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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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beendete sein Frühstück in bemerkenswerter Eile.
    Dann kam ihm der Gedanke, daß die ganze Angelegenheit noch weit geheimnisvoller war, als es den Anschein hatte. Wie war Keller überhaupt aufs Alpha-Plateau gekommen? Die Wachen hätten ihn nicht über die Brücke lassen dürfen.
    Mit einem Wagen? Aber der einzige Wagen, der bei der Sache eine Rolle spielte …
     
    Hobart hatte Angst. Er war so ängstlich wie alle Verdächtigen, die Jesus Pietro gesehen hatte, und er bemühte sich nicht im Mindesten, es zu verbergen. »Ich weiß es nicht! Ich habe ihn durch die Tür gebracht – die große Tür. Ich habe ihn vorausgehen lassen, damit er nicht über mich herfallen konnte …«
    »Und ist er über Sie hergefallen?«
    »An einen Kampf kann ich mich nicht erinnern.«
    »Ein kräftiger Schlag auf den Kopf kann zu Gedächtnisverlust führen. Halten Sie still.« Jesus Pietro ging um den Stuhl herum, um Hobarts Kopf zu untersuchen. Seine unpersönliche Freundlichkeit war an sich schon Furcht einflößend. »Keine Beule, keine Wunde. Tut Ihnen der Kopf weh?«
    »Ich fühle mich gut.«
    »Nun denn … Sie sind also durch die Tür gegangen. Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    Der Mann nickte. »Hm-mmmh. Ich wollte wissen, warum er gegen das Tor gehämmert hat. Er wollte es mir nicht sagen.«
    »Und dann?«
    »Urplötzlich habe ich …«
    Hobart hielt unvermittelt inne und schluckte krampfhaft.
    Jesus Pietros Tonfall wurde ein wenig schärfer. »Sprechen Sie weiter.«
    Hobart begann zu weinen.
    »Hören Sie auf damit. Sie wollten etwas sagen. Was?«
    »Urplötzlich habe ich … habe ich mich daran erinnert, daß … daß ich am Tor sein müßte …«
    »Aber was war mit Keller?«
    »Mit wem?«
    »Was war mit Ihrem Gefangenen?«
    »Ich kann mich nicht erinnern!«
    »Oh, machen Sie, daß Sie rauskommen.« Jesus Pietro drückte auf einen Knopf. »Schaffen Sie ihn ins Vivarium zurück, und bringen Sie mir Keller.«
     
    Eine Treppe hinauf, dann rechts und wieder links …
    VIVARIUM. Hinter der großen Tür befanden sich Reihen schlecht gepolsterter Liegen. Bis auf zwei waren alle Liegen belegt. Es gab insgesamt achtundneunzig Gefangene hier, in allen Altersstufen von fünfzehn bis fünfundachtzig, und alle schliefen. Jeder trug ein Headset. Sie schliefen ruhig, ruhiger als ein normaler Schläfer, atmeten flach, und ihre friedlichen Gesichter wurden nicht von bösen Träumen verzerrt. Es war ein seltsamer Ort der Ruhe. Sie schliefen in Reihen zu zehnt. Einige schnarchten leise; die anderen schwiegen.
    Selbst der Wächter sah schläfrig aus. Der Mann saß auf einem gewöhnlichen Stuhl neben der Tür, das Doppelkinn auf der Brust und die Hände im Schoß gefaltet.
    Vor mehr als vier Jahrhunderten, irgendwann in der Mitte des 19. Jahrhunderts, hatten russische Wissenschaftler einen Apparat entwickelt, der Schlaf hätte überflüssig machen können. An einigen Orten war er sogar zum Einsatz gekommen. Im 24. Jahrhundert gab es nur noch wenige Flecken im bekannten Universum, wo der Schlafbringer unbekannt war.
    Man nehme drei Elektroden und ein Versuchskaninchen – einen Menschen –, und lege ihn mit geschlossenen Augen hin. Dann setze man zwei Elektroden auf die Augenlider und befestige die dritte im Genick. Anschließend lasse man einen kontinuierlichen, leichten elektrischen Strom von den Augenlidern durchs Genick und zum Gehirn strömen. Dein Versuchskaninchen wird sofort einschlafen. Schalte den Strom nach ein paar Stunden ab, und der Probant wird sich fühlen, als hätte er acht Stunden lang friedlich geschlummert.
    Du willst den Strom nicht abstellen? Auch gut. Es wird ihm keinen Schaden zufügen. Er wird einfach nur weiterschlafen. Selbst ein Hurrikan wird ihn nicht wecken. Gelegentlich wirst du ihn aufwecken müssen, damit er ißt, trinkt, verdaut und sich ein wenig bewegt. Wenn du ihn nicht allzu lange aufbewahren willst, brauchst du ihm keine Bewegung zu verschaffen.
    Verdächtige wurden nie lange im Vivarium festgehalten.
    Schwere Schritte hallten vor der Tür. Der Vivariumswächter war mit einem Schlag hellwach. Als die Tür sich öffnete, hatte er Haltung angenommen.
    »Setz dich da drüben hin«, sagte einer von Hobarts Begleitern. Hobart setzte sich. Tränen liefen ihm über die eingefallenen Wangen. Er setzte sich das Headset auf, neigte den Kopf zurück und war eingeschlafen. Frieden breitete sich auf seinem Gesicht aus. Der größere Polizist fragte: »Welcher ist Keller?«
    Die Vivariumswache konsultierte eine Liste.

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