Ringwelt 10: Hüter der Ringwelt
Weibchen. Ich habe sie gerochen. Wir sollten uns entscheiden …«
Irgendetwas zog Wembleths Aufmerksamkeit auf sich. Er stand auf; dann rief er etwas in den Wald hinein.
Ein Mann trat heraus. Er ging an den gehörnten Tieren vorbei; die Tiere liefen nicht fort. Ein Dutzend Yards vor Wembleth blieb er stehen. Dann sprach er. Seine Arme hingen herab, die Hände gut sichtbar. Wembleth hielt es ganz genauso.
Beide waren nackt. Der Mann überragte Wembleth sichtlich.
Er musste größer sein als Akolyth, acht Fuß oder nur wenig kleiner, und ebenso schlank wie die Bäume, die diese Lichtung umstanden. Alles an seinem Körper wirkte unnatürlich lang gestreckt … von seinem Kopf abgesehen. Sein Kiefer wirkte kräftig und kantig. Sein Haupthaar besaß die gleiche Farbe wie die Kronen der Bauschkronenbäume.
Die ARMs, die immer noch nackt im Wasser standen, wirkten ratlos. Langsam wateten sie stromaufwärts auf Louis und Akolyth zu.
»Sie haben ihre Waffen noch nicht«, flüsterte Hanuman. »Louis, werden sie die Ruhe bewahren?«
Er meinte natürlich die ARMs.
»Das weiß ich nicht«, entgegnete Louis. »Irgendjemand muss ihnen erklären, was es mit Rishathra auf sich hat.«
Wembleth und der Fremde sprachen jetzt ganz offen miteinander.
Claus kam in Hörweite. Er fragte: »Irgendwelche Vorschläge?«
»Wembleth macht das ganz gut«, erwiderte Louis. »Lass ihn für uns reden! Da sind noch mehr Einheimische.«
»Wo?«
»In den Bäumen«, beantwortete Akolyth die Frage. Er deutete dorthin. »Da, alle sechs.«
»Er sieht aus wie eine Giraffe!«, lachte Claus.
»Oder ein Lunie«, gab Roxanny zurück. Das war eine deutliche Abfuhr.
Luis Tamasan hatte niemals einen Bürger von Luna gesehen. Louis sagte: »Die werden friedfertig sein. Schaut euch den Kiefer an: Das ist ein Herbivore! Wahrscheinlich pflücken die sich Früchte von den Bäumen. Wir müssen uns entscheiden …«
»Tanj darauf! Unsere Translatoren müssen die hören.« Claus ging auf sie zu; die anderen folgten ihm langsam. Claus griff nach seinem Anzug, um sich damit abzutrocknen, dann ließ er ihn wieder fallen und nahm sich seine Rückentasche. Wenn Nacktheit für die Fremden kein Problem darstellte, dann brauchte auch Claus keine Kleidung; aber die Tasche enthielt seinen Translator – und vielleicht auch eine Waffe.
Sechs hoch gewachsene, schlanke Humanoiden traten aus dem ebenso hoch gewachsenen, schlanken Wald heraus. Rishathra? Wir müssen das erst noch den ARMs erklären.
Wembleth sprach jetzt sehr schnell und deutete auf Akolyth und Hanuman. Die hoch gewachsenen Hominiden verneigten sich tief und sprachen dann auf Wembleth ein. Louis und Roxanny griffen nach ihren Translatoren und schlossen sich der Gruppe an.
Die ARM-Translatoren schnappten die ersten Wortfetzen auf. Sie ähnelten dem, was sie von Wembleth gehört hatten, obwohl sein Regiolekt sich vermutlich deutlich von allen Sprachen unterschied, die in der Nähe des Großen Ozeans gesprochen wurden.
Plötzlich drehte Wembleth sich zu Roxanny um. Seine Sprache klang nicht anders als sonst auch, doch die Translatoren reagierten sofort. »Sie wollen etwas wissen: Wie hält eure Art es mit …« – ein Wort, das nicht übersetzt wurde. »Was soll ich ihnen sagen?«
»Was ist denn das?«, fragte Roxanny.
Wembleth versuchte es zu erklären. Die Aktivität, von der Frauen dann Kinder austragen? Aber zwischen unterschiedlichen Spezies ist das nicht so? Claus und Roxanny hörten zu, dann wandten sie sich Hilfe suchend an Luis.
Louis erläuterte: »Er verwendet ein anderes Wort dafür, aber es bedeutet Rishathra. Rishathra bedeutet Sex, der zwischen verschiedenen Spezies praktiziert wird, aber nur bei intelligenten Hominiden. Das ist kein Wort, das man benutzt, wenn …«
»Kleiner Klugscheißer.« Claus war nicht im Geringsten belustigt.
In diesem Augenblick begriff Louis, dass er Angst vor Claus hatte. »Das ist kein Scherz, Claus! Das ist das Erste, was man wissen muss, wenn man einer neuen Spezies begegnet. Schau, du kannst immer noch sagen, dass ihr ein Paar seid. Und monogam.«
Claus schaute die vier Frauen an. Sie waren alle so hoch gewachsen wie die Männer, vielleicht knapp unter acht Fuß. Das waren keine Lunies und auch keine Giraffen: Elfen. Sie schauten sie ebenso unverhohlen an wie die Männer; doch die Männer schauten alle zu Roxanny hinüber, die prompt errötete. Louis bemerkte, dass er selbst ebenfalls rot geworden war.
»Wembleth«, sagte er dann, »sag ihnen, dass
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