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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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mehrmals gesagt, die Augen des Wachmanns seien irgendwie seltsam gewesen. Waren Pollys Augen auch so seltsam?«
    »Worauf willst du hinaus?«
    »Du behauptest, jedes Mal, wenn du bereit gewesen bist, deine Jungfernschaft aufzugeben, hätte das entsprechende Mädchen dich einfach stehen lassen. Warum? Du bist nicht häßlich, und vermutlich hast du auch nicht die Angewohnheit, dem anderen Geschlecht unhöflich gegenüberzutreten. Mir gegenüber hast du dich jedenfalls tadellos benommen. Du badest auch häufig genug. War da irgendetwas mit Pollys Augen?«
    »Verdammt, Laney … Die Augen!« Irgendetwas hatte sich in Pollys Gesicht verändert. Sie schien jemandem zuzuhören, den nur sie allein hören konnte. Auf jeden Fall hatte sie niemanden angesehen; ihre Augen hatten an Matt vorbeigeblickt, durch ihn hindurch … Sie hatte irgendwie blind ausgesehen …
    »Sie wirkte geistesabwesend. Was willst du von mir hören? Sie hat ausgesehen, als hätte sie an etwas anderes gedacht, und dann ist sie einfach weggegangen.«
    »Hat sie ganz plötzlich das Interesse verloren? Hat sie …?«
    »Laney, was glaubst du denn? Denkst du etwa, ich hätte sie absichtlich verscheucht?« Matt sprang auf. Er konnte das nicht länger ertragen; seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Niemand hatte es je gewagt, so tief in seine Intimsphäre vorzudringen! Nie hätte er für möglich gehalten, daß eine Frau das Bett mit ihm teilen und sich mitfühlend all seine Sorgen und Nöte anhören würde, nur um sie später zum Gegenstand einer nüchternen, öffentlichen Diskussion zu machen! Er hatte das Gefühl, als würde er gerade für die Organbanken auseinander genommen; doch im Gegensatz zu den unglücklichen Opfern der Vollstreckungspolizei war er noch bei Bewußtsein. Er sah, wie eine Heerschar von Ärzten mit ihren nicht allzu sauberen Fingern in ihm herumstocherte, und hörte, wie sie spöttisch über den Inhalt seiner Krankenakte herzogen.
    Und das wollte er seinen Gefährten gerade sagen, als er bemerkte, daß ihn niemand mehr ansah. Niemand sah ihn an!
    Laney starrte in das künstliche Kaminfeuer; Hood betrachtete Laney, und Harry Kane hatte wieder seine Denkerpose eingenommen. Keiner von ihnen sah irgendetwas … zumindest nichts hier in diesem Raum. Alle drei wirkten sie geistesabwesend.
    »Das Problem ist folgendes«, bemerkte Harry Kane verträumt. »Wie zum Teufel sollen wir den Rest befreien, wenn nur vier von uns entkommen sind?«
    Kurz betrachtete er seine unaufmerksame Zuhörerschaft; dann versank er wieder in Gedanken.
    Matt spürte, wie sich ihm die Nackenhaare sträubten. Harry hatte ihn direkt angeschaut, aber er hatte mit Sicherheit nicht Matt Keller gesehen … und seine Augen waren irgendwie seltsam.
    Wie eine Wachsfigur … Matt beugte sich vor, um Harry Kane in die Augen zu blicken.
    Harry zuckte zusammen, als wäre er von einer Kugel getroffen worden. »Wo zum Teufel kommst du denn her?« Er starrte Matt an, als wäre dieser gerade vom Himmel gefallen. Dann sagte er: »Hmmm … Oh. Du hast es also getan.«
    Daran bestand kein Zweifel. Matt nickte. »Ihr habt alle plötzlich das Interesse an mir verloren.«
    »Was war mit unseren Augen?« Hood schien ihn anspringen zu wollen, so angespannt war er.
    »Irgendetwas. Ich weiß es nicht genau. Ich habe mich gerade vorgebeugt, um mir Harrys Augen anzusehen …« Matt zuckte mit den Schultern, »… und dann war es weg.«
    Harry Kane benutzte ein Wort, das jeder Lektor streichen würde.
    Hood fragte: »Plötzlich? Ich kann mich an nichts Plötzliches erinnern …«
    »Und an was erinnerst du dich?« erkundigte sich Matt.
    »Nun, eigentlich an gar nichts. Wir sprachen über Augen … oder über Polly? Genau, über Polly. Matt, war es dir unangenehm, daß wir über sie gesprochen haben?«
    Matt stieß ein leises Knurren aus.
    »Dann ist das der Grund, warum du getan hast … was du eben getan hast. Du wolltest nicht mehr bemerkt werden.«
    »Vermutlich.«
    Hood rieb sich die Hände.
    »So! Wir wissen, daß du irgendeine Gabe besitzt, und du kannst sie auch kontrollieren; allerdings nur unterbewußt. Also?« Hood verwandelte sich in einen Professor, der seinen Blick über eine nicht allzu intelligente Klasse schweifen ließ. »Welche Fragen sind noch nicht beantwortet? Zum einen: Was haben die Augen mit alledem zu tun? Zum anderen: Warum war der eine Wachmann dazu imstande, dich niederzuschießen und einzusperren? Und schließlich: Warum hättest du deine Gabe benutzen sollen,

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