Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt
›Vietnam-Krieg‹ oder die ›Rache für Mekka‹: Er könnte ewig dauern. Niemand weiß, wie man einen Krieg abstellt.«
»Stet, dann bring mich in den Von Menschen Besiedelten Weltraum! Lassen die mir da meinen Status, meine Rechte?«
Louis lachte. »Nein. Bleib beim Interspeak, so wie Chmeee und ich es dich gelehrt haben! Wir werden behaupten, die kämst von Sheathclaws oder Fafnir und wärst in einer Kzinti-Menschen-Gemeinschaft aufgewachsen. Dann erwarten die, dass du dich ein wenig sonderbar benimmst. Tanj, warum haben wir uns nicht bewegt? Hinterster!«
Die Long Shot war verloren in einer Sternenlandschaft und Sonnenglanz, und die Needle tat überhaupt nichts.
Louis rief: »Tu irgendetwas, Hinterster!«
Der Puppenspieler kreischte. Dann, tonlos: »Louis, Akolyth: Dieser Aasfresser hat meinen Hyperantrieb unbrauchbar gemacht.«
Louis schwieg, ein Kommentar war überflüssig.
Der Puppenspieler fuhr fort: »Ich hätte doch noch im Hyperraum wenden können, um zu verbergen, wo ich in das Ringwelt-System zurückkehre! Aber jetzt kann uns jedes Teleskop im ganzen System genau dabei zuschauen, wie ich versuche, wieder in Sicherheit zu gelangen! Wir werden s… zwei Tage lang unter Beschuss sein, und das ist schon optimistisch geschätzt. Tonschmied wird mir einiges zu erklären haben!«
»Es war doch klar, dass du versuchen würdest zu entkommen«, meinte Louis nur.
Der Puppenspieler schnaubte eine orchestrale Dissonanz. Die Needle schwenkte herum.
Eine Wolke aus Geschossen und ein Dutzend Schiffe näherten sich mit großer Geschwindigkeit aus Richtung der Kometen, etwa eine halbe Stunde, nachdem sich der Hinterste zu seiner Flucht abgesetzt hatte. Die Besatzung der Needle konnte zuschauen, wie diese Schiffe sich näherten, während die Needle in Richtung Sonne beschleunigte.
Der Hinterste blieb im Steuerhaus. Akolyth und Louis waren in ihrem Quartier. Sie sprachen darüber, mit gedämpften Stimmen, als würde man sie so nicht hören können.
Louis beobachtete, wie der Randzonenkrieg auf sie zukam.
Die schnelleren Geschosse stellten keine Gefahr dar. Nichts, was einen derart hohen Schub besaß, würde mit Antimaterie ausgestattet sein. Man konnte nämlich nicht riskieren, dass die Antimaterie den Behälter berührte. Manche Schiffe, vor allem diese lang gestreckten Schiffe der ARM, würden vielleicht mit Antimaterie-Geschossen bewaffnet, aber deswegen mit einem Linearmotor ausgestattet sein: Diese Schiffe würden sich langsamer bewegen – zu langsam, um die Needle einzuholen.
Die Long Shot zu verfolgen, stellte für die Angreifer nicht das geringste Problem dar. Die Kugel von einer Meile Durchmesser war auffällig und ohne jegliche Möglichkeit der Verteidigung.
Am zweiten Tag trafen die ersten Geschosse ein. Die meisten versammelten sich in einer Wolke rings um die Long Shot.
Tonschmied hatte in die Needle ein neues Lasergeschütz eingebaut. Der Hinterste schoss die wenigen Dutzend Geschosse ab, die der Needle folgten. Die Sonne wurde größer. Louis fragte sich, ob im inneren System wohl weitere Schiffe auf sie warteten.
»Sollten wir nicht das Wendemanöver einleiten, Hinterster?«
»Genau das erwarten sie ja«, erwiderte der Puppenspieler.
Louis fragte sich, was der Puppenspieler beabsichtigen könnte. Nach einem Blick hinaus ins All wusste er es.
Wie gefährlich kann das sein? Puppenspieler sind doch Feiglinge, oder? Louis Wu durfte in Gegenwart eines Kzin keine Furcht zeigen. Er sollte sich selbst lieber einreden, dass er immensen Spaß an der ganzen Sache hatte. Alles nichts weiter als eine lustige Achterbahnfahrt!
Doch der Hinterste hatte mehr Angst vor seinen Verfolgern als vor dem, was er vorhatte.
Louis brauchte einen Augenblick, um sich zurechtzulegen, was er sagen sollte. Dann: »Hinterster, alles Neue an Bord der Needle, selbst der Hyperantrieb, wurde von Tonschmied gebaut oder modifiziert und seitdem nie getestet. Vertraust du immer noch jedem Gerät, jedem Instrument? Selbst dem Stasisfeld?«
»Das muss ich«, erwiderte der Hinterste. »Hier draußen bin ich die Jagdbeute. Jedes Wesen, das ein Teleskop besitzt, muss gesehen haben, wie wir die Long Shot angegriffen haben. Sind wir nur zur Ablenkung da? Wird Tonschmied unser Leben aufs Spiel setzen, nur um die anderen in die Irre zu führen? Louis, dir ist er ähnlicher als mir!«
Nach dieser Bitte, sich über Tonschmied auszulassen, war Louis auch bereit zu antworten: »Vertrau ihm nicht! Tu dein Bestes! Geh davon aus,
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