß es sich um Herzen handelte, war unverkennbar. Sie schlugen. Aber sie waren winzig, nicht größer als eine Kinderfaust. Matt berührte die Wand des Tanks; sie war blutwarm. Der Tank daneben enthielt fünf ovale Objekte, bei denen es sich um Lebern handeln mußte; aber auch diese waren sehr, sehr klein.
    Das reichte! Mit einem einzigen Sprung war Matt wieder draußen auf dem Gang. Keuchend ließ er sich gegen die Wand fallen. Vor seinem geistigen Auge sah er noch immer die Haufen winziger Herzen und Lebern.
    Irgendjemand kam um die Ecke und blieb unvermittelt stehen.
    Matt drehte sich um und sah einen großen, sanft wirkenden Mann in der Uniform eines Vollstreckungspolizisten. Matt versuchte zu sprechen. Seine Stimme klang rau, aber verständlich. »Wo ist das Vivarium?«
    Der Mann starrte ihn an und deutete dann in eine Richtung. »Biegen Sie rechts ab, und gehen Sie weiter bis zur Treppe. Einen Stock hoch, nach rechts und dann wieder nach links. Halten Sie nach einem Schild Ausschau. Es ist eine große Tür mit einem Alarmlicht darüber. Sie können sie nicht verfehlen.«
    »Danke.« Matt machte sich auf den Weg zur Treppe. Sein Magen schmerzte, und seine Hände zitterten. Er wünschte, er könnte sich an Ort und Stelle fallen lassen, doch er mußte weitergehen.
    Irgendetwas stach ihn in den Arm.
    Matt drehte sich um und hob im selben Augenblick den Arm. Das Stechen war bereits wieder verschwunden; sein Arm war so taub wie ein totes Stück Fleisch. Ein halbes Dutzend winziger roter Tropfen trat unmittelbar über dem Handgelenk aus seiner Haut.
    Der große, sanfte Mann runzelte verwirrt die Stirn und betrachtete Matt. Er hielt eine Pistole in der Hand.
    Die Welt begann, sich wie verrückt zu drehen.
    Corporal Halley Fox beobachtete, wie der Kolonist zu Boden sackte, dann steckte er seine Pistole wieder ins Holster. Was war nur aus der Welt geworden? Zuerst diese lächerliche Heimlichtuerei wegen des Rammroboters. Dann werden in nur einer Nacht zweihundert Mann aufgegriffen, und das ganze Hospital steht Kopf.

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