Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt
hatte ihn gerochen. Irgendwo dort war ein Protektor. Sie ließ zu, dass der Mann von dem Lebensbaum aß, und sie selbst aß ebenfalls davon.
Der Mann starb daran. Teela hat verhindert, dass sie ins Koma fiel. Vielleicht hat sie längere Zeit reglos dort gelegen. Von Bram wurde nun erwartet, dass er kommen und sie untersuchen würde, herausfinden, was sie inzwischen geworden war, und sie dann töten, bevor sie als echter Protektor erwachen konnte. Und dann hätte sie ihn überrascht und ihn getötet.
Aber Bram kam einfach nicht. Er musste beschlossen haben, sie erwachen zu lassen. Also musste sie auf Plan B zurückgreifen. Sie verließ die Karte der Erde, ohne Bram wissen zu lassen, dass sie von seiner Existenz wusste. Sie machte sich daran, die Ramjets am Randwall zu reparieren, und dann … heckte sie den Plan aus, sich selbst umbringen zu lassen.«
»Wie? Louis, wie?«, wollte Wembleth wissen. Immer noch hielt er die Armbrust in Händen.
Sie hatte Louis und seine Gefährten angegriffen, dabei aber von vorneherein den Plan gehabt, diesen Kampf zu verlieren. Louis hatte sie eigenhändig getötet.
»Wir waren Bram voll und ganz ausgeliefert«, erklärte er nun. »Wir waren solange seine Geiseln, wie Teela noch lebte. Sie hatte seine Dienerin werden sollen, und er war schlichtweg unfähig, seine Aufgabe zu erfüllen. Sie musste sterben, um die Ringwelt zu retten, und genau das hat sie getan.«
»Aber …«
Louis ließ keine Einwände zu. »Wichtig ist jetzt nur, dass ich alles für dich tun würde! Tatsächlich bedeutet das, dass ich dich wieder verlieren muss! Es ist unbeschreiblich wichtig, dass die derzeit herrschenden Protektoren, Tonschmied und Proserpina, völlig außerstande sind, dich jemals zu finden.«
»Was würden sie denn tun? Uns töten? Uns ausfragen?«
»Sie würden das tun, was Protektoren tun: beschützen.«
Wembleth ließ die Armbrust sinken. Seine Hände zitterten. »Vashneesht! Stet. Ich mag dieses Volk, aber wir können weiterziehen. Musst du wissen, wohin wir ziehen werden?«
»Ich darf es nicht einmal wissen!«, erwiderte Louis mit fester Stimme.
Er ging hinaus. Die Kinder und Jugendlichen des Wolfsvolks kletterten auf dem Wartungsstapel herum. Louis verscheuchte sie. Dann programmierte er die Steuerung der Stepperscheibe um, und ebenso die Steuerung der Transportplattformen.
Wembleth und Roxanny waren ihm ins Freie gefolgt. »Ich werde jetzt fortschnellen«, erklärte er. »Sobald ich weg bin, verändert ihr die Einstellung an dieser Stepperscheibe, und dann müsst ihr auf diese Taste mit dem Kreuz darauf drücken, die hier, und dann ebenfalls durchschnellen. Und dann geht, wohin ihr mögt.«
»Kann man uns denn nicht verfolgen?«
»Das habe ich bereits verhindert, Roxanny. Ihr bewegt euch wie die Geister, solange ihr die Kreuztaste drückt, bevor ihr die Stepperscheibe nutzt. Aber auch das wird Tonschmied relativ schnell herausfinden, also springt nicht zu viel hin und her, nicht länger als … einen halben Tag, so viel Zeit müsst ihr mir lassen … und dann hört ihr auf, durch die Gegend zu schnellen und seht zu, dass ihr von diesem Wartungsstapel so weit wie möglich wegkommt!«
Louis schnellte davon.
KAPITEL ZWANZIG
EINE GESCHICHTE ERZÄHLEN
Die Startzentrale. Hier musste Louis sich nun ein wenig länger aufhalten. Er wollte den Arbeitsraum sehen, die Long Shot und den Nanotech-Autodoc.
Carlos Wus umgebauter Autodoc lag rings um die Stepperscheibe verteilt, durch die Louis jetzt geschnellt kam. Werkzeuge lagen herum. Bei einem Großteil davon konnte Louis sich vorstellen, welchem Zweck sie dienten. Kabel und regenbogengleiche Laserfäden führten zu einem Dutzend Regale mit den verschiedensten Instrumenten. Es würde mehrere Minuten in Anspruch nehmen, dieses Gewirr zu entflechten … der Hinterste würde mindestens eine Stunde dafür brauchen.
Vor ihm ragte die Long Shot auf: eine Seifenblase, eine Meile hoch. Auf den ersten Blick kam es Louis so vor, als sei das Schiff zum Teil zerlegt worden. Eine offene, geschwungene Luke, groß wie ein ganzer Festplatz, gähnte nahe dem Boden der Halle. Überall waren Geräte aufgestapelt, und ringsum lag ultraleichtes Dichtungsmaterial herum.
Ein zweiter Blick verriet Louis: Das Zeug hier gehörte zu keinem ihm bekannten Hyperraumantrieb. Dort stand eine General-Products-Zelle Mark Zwo, eine Rettungskapsel. Das dort waren Tanks. Dort drüben wiederum lagen aufblasbare Habitate für den Einsatz am Boden und im Orbit,
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