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Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde

Titel: Ringwelt 09: Ein Geschenk der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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verlassen. (Aber konnte ein anormaler Kolonist einfach ungesehen an den Wachen vorbeimarschieren?)
    Kein Flüchtling würde in einem Polizeiwagen entkommen. Jesus Pietro hatte angeordnet, daß Polizeiwagen für die Dauer der Suche nur noch paarweise flogen. Auf diese Weise wären die Flüchtlinge in der Unterzahl, wenn man sie aufspürte.
    Da Jesus Pietro zur Hälfte Kolonist war, war es ihm nicht gestattet gewesen, sich Miliard Pariertes Rede anzuhören, doch er wußte, daß sie inzwischen vorbei war. Crewwagen flogen wieder. Falls die Flüchtlinge einen Crewwagen stahlen, hätten sie vielleicht eine Chance. Aber sollte es tatsächlich zu einem solchen Diebstahl kommen, würde das Hospital sofort darüber informiert werden. (Wäre das wirklich der Fall? Ein Polizeiwagen war gestohlen worden, und das hatte er schließlich auch selbst herausfinden müssen.)
    Auch in den verlassenen Korallenhäusern hatte man nichts und niemanden gefunden. (Aber hätte man etwas wirklich Wichtiges überhaupt entdeckt?)
    Die meisten der entflohenen Gefangenen befanden sich wieder im Vivarium. (Aus dem sie schon einmal ausgebrochen waren, ohne auch nur die Schlafhelme auszuschalten.)
    Jesus Pietro war es nicht gewohnt, sich mit Gespenstern auseinander setzen zu müssen.
    Das erforderte eine ganz neue Vorgehensweise.
    Er beschloß, sofort damit zu beginnen, eben diese neuen Methoden zu entwickeln.
     
    Der Streit begann während des Abendessens.
    Das Abendessen fand zu einer ungewöhnlichen Zeit statt: um drei Uhr nachts. Es war gut, sehr gut sogar. Lydia Hancock sah noch immer wie eine mürrische, alte Schreckschraube aus; aber Matt konnte jemandem, der so gut kochen konnte, mühelos fast alles verzeihen. Sie hatten gerade die Lammkeulen verspeist, als Harry Kane das Gespräch wieder auf ihr gemeinsames Unterfangen lenkte.
    »Fünf von uns sind übrig«, sagte er. »Was können wir tun, um die anderen zu befreien?«
    »Wir könnten das Pumpenhaus in die Luft jagen«, schlug Hood vor. Wie sich herausstellte, war das Pumpenhaus, das das Alpha-Plateau mit Wasser aus dem Langen Fall versorgte, die einzige Wasserquelle der Crew. Es lag am Fuß der Alpha-Beta-Klippe. Die Söhne der Erde hatten das Pumpenhaus schon vor langer Zeit vermint, um es bei Bedarf sprengen zu können. »Das würde für Ablenkung sorgen.«
    »Und die Energieversorgung würden wir ihnen damit auch abschneiden«, sagte Matt, der sich daran erinnerte, das man den zur Fusion nötigen Wasserstoff auch aus Wasser gewinnen konnte.
    »Nein, Keller. Die Kraftwerke brauchen nur ein paar Eimer voll pro Jahr. Und von was willst du ablenken, Jay? Irgendwelche Vorschläge?«
    »Matt. Er hat uns schon einmal rausgeholt. Und jetzt, da er weiß, wie es funktioniert, kann er es noch mal tun …«
    »O nein. Ich bin kein Revolutionär. Ich habe euch doch gesagt, warum ich ins Hospital gegangen bin, und ich werde es mit Sicherheit nicht noch einmal tun.«
    Daher der Streit.
    Von Matts Standpunkt aus gab es nur wenig dazu zu sagen. Er würde nicht mehr ins Hospital zurückkehren – Punkt. Falls möglich würde er wieder nach Gamma zurückgehen, sein Leben leben und darauf vertrauen, daß ihn seine Psikräfte beschützten. Falls er anderswo leben mußte, dann war das eben so – selbst wenn ihm nichts anderes übrig blieb, als sich den Rest seines Lebens auf dem Alpha-Plateau zu verstecken. Sein Leben war vielleicht in Unordnung geraten, aber es war bei weitem noch nicht wertlos genug, um es einfach so wegzuwerfen.
    Keiner der anderen brachte Matt für seine ablehnende Haltung Sympathie entgegen, noch nicht einmal Laney. Ihre Argumente reichten von Appellen an seinen Patriotismus oder dem Hinweis darauf, wie sehr es doch jeder liebte, bewundert zu werden, bis hin zu persönlichen Beleidigungen und Drohungen, ihm oder seiner Familie Schaden zuzufügen. Jay Hood war der eifrigste, was die Schmähungen anging. Man hätte glauben können, er hätte ›das Glück von Matt Keller‹ erfunden, und Matt hätte es ihm gestohlen. Er schien ehrlich überzeugt davon zu sein, er besäße so etwas wie ein Patent auf Mount Lookitthats Psikräfte.
    In gewisser Hinsicht war das Ganze einfach nur lächerlich. Sie bettelten ihn an; sie setzten ihn unter Druck; sie bedrohten ihn … und mit alledem hatten sie keine Aussicht auf Erfolg.
    Einmal schafften sie es tatsächlich, ihm Angst einzujagen, und einmal beleidigten ihn ihre Kommentare so sehr, daß ihm der Geduldsfaden riß. Beide Male endete der Streit

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