Ringwelt

er das erste mal nachlässig und übersah
eine Überschreitung des Energieflusses. Erst als eine Warnsirene
auftönte und eines der Pulte das durchbrennen eines Energiefilters
anzeigte reagierte er. Er schaltete gerade noch rechtzeitig auf
einen Hilfsenergiefilter um. Danach schluckte er die ersten Koffeinpillen
um sich wach zu halten. Der komplette Flutungsprozess würde
sich noch recht lange hinziehen und er konnte ihn nicht eine Sekunde
aus den Augen lassen.
    Nach nur einer dreiviertelstunde machte er den nächsten Fehler.
Auch diesmal verbrannte wieder einer der Energiefilter. Wolf konnte
aber auch diesmal einen Hilfsenergiefilter zuschalten. Nur war es
der letzte über den er verfügte. Normalerweise würde
nun ein Technikerteam den ersten durchgebrannten Energiefilter durch
einen Ersatz aus dem Lager austauschen. Das Austauschen der Energiefilter
war eine Sache von Minuten. Er selbst würde das auch können,
nur mußte er dazu die Energiezentrale verlassen. Und das konnte
er derzeit nicht.
    Die Batteriekugel war bereits zu rund sechzig Prozent gefüllt als
es im Fusionsreaktor selbst zu einer Warnmeldung kam. Damit hatte
Wolf nicht gerechnet. Der Fusionsreaktor ware eigentlich perfekt
selbst steuernd und auftretende Fehler konnte die integrierte Steuerungsmatrix
selbstständig beheben. Solch ein Fehler wie er nun auftrat
passierte statistisch gesehen nur alle dreihundert Jahre einmal.
Nur das es hier an Bord der SITAE nun gerade jetzt passierte.
    Wolf Kasbow konnte gerade noch den Flutungsprozess abschalten als sich
der Fusionsreaktor immer mehr aufheizte. Er hatte immerhin achtzig
Prozent Energie in die Batteriekugel bekommen aber die würden
sich in kürze verabschieden wenn er den Fusionsreaktor nicht
schnellsten in den Standbeybetrieb schalten konnte. Nur wußte
Wolf nicht genau wie man das machte.
    So umfassend war seine technische Ausbildung nicht gewesen. Es gab
eigentlich nur noch eines was er tun konnte um seine Mission nicht
zu gefährden. Er brauchte nach Plan eigentlich noch zwei Hyperraumsprünge
zu machen. Hatte aber nur Energie für knapp einen. Was er mit
dem durchbrennenden Fusionsreaktor tun konnte war ihn vom Schiff
zu sprengen. Die dafür nötige Prozedur kannte jedes Besatzungsmitglied
an Bord. Auch er selbst.
    Er schaltete den Flutungsprozess wieder ein und beobachtete die Monitore
aufs Schärfste. Während ihm der Schweiß die Stirn
herunter tropfte erhitze sich der Fusionsreaktor immer mehr. Wolf
wartete bis wirklich zum letzten Augenblick. Dann schaltete er den
Flutungsprozess erneut ab und ließ den Fusionsreaktor vom
Schiff sprengen. Im gerade noch geringst möglichen Abstand
zur SITAE schmolz der Fusionsreaktor und verglühte wie eine Sonne.
    Ein Blick auf den Energiestand der Batteriekugel zeigte ihm rund einundneunzig
Prozent Füllungsrate an. Das würde knapp werden. Vor allem
da er nun nur noch einen einzigen Hyperraumsprung machen konnte.
Er würde länger brauchen und sich die neuen Koordinatensätze
selbst erarbeiten müssen. Auf die alten Vorgaben konnte er
jetzt nicht mehr zurückgreifen. Aber bevor er damit begann
suchte er seine Kabine auf. Die Anstrengungen der letzten Tage zeigten
ihre Wirkung.
    *
    Rückblick 1. November 2104 AD
    Als Wolf Kasbow nach seiner etwas längeren Pause wieder in die
Navigationszentrale kam fiel ihm sofort der blinkende Annäherungsalarm
auf. Er blieb erst einige Sekunden lang sprachlos stehen bevor ihm
bewußt wurde das es kein irdisches Raumschiff sein konnte
das sich der Position der SITAE näherte. Hektisch ermittelte
er den Kurs des fremden Objektes. Es kam direkt von der im Weltall
treibenden Station.
    Eine Entfernungsmessung teilte ihm mit das sich das Objekt noch rund
sechshundert Kilometer entfernt befand, sich aber schnell näherte.
Wenn es seine derzeitige Geschwindigkeit beibehielt würde es
auf die SITAE in rund drei Stunden treffen. War es eine Projektilwaffe,
etwa ein Torpedo so hatte Wolf noch die Möglichkeit ihm auszuweichen.
Sofern es keine Waffe mit einem Zielerfassungcomputer war. Was aber
war, wenn es das nicht war?
    Wolf war im Augenblick zu kaum einem klaren Gedanken fähig. Es gab
zu viele Möglichkeiten die zu bedenken waren. Die letzten Tage
hatte die SITAE ihren Kurs nicht ein einziges mal geändert
oder korrigiert. Für das sich nähernde Objekt da Draußen
mußte es aussehen als ob man es noch nicht entdeckt hatte.
Änderte er jetzt aber den Kurs der