Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt
dass er sehr schnell reagieren kann!«
»Selbst wenn wir die Ringwelt erreichen können, bin ich immer noch sein Gefangener«, entgegnete der Hinterste. »Aber das kann ich nicht akzeptieren. Das kann ich nie akzeptieren! Ich habe es satt, ständig in Gefahr zu geraten – um einem Zweck zu dienen, den ich einfach nicht verstehe.«
»Ach, tatsächlich? Ist ja ’n Ding!«
Die Hot Needle of Inquiry hatte inzwischen eine beachtliche Geschwindigkeit erreicht und beschleunigte immer noch, als sie den Randwall passierte. Während das geschah, hoben Schiffe von der schwarzen Unterseite der Ringwelt ab. Doch gleich darauf befand sich die Needle im Inneren des Ringweltbogens, umgeben von gleißendem Sonnenlicht und einem Hof aus tausenden winziger Sonden.
Louis hörte ein Heulen, das Knochen zum Schmelzen hätte bringen können, und ein rhythmisches Hämmern, aber er ging nicht zur Küchenautomatik hinüber, um nachzusehen, was da geschah. Es konnte nur Akolyth sein, der eine Wand angriff, um in Bewegung zu bleiben.
Im Zickzack jagte das Schiff über den Himmel; doch das war nur daran zu erkennen, wie sich der Sternenhimmel immer wieder veränderte. Die Needle erfuhr jetzt eine gewaltige Beschleunigung, aber die Kabinenschwerkraft kam damit zurecht. Die Sonden andererseits aber auch. Nichts und niemand griff die Needle an, aber alle Spezies wollten Plätze in der ersten Reihe.
Was bekamen sie denn geboten? Eine General-Products-Zelle Mark Drei, von Puppenspielern gebaut; im Steuerhaus ein Puppenspieler. Die Needle dürfte dabei nicht sonderlich in Gefahr sein. Die meisten Entitäten zogen es vor, einen Puppenspieler nicht zu verängstigen.
Der schwarze Fleck, der die Sonne verbarg, wurde größer.
Das würde eine höllische Achterbahnfahrt werden!
Plötzlich ein weißen Gleißen, es glomm auf, danach war alles wieder schwarz. Mit vor Sarkasmus triefender Stimme fragte Akolyth: »Diese Geschosse sind nicht mit Antimaterie bestückt?«
»Vielleicht war das ein Schiff, das von einem Antimaterie-Geschoss getroffen wurde. Vom Licht her könnte das hinkommen. Aber ich rate natürlich nur. Hinterster, mach weiter so, ausweichen, immer ausweichen!«
Die Singstimme des Puppenspielers gab zurück: »Was soll ich denn auch sonst tun? Lenkt euch mit irgendetwas ab! Was ist, wenn sie Tonschmied töten? Wirst du dann einen neuen Protektor suchen? Oder wirst du es lassen?«
»Wie hält er sich denn?«
Der Hinterste öffnete ein virtuelles Fenster.
Ganze Schwärme von Geschossen und Schiffen stießen von allen Seiten auf die gewaltige Kristallkugel vor. Dazwischen glitzerten Laser und Bomben. Entgegen aller vernünftigen Einschätzung der Lage hatte ein Schiff das Feuer auf die Long Shot eröffnet, und inzwischen feuerten auch noch andere. Die Kugel rotierte, hell-dunkel-hell im Schein der Laser, und die vier archaischen Raketenantriebe flammten immer und immer wieder auf.
Dann war die Long Shot verschwunden.
»Ist in den Hyperraum geflüchtet«, erklärte Louis. »Verrückter Kerl! Es wird ihm wirklich gelingen, seine Angreifer abzuschütteln, wenn sie ihn nicht doch noch mit Haut und Haaren fressen.«
»Was wirst du tun, wenn Tonschmied tot ist?«, beharrte der Hinterste.
»Hier gibt es einfach zu viel Lebensbaum! Irgendetwas muss ich tun!«, erwiderte Louis. »Sonst werden die Protektoren auf dem Randwall alles übernehmen. Und das wäre nicht gut. Die haben sich ganz anders entwickelt, als nach den allgemeinen Tendenzen der Hominidenevolution vorauszusehen gewesen wäre, und sie wissen nicht genug. Hinterster, ein Ghoul ist immer noch die beste Wahl. Die leben wie die Schakale: Was auch immer auf ihrer Welt leben mag, letztendlich, früher oder später, gehört es sowieso ihnen. Die sorgen für sich selbst am besten, indem sie für alles und jeden das Leben besser und sicherer machen. Abgesehen davon ist ihr Heliografensystem einfach toll. Das brauchen wir!«
»Tonschmied ist arrogant und manipulativ«, entgegnete der Hinterste.
Der schwarze Fleck, der die Sonne bedeckte, breitete sich aus und verschluckte sie.
Diskontinuität.
KAPITEL ACHT
VERSUCH’S MIT EINER ANTIMATERIE-BOMBE
Zwei Tage lang hatte die Gray Nurse beschleunigt, dann stürzte sie einfach nur auf die Sonne und die Ringwelt zu. Der Transporter dürfte innerhalb weniger Stunden über den Randwall hinwegjagen. In dem Augenblick stünden die Chancen für einen Einsatz gut. Ein Linearmotor erstreckte sich längs über den Rumpf der Gray
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